Die verklemmte sexuelle Revolution und die Gen Porn

Die verklemmte sexuelle Revolution und die Gen Porn

Ganz gute Zusammenfassung von Titten-BILD über die sogenannte Zeit der sexuellen Revolution, die teils eher ein Mythos ist, so verklemmt das doch noch alles ablief, zudem sich traditionelle Hausfrauenbilder und Rollenverteilungen noch immer weiter hielten, zumindestens auch bei einer Elterngeneration, die selbst erst einmal Nachhilfe in diesen Sachen brauchte. Und selbst bis in die 80er Jahre galt Sascha Hehn in der Schwarzwaldklinik ja noch als der verruchteste deutsche Playboy im Fernsehen und Dallas als halber US-Porno. Russ Meyer kommt in dem Artikel auch zu Ehren. Zu ergänzen wäre noch in den 70ern Die Geschichte der O , Die Traumfrau mit Bo Derek, ARD-Tatort Reifeprüfung mit Natasia Kinski, Ingrid Steger und Iris Berben, Die Blaue Lagune, wie auch dann die Videoshops mit ihren Pornoabteilungen seit den 80ern. Wobei Pornokonsum ja ein etwas fragwürdiger und sehr monofaktorieller Indikator einer wie immer auch gearteten sexuellen Befreiung ist. Während etwa der traditionele Feminismus ala Alice Schwarzer Porno und Prostitution als Frauenunterdrückung ablehnt, auch mittels Por-NO- Kampagnen, sehen heutige postmoderne, postkoloniale Genderfeminist*innen Pornos als positiv, wie auch Prostituierte als Dienstleistungssexarbeiterinnen samt eigen Prostituiertengewerkschaft wie Hydra. Die Studentenbewegung, die Kommune von Langhans und Obermaier, die der BILD verhaßten 68erBewegung wird hier keine größere Bedeutung zugestanden, während sie doch heutige Konservative und Rechtsradikale gerade für Werteverfall, sinkende Geburtenraten, Auflösung der bürgerlichen Kleinfamilie und moralischen Untergang verantwortlich zu machen suchen.

Interessant auch die Umfrage nach dem Pornokonsum der heutigen Generation. Man kann aber die Umfrage unter den heute 3000 Jugendlichen auch anders rumlesen: 2/3 haben noch nichts gesehen oder aufs Handy bekommen, was sich angesichts der heutigen Flut an INternetmöglichkeiten eher wunderlich ausnimmt. Klingt auch nicht gerade nach der vielbeschworenen Gen Porn. Aber sind Pornos jetzt ein Ausdruck sexueller Befreiung oder sexueller Verklemmtheit oder gar sexueller Versklavung? Mangelnder Bindungs- und Kontakfähigkeit, Appetizer und Anreger für Pärchen, Gründe für Partnerschaftsdramen („Reiche ich ihm nicht?“), Möglichkeit der schnellen Triebabfuhr und Verhinderung von Vergewaltigungen, Herabwürdigung von Frauen und Förderung von Vergewaltigungen und Rollenklischees, Züchtung von Pornoholics und digitalen Sexoholics und virtuellen Sexaddicts? Auch hier dürfte die Antwort nicht so einfach ausfallen. Wenn die Virtuell Reality-Brillen dann populär werden, dürfte die Diskussion in die nächste Runde gehen.

„Heute hat jedes dritte Kind bereits einen gesehen„Für uns war ‚Eis am Stiel‘ schon Porno“

Von: ROLAND KEITSCH

01.09.2023 – 15:15 Uhr

Als ich Anfang der 70er mit der „Bravo“ nach Hause kam, blätterte sie erst mal mein Vater durch. „Die kommt jetzt weg. Die ist diesmal nichts für dich“, sagte er und warf das Heft auf den Küchenschrank.

In dieser „Bravo“, auf deren Titelblatt Schmusesänger Roy Black so harmlos lächelte, hat mein Vater nämlich eine detaillierte Fotoserie entdeckt: „So küsse ich richtig mit Zunge!“

Mann, ich war doch schon zwölf und hatte auf der Geburtstags-Party eines Schulkameraden in der Kellerbar mich gerade erst beim Engtanz mit einem Mädchen am Zungenkuss versucht. Vielleicht war das aber gar nicht perfekt – was wusste denn ich? – und jetzt war der passende Ratgeber einfach konfisziert.

Damals Kussbilderverbot – und heute?

