Der Schrei nach einem Führer: Mit Pistorius zurück zur Schmidt-SPD und zur deutschen Führungsmacht?
Angesichts fallender Umfragewerte von Regierungsparteien, aber auch Union und weiterem Anwachsen der AfD, sowie nun beklagter Führungsschwäche von Scholz, aber auch Merz, wird nun der Ruf nach einem demokratischen Führer laut, der als Gralsfigur eine demoskopische aber auch politische Zeitenwende einläuten könnte, bevor dies ein faschistischer Führer wie Höcke übernimmt. So erklärte Gabor Steingart Boris Pistorius zum neuen potentiellen Führer, der SPD und Deutschland aus dem Jammertal führen könne und wohl auch besser als Scholz oder gar Merz dazu geeignet sein könne. Dies weniger, weil Pistorius jetzt zu den wesentliche Themen außer Russland- und Verteidigungspolitik irgendwelche politische Positionen bezogen hätte, sondern wegen Volksnähe, vermuteten Charakter und Führungsstärke, Charisma, etc
„Gastbeitrag von Gabor Steingart
Wenn Scholz klug ist, überlässt er bald Boris Pistorius das Feld
Donnerstag, 03.08.2023 | 13:39
Die SPD steht vor einem Scherbenhaufen: Olaf Scholz hat die Wähler verloren und die Regierungspolitik wirkt chaotisch. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Boris Pistorius. Seine klaren Worte und Erfahrung in Sicherheitsfragen könnten die Partei retten.
Dabei stellt Steingart eine einzige Positivliste von vermuteten oder auch realen Persönlichkeitsmerkmalen auf, die den neuen Führer ausmachen sollen, wobei nicht ein Wort über etwaige Schwächen, mögliches politisches Programm oder innerparteiliche Konkurrenten erwähnt wird. So aber ist Pistorius „ein starker Mann“, „Kein Elitist“, „spricht Klartext, kein Parteichinesisch“ , „befriedigt das Sicherheitsbedürfnis der Menschen“:
„Pistorius war zehn Jahre Innenminister in Hannover. Seine Schwerpunkte waren die Terrorismusbekämpfung, der Zivil- und Katastrophenschutz, der Aufbau einer europäischen Polizei nach FBI-Vorbild und die Formierung einer EU-Grenzschutzpolizei. Selbst die linke Wochenzeitung „Der Freitag“, geführt von Jakob Augstein, stellt anerkennend fest: „Aus staatlicher Sicht ist ein Polizeiminister die zeitgemäße Wahl für die Leitung des Verteidigungsministeriums. “
Hinzu kommt: Das Erstarken der AfD ist ein Hinweis darauf, dass die gegenwärtige Sozialdemokratie in Sachen Sicherheit nicht viel zu bieten hat. Die Härte eines Helmut Schmidt, die Geradlinigkeit eines Peter Struck und die staatliche Strenge eines Otto Schily fehlen ihr heute. Wenn Pistorius diese Leerstelle füllen kann, ist er der richtige Mann zur richtigen Zeit.“
Somit erscheint Pistorius als der Führer, der zurück zur „Schmidt-SPD“ und der anfänglichen Basta-Kanzler“ Schröder- SPD“ zurückführen und die Partei und das Land aus dem zunehmend erbräunenden Dunkeldeutschland führen werde:
Mit Pistorius zurück zur Schmidt und zur jungen Schröder-SPD? Scheinbar erst mal einleuchtend. Zudem auch Merz recht führungsschwach erscheint. Aber man sollte dabei auch nicht vergessen, dass Schmidt damals von der SPD-Linken stark untergraben würde, aber da war auch noch eine riesige Friedensbewegung, zudem mit solchen mächtigen Gallionsfiguren wie Willy Brandt und Erhard Eppler , an die ein Münzenich nicht ranreichen kann, eher schon außerparteilich eine Sarah Wagenknecht .Das gibt es heute nicht mehr und würde es Pistorius einfacher machen. Schröder hatte wegen Ablehnung des Irakkriegs und der Wendestimmung anfangs viel Zuspruch, aber durch die Agenda für den Kranken Mann Europas brachte er die Linkspartei hoch.Aber die ist inzwischen durch ihre Zerstrittenheit und Vergrünung marginal geworden, insofern Sahra Wagenknecht doch nicht doch noch eine Partei Gründen sollte.
