Ukrainekrieg: Korealösung, Isreallösung und dann der Weltfrieden?

Ukrainekrieg: Korealösung, Isreallösung und dann der Weltfrieden?

Interessante Entwicklung des Ukrainekriegs. Nachdem die Offensive der Ukrainer scheinbar stockt, der Endsieg ausbleibt, nun neue Wunderwaffen und game changer gefordert werden, hat Biden schon einmal eine „Israellösung“ vorgeschlagen und nun der NATO- Stabschef erstmals offen über eine Korealösung als Option gesprochen, wenngleich vielleict mit NATO-Mitgliedschaft anders als Südkorea oder Japan: oder gar Taiwan :

„Sieg durch westliche Waffen-Eskalation oder die Ukraine wird das neue Korea

Heute, 18.08.2023 | 07:16

Nachdem ein Vorschlag aus dem Umfeld von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Kiew für Empörung sorgte, ist Stoltenbergs Stabschef, Stian Jenssen, zurückgerudert. Er hatte zuvor erklärt, es sei möglich den Krieg in der Ukraine zu beenden, indem das Land Gebiete dauerhaft an Russland abtrete und dafür in die Nato aufgenommen werde.“

https://m.focus.de/experts/sieg-durch-westliche-waffen-eskalation-oder-die-ukraine-wird-zum-neuen-korea_id_202075145.html

Immer too little und too late, auch kein politischer Wille zur konsequenten Eskalation seitens des Westens und der USA, Erreichen des von Domroese skizzierten militärischen operativen minimum, sowie auch des finanziellen operativen Minimums von westlichen Staaten und der Wirtschaft angesichts Green Deal, Global Gateway, Industriepolitik, Inflation, Sondervermögen, deutscher Wirtschaftskrise sowie Aufstieg eurasisch gesinnter Kräfte wie der AfD etc. werden meiner Ansicht nach schon auf eine Korealösung hinauslaufen. Das war schon zu Beginn mein Bauchgefühl ähnlich wie bei Milley und Vad. Dass das jetzt schon der NATO-Stabschef Jenssen offen anspricht ist ein weiteres Indiz. Dass die Ampel das 2%-NATO-Ziel wieder gestrichen hat, weist auch in diese Richtung. Nicht nur Energie- und Verkehrswende, sondern auch die Zeitenwende scheinen zu scheitern. Zum Wiedernichtbeschluss der Ampelkoalition bezüglich  des 2%- NATOziels ist interessant, dass die Union dazu auch still ist. Man fürchtet scheinbar um Wählerstimmen Dazu.meinte Domroese noch:

„Es ist zum Kotzen. … wenn das Sondervermögen aufgebraucht ist – voraussichtlich 2027 – dann müsste der VgHH von rund 50 Mrd auf ca 80 Mrd steigen – NACH DER WAHL, die die CDU ja gewinnen will“

Ob das wishul thinking eines treuen Transatlanikers ist und die Hoffnung zuletzt stirbt, wird sich noch zeigen.

Merkels Ex-Militärberater General Erich Vad, der auch mit Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer die Friedensdemonstration am Brandenburger Tor initiierte und organisierte, wie auch am Army Day der chinesischen Volksbefreiungsarmee im der chinesischen Botschaft mit Ex- General Kujat und der ehemalige Putin- und Gazpromberater Dr. Alexander Rahr zum Plausch mit dem chinesischen Botschafter weilte, meinte dazu:

„Mit einer Eskalation der Waffensysteme – früher Kampfpanzer, jetzt F16 und Taurus -kann man nicht die militärische Gesamtlage in der Ukraine nachhaltig verändern. Das ist der grundlegende, vorherrschende Denkfehler. 

Auch die angeblich seit 2.5 Monaten laufende Offensive, die militärisch- operativ eigentlich gar keine ist, was sich aber wie in dem Märchen „ Des Kaisers neue Kleider“ keiner zu sagen traut – verändert die militärische Gesamtlage nicht, solange die NATO nicht Kriegspartei wird und ihr volles Potential ausspielt. 

Was wir derzeit machen, ist aus militärischer Sicht reine politische Symbolpolitik. Die Eskalation der Waffensysteme soll bestenfalls zeigen, wie ernst wir die Lage nehmen und vor allem uns beruhigen und uns einzureden, alles zu tun, was für die Ukraine nötig ist. Der zurück gepfiffene und zurückrudernde Büroleiter von NATO-GS Stoltenberg hat in seiner realistischen Einschätzung vollkommen recht. Man kann nur hoffen, dass die Schreiberlinge in den deutschen Redaktionen das auch irgendwann kapieren und den Glauben ihrer Großväter an Wunderwaffen und kriegsentscheidende Offensiven abseits der Realität aufgeben.“

Ex- NATO- General Domroese meinte zur Korealösung:

„Ich sehe die KOREA-Option nicht!