Die Zeiten haben sich krass geändert: Nach einer Umfrage unter 3000 Kindern (elf bis 17 Jahre) hat mehr als jedes dritte schon einen Porno gesehen – trotz Jugendschutz. Ein Viertel gab an, die pornografischen Inhalte unfreiwillig gezeigt oder aufs Handy geschickt bekommen zu haben.

Aber wie war das denn damals, als es noch kein Internet gab – und noch nicht mal einen Videorecorder?

In den 70er-Jahren war es ziemlich schwer, Pornos zu Gesicht zu bekommen, wenn man nicht volljährig war. Dabei wurde man an den Zeitungsständern der Kioske jede Woche mit Busenbildern bombardiert.

Es war die Zeit, als Aufklärung in den Elternhäusern fast überall tabu war – weil die Erwachsenen erst mal selbst aufgeklärt werden mussten. Nach den klemmigen spießigen 50er-Jahren wussten viele über die erogenen Zonen des anderen Geschlechts etwa so gut Bescheid wie über den Aufbau der Materie in der Kernphysik – und nicht wenige kannten sich selbst mit dem eigenen Körper kaum aus.

Von Eltern waren keine Sex-Tipps zu erwarten

Von den Eltern waren in Sachen Sex deshalb kaum gescheite Ratschläge zu erwarten. Manche Erwachsene „schulten“ sich mit Zeitschriften wie „Sexy“, „Praline“ oder „Neue Revue“. Aber auch seriösere Magazine wie „Spiegel“ und „Stern“ setzten damals nicht selten auf Sex-Titelthemen. Die Eltern lernten dazu: Es ist nicht alles Missionarsstellung, was Spaß macht!

Aber es wurde ihnen auch viel Mist untergejubelt, über den man heute nur entsetzt aufschreien kann. Mit mehr als sieben Millionen Kino-Zuschauern steht der erste „Schulmädchen-Report“ von 1970 noch heute in den Top Ten der meistbesuchten deutschen Filme.

Das Machwerk mit dem heuchlerisch aufklärenden Untertitel „Was Eltern nicht für möglich halten“ ist längst als jugendpornografisch eingestuft worden, weil es sträflich lasch mit dem Thema Vergewaltigung umgeht. Diese und weitere sogenannte „Reports“ wollten weismachen, dass „junge frühreife Dinger“ vor nichts zurückschrecken, um Männer zu verführen, selbst die ältesten hässlichen Säcke waren ihre Beute.

Für Heranwachsende war dieser Schund, wie auch die fröhlicheren, aber nicht minder frauenfeindlichen Lederhosen-Filme („Unterm Dirndl wird gejodelt“), in der Vor-Video-Zeit tabu. Unter 18 kam man da nicht rein. Natürlich auch nicht in die vielzähligen Sex-Kinos, die es zumeist in Bahnhofsgegenden gab. Da wollte man aber auch nicht hin, das galt als uncool. Es schien, als wären da nur ältere Herren mit hochgestelltem Kragen, tief gezogenem Hut und reichlich Papiertaschentüchern zu Gast.

Und Sex-Shops? Während man heute Sexspielzeug diskret online bestellen kann, musste man sich damals, sofern man nicht mit Versandkatalog aktiv war, bei Dr. Müller oder Beate Uhse vor Ort beraten lassen, z. B. über den damaligen Top-Vibrator „Strammer Max“. Aber auch hier: kein Eintritt unter 18!

Die frivolen „Eis am Stiel“-Komödien

Wen wundert’s also, dass schon die frivolen „Eis am Stiel“-Komödien bei den Jugendlichen damals in den 70ern nicht nur die Lachmuskeln, sondern das gesamte Blut in Wallung brachten?

Oder auch der Kino-Erfolg „Bilitis“ (frei ab 16) von 1977, wo blutjunge Mädchen sich lesbisch liebkosen, mit viel Weichzeichner zu sanfter Musik in Szene gesetzt. Der Film war ein Must-See unter den Teenagern – bei einem Film mit schwulen Männern dagegen gab’s heftige Kontroversen.

So blendete sich der Bayerische Rundfunk, ebenfalls 1977, beim TV-Film „Die Konsequenz“ aus, weil sich in einer Szene zwei Männer küssen. Wenn man danach bei Kumpels gesagt hat, was daran jetzt wohl so ein Aufreger gewesen sein soll, hat man sich damals durchaus noch verständnislose Blicke eingehandelt.