Der ehemalige Putin- und Gazpromberater Dr. Rahr meinte skeptisch:
„Ich finde nicht. Pistorius wird zu künstlich hochgelobt von den Medien, weil er so resolut gegen Russland ist. Ihm könnte das Schicksal Gutenbergs blühen.“
Ist Pistorius „so resolut gegen Russland“? Er ist ja bisher der einzige, der momentan noch offen die Lieferung der Taurus ablehnt. Scholz sagt bisher nichts dazu. Ist vielleicht auch Salamitaktik und homöopathische Dosierung.
Aus US- und NATO-Sicht müsste ein „Schmidt“-Pistorius neben der Erhöhung des Sondervermögens den Verteidigungsetat um mindestens 25 Mrd.Euro aufstocken, um dem 2%-Ziel näherzukommen, das inzwischen schon als Untergrenze gesehen wird ein langfristiges Rüstungsprogramm beschließen , um die deutsche Rüstungsindustrie wieder auf Vordermann zu bringen und um Deutschland wirklich zur beschworenen konventionellen Führungsmacht innerhalb Europa zu machen . Da stellt sich die Frage nach der Finanzierung. Sozialkürzungen wie sie der Union und der FDP ohnehin auch so schon vorschweben und neue Agenda müsste Pistorius dann durchsetzen, die wohl viele verblibene SPD-Wähler , die SPD-Linke und Gewerkschaften aufbringen könnte oder Verschuldung, der sich die FDP und Linnemann entgegenstellen würden, die Grünen hingegen nicht. Und dann die Frage, ob er das will. So klar ist das ja bisher nicht. Zumindestens dürfte Putins heutige Ankündigung den russischen Rüstungshaushalt auf 100 Mrd. Dollar zu verdoppeln und weitere 235000″Freiwillige“ in den Ukrainekrieg zu schicken wohl nicht unbeantwortet bleiben.
Merkels Ex- Militärberater General Vad, der mehr aus einer sozialdemokratischen Familie kommt, sowie auch mit Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer eine Friedensdemonstration am Brandenburger Tor initiierte, beurteilt dies wiederum anders als Dr. Rahr:
„Pistorius wäre ein super Kandidat der SPD, wenn seine moderate Programmatik weiterhin stimmt z.B. mit Blick auf die Ukraine. So gesehen sind Strack-Zimmermann, Hofreiter, Kiesewetter, Röttgen und Co die besten Wahlhelfer für eine durch Pistorius erneuerte SPD. Die meisten Deutschen wollen die nicht, auch, wenn sie oft mit ihrer Kriegsrhetorik durch die Talk Shows tingeln …..Nur weiter, möchte ich ihnen zurufen. Sie reden sich zunehmend um Kopf und Kragen und die Ampel in den Abgrund.“
Ex- NATO-General Domroese wiederum meinte:
„Das ist doch offensichtlich ein journalistischer Einfall um in der SPD für Stimmung zu horchen und zweitens der Beginn, Pistorius von der Spitze zu stürzen. Ich mag ihn however, er ist völlig überschätzt und way behind Helmut Schmidt…“
Nach dem Jubelplädoyer Gabor Steingarts im Focus, dann heute ein Artikel über Pistorius im Münchner Merkur, der die Schwierigkeiiten bei der Bundeswehrnachwuchsrekurtierung schildert, zumal eine Abbrecherquote von 30% samt posthumer Verweigerungen dazu kommt.
„Verweigerungs-Explosion schreckt Bundeswehr auf: Pistorius will Truppe hübsch machen
Mehr Frauen, mehr Menschen mit einer Migrationsgeschichte und vor allem: mehr Geschwindigkeit. Boris Pistorius will die Bundeswehr attraktiver machen.(…)
Pistorius will Umschwung bei der Bundeswehr: Mehr Realismus statt „Mission-Impossible-Filmchen“
Was Pistorius fordert ist doch eigentlich schon was Panzeruschi bis hin zu mehr Frauen, Migranten und Bundeswehr-Kitas machte. Wo soll da die Neuerung bestehen? Und die Frage ist auch, ob bei realistischen Werbefilmen ohne heroischen Mission-Impossible -Individualismus dann mehr Leute in die Bundeswehr strömen würden. Vielleicht wäre die Abbrecherrate dann wegen geringerer Erwartungen niedriger, aber wären dann die Rekrutierungszahlen höher. Wobei interessant ist, dass China seine chinesische Version von Top Gun Maverick zeitgleich in die Kinos brachte und die KP China wie Pistorius herausstellte, dass hier mehr Realismus und Teamgeist denn Hollywoodactioneinzelkämpferindividualismus betont werden und werden sollen