Denn dann müsste man viele Kräfte in der UKR stationieren – ewig. Damit wäre man stark gebunden – ISR-Option bietet mehr Flexibilität. Und das ist bei mehreren „Herausforderungen gleichzeitig“ wirklich wichtig.“

Mit Symbolpolitik mag Ex- General Vad zu einem gewissen Umfang recht haben. Aber diese geschmähte Symbolpolitik hat zumindestend einen  russischen Durchmarsch verhindert. Domroeses Argumente, warum er eher an eine Israel-, denn an eine Korealösung glaubt macht durchaus Sinn, zumal Biden auch die „Israellösung“ offen angeboten hat und die USA sich nicht fest in der Ukraine oder Europa binden wollen, haben sie auch noch China und den Asian Pivot nebst Iran und Nordkorea einzudämmen und  müssen da ihre begrenzten Resourcen schonen und nicht überall generös verteilen. Da sollen ja die Europäer und die Deutschen burden sharing real machen und der Beschluss der Berliner Regierung wieder nicht die 2%- NATO-Ziele offen verankern zu wollen,geht da in eine andere Richtung. Ob eine Israellösung dann aber auch wirklich Russland  abschreckt oder nicht , ja eine neue strategische Ambiguität wie in Taiwan oder Neobudapester Sicherheitsgarantie bleibt, ist da die Frage. Vielleicht wäre aber eine Korealösung auch eine Ermutigung für Xi- China , wenn die USA da langfristige Engagements in der Ukraine eingehen und ihr Militär fix binden, was ja Domroeses Gedanke ist.

Ex- General Vad meinte noch dazu:

„Weiß nicht, ob die einzigartige Israel Unterstützung der USA so 1:1 übertragbar ist auf die Ukraine. Der Schutz Israels ist sicher Teil der amerikanischen Sicherheitsdoktrin. Denke, dass das auf andere Länder nicht übertragbar ist, vielleicht deklaratorisch….., aber eher nicht faktisch.“

Zudem die Ukraine auch nicht wie Israel Atommacht und Besitzer von Masenvernichtungswaffen du sich dies auf absehbare Zeit auch nicht ändern wird.

Hier noch meine Überlegungen auf diese Überlegungen von X- General Vad:

„Lieber General Vad,

anders als Sie hätte ich anders reagiert im Falle der Ukrainekrise. Nach den Einmarsch Putins nicht nur ein paar handzahme Wirtschaftssanktionen, sondern ein grossflächiges, vollmobiliserendess Großmanöver der NATO und nicht ein paar Speerspitztruppen im Baltikum oder Polen, eher wie damals Ample Archer und auch mit  faustdicken Drohungen ala Kissingers/Nixons/Reagans Madman theory. Brinkmanship bis und  auch mit dem Risiko einer Kubakrise ofer eben stillen Kubakrise wie Ample Archer, die im sowjetischen Politbüro dann Gorbatschow hochbrachte. Dazu fehlte aber nach 2 Jahrzehnten „Wandel durch Handel“, erhofften Kantschen ewgen Globalsiserungsfrieden, Pazifismus und neoloiberalem Kaputtsparen wohl der politische Willen oder auch die materiellen Fähigkeiten. Wäre das dann voluntaristisches Wutbürgertum am grünen Militaristenstammtisch?  Es ist auch wahrscheinlich,  dass der klassischste Transatlantiker und damals höchstrangige deutsche General in der NATO Ex-General Naumann, der ja zuvor noch mit Varwick den Deeskalationsaufruf mitunterzeichnete und erst bei Putins unverschämten Ultimatum vor dem Einmarsch mit seiner unannehmbaren Forderung eines Rollback der NATO vor die Grenzen von 1997 absprang, da wie Domroese auch bei dem Vorschlag einer neuen Kubakrise oder eben einer „stillen Kubakrise“ wie Ample Archer ebenso abgesprungen wäre. Zumal es auch vielleicht unrealistisch und nicht machbar war angesichts des Zustands der  NATO, des operativen Minimums (Domroese) und auch zu gefährlich, womit dies vielleicht eine eher theoretische und mehr emotionale Option war, denn eine praktische oder realpolitisch in dieser Form, zudem auch für viele ein gewisser Überraschungsmoment dazu kam, den wir bei Global Review nicht so hatten, auch und gerade wegen unserer Russlandkontakte, da im Valdaiclub schon früh ein „Verteidigungskrieg gegen die NATO“  diskutiert wurde und sich mit Karaganows, Glasjews und anderen Schriften mit offener Kriegstrommelei , ja selbst der RIAC-Chef Dr. Kurtonow meinte, man müsse in der Ukraine Fakten schaffen und sich nicht auf Verträge und westliche Zusagen verlassen, schon die ersten Kriegswolken spürbar zusammengezogen. Zudem eben auch westlicherseits kein Kompromisswille bei der Munich Security Conference in Sachen NATO-Mitgliedschaft zu vernehmen war, insofern das noch etwas geändert hatte. Bei Global Review war klar: Es kommt jetzt ala Carl Schmitt bald die Entscheidung und Dezision. Freund oder Feind und das wird erst der Beginn sein. Dennoch hätte ich mir westlicherseits eine deutlich schärfere Reaktion auf den Einmarsch erwartet und auch erwünscht. Entweder erfolgte die nicht, weil der Westen inzwischen wirklich so ausgehöhlt ist und auch noch längere Zeit sein wird- und den Eindruck hatten Putin und Xi wohl auch- jedenfalls werden die USA konventionell nicht mehr soviele Resourcen in Europa vergeuden wollen, wenn sie sich nun China und dem Asian Pivot zuwenden wollen. Die Entscheidung der Ampelkoalition wieder nicht die 2%-Ziele in einem Verteidigungshaushalt verewigen zu wollen, zeigt doch, dass nach Verkehrswende, Energiewende nun auch die Zeitenwende, wenn nicht gescheitert ist, so doch auf die lange Bank geschoben oder eine never ending story wird. Aber wie Domroese ausgerechnet Scharping immer zitiert:“ „Hätte, hätte, Fahrradkette“ . Vergangenheistkonjunktive bringen wenig. Da nichts in dieser Richtung zu erwarten scheinbar war und vor allem ist oder sein wird, muss man sehen, was man als Bestes aus den realen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Kräfteverhältnissen und der gegenwärtigen Konstellation (nach der Konstellationsanalyse von Neorealist Prof. Kinderrmann) macht. Und an diesem Punkt kommen wir eher wieder zusammen. Aber lieber General Vad: In ihrer Logik, dass der Westen nur Symbolpolitik mache ,weil er weiter Waffen liefere trotz angeblich nicht zu erschütternder russischer Eskalationsdominanz steckt auch ein Denkfehler. Denn wenn Putin an die eigene Eskalationsfähigkeit glaubt, wird diese ja nicht gebändigt, wenn man einseitig keine Waffen mehr liefert, auch wenn man die Siegeshoffnungen von Big Ben Hodges bezüglich Krim und dem Donbass nicht teilt. Der gute Big Ben liegt insofern richtig, wenn man zu Anfang scharf reagiert hätte, man den Russen einen entscheidenden Schlag verpassen hätte können. Diese Chance ist objektiv vertan, insofern sie jemals polizisch und militörisch bestand und daran wird alle absehbare Salamitaktik-Eskalation nichts mehr ändern, weswegen ich Milley und Ihrer Einschätzung nun eher zustimme, ob nun Korea- oder Israellösung und wahrscheinlich meine Whiskeywette gegen Ben Hodges gewinnen werde. Aber man sollte nicht nur die Risse oder Schwächen des Westens sehen, oder des klassischen Transatlantismus, zumal seit Trump, sondern auch, dass Putin- Russland auch erhebliche Risse, wenngleich noch nicht bis zu seinem unmittelbaren Sturz vor allem nach dem Prigoschinmarsch zeigt, wie auch Xi- China da ernsthafte Krisensymptome zeigt, wobei ja Biden meint, dass er einer tickenden Zeitbombe sei. Die entschärft man aber umgekehrt nicht, indem man durch US- Provokationen um Taiwan mit der DDP immer wieder Feuer an die glühende Lunte bringt, wenngleich man die USA doch entschieden gegen chinesische Drohgebärden auftreten sollten, um Xi- China einzudämmen. Und auch wenn es zu einer Korea- oder Israellösung Ukraine kommt oder vorerst mal zu einem Waffenstillstand, so ist dies dann eher als Verschnaufpause zu sehen beim anhaltenden Kampf um die Weltmachtstellung zwischen den USA und China und Russland, wobei Russland nun immer mehr in die Rolle des junior partners Chinas geraten ist, während Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa in diesem Konflikt sich zwischen den USA und China polarisieren, ja vielleicht auch zerrissen werden. Ala Carl Schmitt: Freund oder Feind. Aber oder mit Brecht zu sprechen: Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.

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