Homosexualität wurde auch im allerersten Sexualkundeatlas von 1969 überhaupt nicht behandelt. Es war in diesem Buch für den Schulunterricht auch kein einziges Foto einer weiblichen Brust zu sehen. Und der einzige Penis im Foto war durch ein monströses Syphilis-Geschwür kaum zu erkennen. Dazu erhielten Schüler den warnenden Ratschlag, Sex mit Unbekannten zu meiden …

Ich jedenfalls habe mich mit 16 schon in Filme reingeschmuggelt, in die ich eigentlich nicht durfte. Keine Sex-Kinos, sondern Programmkinos. Die zeigten einige der in den 60ern verbotenen, heute aber zum Teil im Museum archivierten Sexstreifen von Russ Meyer († 82), der auf extraordinäre Oberweiten stand: „Die Satansweiber von Tittfield“ fand ich damals jedenfalls sehr, sehr aufregend.

Ab jetzt waren bewegte Sexbilder keine Privatsache mehr

Mit dem Start des Privatfernsehens hielten in den 80ern auch diese Filme Einzug ins heimische Wohnzimmer. Ab jetzt waren bewegte Sexbilder irgendwie keine Privatsache mehr.

Die Einschaltquoten stimmten, wenn bei „Tutti Frutti“ die Früchtchen fielen, wenn Sexpertin Erika Berger der Liebe eine Chance gab, wenn Verona Pooth und Lilo Wanders „Peep“ oder „Wahre Liebe“ machten. Doch offenbar weiß heute jeder über alles Bescheid – oder ist online mittlerweile auf anderes umgeschwenkt. Denn: Keine der Sendungen hat überlebt. Aber das Interesse an Sex stirbt niemals aus. Nur die Quellen haben sich verändert.

Dabei muss eigentlich gar nicht jeder alles wissen. Die Kuss-„Bravo“ von damals hab’ ich jedenfalls niemals zu Gesicht bekommen. Irgendwie ging’s dann auch ohne.

https://m.bild.de/unterhaltung/erotik/erotik/aufklaerung-in-den-70er-jahren-eis-am-stiel-war-fuer-uns-schon-porno-85253840.bildMobile.html

Wohlgemerkt lief die sogenannte sexuele Revolution doch sehr spießig und sehr verklemmt ab, zumal auch teils recht sexistisch und Alice Schwarzers Kritik, dass Frauen da als willfährige Sexobjekte und Vixvorlagen für Männerphantasien taugen mussten hat auch einen wahren Kern. Aber es ist etwas komplizierter, da Miniröcke und sexy Frauen, Kämpferinnen und Revolutionärinnen wie Jane Fonda als Barbarella, Vampirella, Brigitte Bardot in Ave Maria durchaus auch als slebstbewusste Täterinnentypen agierten und sich von der religiös-puritaischen Körperfeindlichket emanzipieren wllten. Es war also beides.Doch war die damalige sexuelle Revolution vor allem erst einmal heterosexuelle „Befreiung“. Homosexuelle, geschweige denn Transgender hatten da bis dahin etwas zu gewinnen, wurden auch mehr gedudet als akzeptiert oder eben noch offen abgelehnt, zudem bis Mitte der 70er Jahre noch 70% der Deutschen und Deutschinnen Homosexualität für „widernatürlich“ oder „Krank“ hielten trotz sonstger sexueller Revoloution. Erst mit den 80er und 90er Jahren erfuhr die Schwulen und Lesbenbewegung Aufschwung, was sich in dann nun alljährlichen millionenfach besuchten Christopher Street Days und Gay Prides in inzwischen 140 deutschen Städten samt Riesenmedientamm und Beteiligung von Politprominenz manifestiert oder dass es nun auch in der CSU eine Lesben- und Schwulenunion (LSU) oder selbst „Schwule in der AfD“ als Parteiorganisationen gibt. Nun als nächste Stufe der Identitätspolitik eben die ganze Transgender-, Wokeness- und Diveristätsdebatte, die aber nun Gegenreaktionen und Anti- Wokenesskampagnen Konservativer und Rechtsradikaler hervorruft, wie auch bei der Normalbevölkerung auch erhebliche Widerstände stößt, die sich da überrumpelt vorkommt, von woken postmodernen, postkolonialen LGBTIQ-Genderfeminist*innen, die seit den 90er Jahren mit Judith Butler von den Universitäten in Politik, Wirtschaft, Medien und Kulturindustrie drängten bei dem dritten Marsch durch die Institutionen und sich angesichts gefühlter quasi top-down-maoistisch-kulturrevolutionären Kampagnen gar angegriffen und entmündigt sieht, was eine Trotzvokksfornt hervorbringt, wobei etliche natürlich auch keine Transgender oder Homosexulelle mögen oder auch hassen.

Kommentare sind geschlossen.