Physiknobelpreis für Attosekundenforschung, Garching und EU- Technologiesanktionen
Schlagzeile zu dem neuen Physiknobelpreis:
„Messen von schnellen Prozessen : Physik-Nobelpreis geht an drei Teilchenforscher
- Aktualisiert am 03.10.2023-12:41
Der in den USA ansässige Pierre Agostini, Ferenc Krausz vom Max-Planck-Institut in München und die in Schweden lehrende Anne L’Huillier erhalten die diesjährige Auszeichnung. Sie forschen im Bereich Elektronendynamik.
Jetzt schon Attosekundenbereich und den Physiknobelpreis für 2 Franzosen, wenngleich in den USA und SChweden ansässig (oder froschend?) und einen Ungarn, der in München weilt und forscht.. Sicherlich wird das die Molekular, Atom- ja wahrscheinlich auch die Elementarteilchenforschung voranbringen, wie auch dann wieder möglicherweise neue Erkenntnisse über die Entstehung des Weltalls ,des Big Bangs und verwandter Weltraum-, astronomischer und kosmologischer Fragen ergeben. Ob das die Relativitätstheorie samt Raum-Zeitkontinuum und die Quantenphysik angeblich dann auch verändern wird? Das wurde ja angesichts von CERN-Elementarteilchenversuchen ja schon einmal behauptet, zumal auch angeblich Teilchengeschwindigkeiten über der Lichtgeschwindigkeit festgestellt wurden, aber all das stellte sich als simple Fehlmessung heraus. Albert Einstein forever? Hitler lehnte ja die Relativitätstheorie ab, weil sie „jüdisch“ und von Albert Einstein war, wei man auch Sigmund Freud ablehnte, weil dies „jüdische Psychologie“ ar, während man die „deutsche Psychologie“ von C.G. Jung samt Archetypenlehre förderte. Stalin wiederum gefiel die Idee von Relativitäten generell nicht als Totalitarist, ließ sich aber angesichts von dem Manhattan Projekt der USA, in das er unter anderem seinen Meisterspion Fuchs entsandte anders als Hitler von deren Nützlichkeit in Sachen Waffentechnologie überzeugen. Die deutschen jüdischen Wissenschaftler inklusive Einstein emigrierten auch in die USA, wobei Einstein US- Präsident Roosevelt auch aufforderte, die Atombombe zu entwickeln, bevor Nazi-Deutschland das täte, worauf das Manhattan-Projekt aus dem Boden gestampft wurde, bei dem auch zahlreiche ungarische jüdische Wissenschaftler mitarbeiteten und es war keineswegs nur Oppenheimer der Vater der Atombombe war, auch wenn das im neuesten Hollywoodblockbuster „Oppenheimer“ in 3 stündiger Überlänge so dargestellt wird. Berlin und Budapest galt in Sachen Atomphysik noch vor der Machtergreifung der Nazis als weltweit führend in Sachen Atomphysik, neben Einstein, Heißenberg und Planck eben auch Fermi. Derweil förderte Hitler die Atomwaffenentwicklung nicht, setzte lieber auf Wunderwaffen in Form der Raketenentwicklung wie die V2, während der deutsche Atomforscher Carl Friedrich von Weizsäcker, Bruder des CDU-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker laut Robert Jungks Buch „Der Atomstaat“ immer noch versuchte, einer deutschen Atomwaffe den Weg zu ebnen.
„Physiknobelpreisträger Ferenc Krausz: Pionier und Ehrenprofessor
Krausz teilte sich den Physiknobelpreis mit dem in den USA tätigen Physiker Pierre Agostini und der in Schweden arbeitenden Physikerin Anne L’Huillier. Der Austro-Ungar erhielt den Nobelpreis für seine Forschungen in „experimentelle Methoden, die Attosekunden-Lichtimpulse zur Untersuchung der Elektronendynamik in Materie erzeugen“.
Krausz ist der fünfte österreichische Physiknobelpreisträger nach Erwin Schrödinger (1933), Victor Franz Hess (1936), Wolfgang Pauli (1945) und Anton Zeilinger (2022).
Pionier einer neuen Welt
Ferenc Krausz gilt als einer der Begründer der Attosekundenphysik. Auf der Basis seiner Forschungen sind neue Arbeitsgebiete entstanden, etwa eine hochauflösende Mikroskopie, die auch die Untersuchung lebender Organismen ermöglicht. Zudem hat er Laser zur Diagnose von Augen- und Krebskrankheiten entwickelt
Krausz wurde am 17. Mai 1962 in der ungarischen Stadt Mor geboren. Von 1981 bis 1985 studierte er an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest Theoretische Physik und an der Technischen Universität Budapest Elektrotechnik, die er 1985 mit Diplom abschloss. An der TU Wien promovierte er in Quantenelektronik. 1993 habilitierte er in Wien und wurde 1999 als ordentlicher Professor ernannt. Zuvor bekam er mit dem Start-Preis 1996 und dem Wittgenstein-Preis 2002 bereits zwei prestigeträchtige Wissenschaftsauszeichnungen in Österreich verliehen.