https://www.globaltimes.cn/page/202304/1289891.shtml
Zudem bei Generation Z, die viel Wert auf work-life-balance legt? Es scheint ein Dilemma zu bleiben. Vielleicht kommt dann vielleicht doch wieder eine Art Wehrpflicht oder sieht man sich gezwungen wie Wagner in deutschen Knästen gegen in Aussicht gestellte Amnestie zu rekrutieren , in Kneipen Betrunkene wie früher Seemänner in Hafenkneipen zu „shanghaien“ , sich ausländischer Zuwanderer zu bedienen oder Langzeitarbeitslose und Hartzler anders als CDU- Generalsekretär Linnemann nicht zu Zwangsarbeit, sondern zu Zwangswehrpflicht zu verdonnern oder vielleicht gleich Söldner anzuwerben, obgleich ja aus Sicht der NPD oder AfD- Höcke die Bndeswehr immer schon eine Söldnertruppe der USA wahr und es eine neue atomarbewaffnete deutsche Wehrmacht bräuchte.Oder wie einmal der Vorsitzende des Bundeswehrverbands meinte. Was nützten alle schonen Sondervermögen für neue Waffen, wenn man keine Leute und dann ein Militär mit vielen schönen Waffen, aber ohne Soldaten habe. Interessant, dass nach Gabor Steingarts euphorischen Artikel mit Pistorius der nächste „Schmidt-SPD- Kanzler und Gralsgestalt einer Führungsmacht Deutschlands im Münchner Merkur dann eine Liste gescheiterter Verteidigungsminister samt Fotogalerie folgt und das Wort vom „Schleudersitz Verteidigungsministerium‘ fällt und eine Linie von Scharping über Gutenberg bis Lambrecht gezogen wird.
Dadurch fühlt sich Ex-General Domroese bestätigt und hat auch noch ein paar Vorschläge in Sachen Rekrutierungswesen:
„Sag ich doch: Pistorius ist völlig überschätzt. Alle sonnen sich in seinem Hype…..
Mit Blick auf Rekrutierung muss man sagen: nicht neu, ja. Aber man kann was machen. Als allererstes HR Profis befassen. Zur Zeit machen das 2 Ärztinnen aus der girls gang von vdl…
UND die ONBOARDING ZEIT verkürzen. Unterschrift und sofort anfangen.
Etc.“
Ex- General Vad sieht den Erfolg möglicher Rekrutierung eher in der richtigen und glaubwürdigen Formulierung eines Verteidigunsgauftrags samt damit einhergehender Verteidigungsmotivation und Begeisterung von Soldatennachwuchs und macht dies am eigenen familiären Umfeld als Beispiel auf:
„Mein Jüngster ging nach dem Abitur für 2 Jahre zu den Gebirgsjägern nach Mittenwald. Er war der Einzige aus der Oberstufe eines bayerischen Gymnasiums und musste sich vor Lehrern und Mitschülern rechtfertigen. Work and Travel oder einfach nur Chillen in Australien galt als normal. Er fand die Zeit bei den Gebirgsjägern gut, erlebte physische und psychische Grenzen und ist heute – insbesondere im internationalen Bereich – als Leutnant der Reserve sehr geschätzt. Er wollte aber suchen keinen Tag länger in der Bundeswehr bleiben. Ihn störte vor allem die unsinnige Bürokratie und die vorherrschende Absicherungsmentalität der künftigen Berufsoffiziere. Mein persönliches Engagement im Ukrainekrieg war auch dadurch motiviert, dass ich nicht wollte leichtfertig und viel Kriegsrhethorik von Grünen Ungedienten in einen Krieg gezogen zu werden, in den dann auch mein Sohn als Reservist ziehen müsste.
Ich denke wir brauchen ein klares nationales Narrativ für unsere Soldaten, dass sie nur „ das Recht und die Freiheit Deutschlands“ zu verteidigen haben und das eben nicht am Hindukusch, in Mali oder ggf. in einen Stellvertreterkrieg am Dniepr. Ich denke, das ist der springende Punkt bei unserer mangelhaften Wehrmotivation, die ich gut nachvollziehen kann.“
Der Personalmangel wird zwar ein sehr zentrales, aber nicht das einzigste Problem sein, das Pistorius lösen muss, zumal es überhaupt lösbar ist unter den jetzige Verhältnissen und es wird sich zeigen, ob ihm das Amt zum Schleudersitz wird und er die bisherige Abbrecherquote der Verteidigungsminister erfüllen wird. Ob der wie Helmut Schmidt vom Verteidigungsminister den Sprung ins Kanzleramt wie damals Schmidt schaffen wird, da scheint ja außer Gabor Steingart noch viel Skepsis bei Leuten, die mit der SPD und auch dem Militär vertraut sind.