Um seine Pionierrolle in diesem Gebiet zu erreichen, führte Krausz an der Technischen Universität (TU) Wien zahlreiche Forschungen und Nachweise zur Bewegung von Elektronen im in Molekülen und Atomen durch. 2001 gelang Krausz mit seinem Team erstmals ein Durchbruch bei der Messung und Erzeugung von einzelnen Lichtblitzen im Attosekundenbereich. Durch seine Erzeugung von sehr kurzen Lichtblitzen wurde erstmals die Sichtbarkeit von ultraschnellen Bewegungen von Elektronen in Molekülen und Atomen hergestellt. Durch seine Ergebnisse entstanden neue Arbeitsbereiche in diesem Gebiet. Weiters hat Krausz Laser zur Diagnose von Augen- und Krebskrankheiten entwickelt.
Schon lange hoch angesehen
Seit 2003 ist Krausz als Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching tätig. Seit 2004 ist er auch als Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München beschäftigt. Der 61-Jährige ist außerdem Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und agiert als Leiter des von ihm 2015 gegründeten Centre for Advanced Laser Applications (CALA) an der LMU. 2019 war er noch an der Gründung des Center for Molecular Fingerprinting Research in Budapest beteiligt.
Krausz zählte für Experten schon seit Jahren als Mitfavorit für den Physik-Nobelpreis. Im vergangenen Jahr bekam er für seine Beiträge zur Attosekundenphysik gemeinsam mit den anderen diesjährigen Nobelpreisträgern Anne L’Huilier sowie mit Paul Corkum mit dem renommierten Wolf-Preis in Physik ausgezeichnet. Die Wolf-Stiftung begründete die Entscheidung mit: „Jeder von ihnen leistete entscheidende Beiträge, sowohl zur technischen Entwicklung der Attosekundenphysik als auch zu ihrer Anwendung auf grundlegende physikalische Studien.
Auch kein Deutscher, sondern ein Ungar oder K&K gedacht ein Austroungar. Seine Attosekundenentdeckung schien er schon 2001 an der TU Wien gemacht zu haben, bevor er 2003 Direktor des Max-Plancks-Instituts in Garching und dann Physikprofessor an der LMU wurde. Hat er seitdem dort wesentliche Weiterentwicklungen gebracht?
Garching ist für den außenstehenden Laien ein kaum wahrgenommene Mysterium. Ich wurde als Kind das erste Mal darauf aufmerksam, als sich mein Vater ein bunt-farbig abstraktes Gemälde an die Wand hängte und man auf die Frage, was dieses runde Ei in der Mitte darstelle, zur Antwort bekam: „Das ist das Atomei von Garching“. Ein Zeitdokument aus jener Ära als man noch trotz Atomkriegsdrohung und ,Kubakrise des Kalten Kriegs im Schatten des potentiellen Overkills und globalen nuklearen Winters an die friedliche, segensreiche und sichere Nutzung der Atomkraft optimistisch glaubte-lange vor Three Miles Island, Le Hague und Robert Jungks „Der Atomstaat“ und „Heller als Tausend Sonnen“ , „Die Wolke“ ,Tschernobyl und Fukushima. Aber man erfuhr eigentlich nie, was da eigentlich seitens der Garchinger Eggheads geforscht wurde. Garching erregte zwischenzeitlich Anfang der 90er einmal Aufmerksamkeit, als die USA kritisierten ,dass da mit High Enriched Uranium (HEU) an einem Neutronenreaktor geforscht würde, womit die nukleare Proliferation unterlaufen werden könnte. Pazifistische, ökologische und antimilitaristische Linke gar vermuteten Deutschlands Griff zur Atommacht in greifbarer Nähe, der dann wie immer ausblieb. Seitdem hörte man in Medien dazu und von Garching nichts mehr. Nun mit Ferenc Krausz gleich, dass da scheinbar revolutionäre Grundlagenforschung betrieben wurde und wird. Interessant wird aber auch sein, ob die Attosekundenforschung über den geschilderten medizinischen Bereich und Gesundheitslasern, auch für Quantencomputer, KI als auch militärische Zwecke genutzt werden kann. Im Falle Münchens wären mit Söders neuen Quantum Valley da vielleicht auch interessante Anwendungen, Symbiosen und Synergien denkbar, ebenso bietet sich der Münchner Biotechnologiepark an. Doch traditionell sind die Deutschen meist gut in der Grundlagenforschung, aber eben bei der Anwendung, Produktentwicklung und praktischen Umsetzung meist eben dann wieder nicht führend. Sei es nun der vielzizierte deutscge Computererfinder Zuse, was dann aber IBM und Microsoft und andere erst richtig popularisierten, sei es neben der staatlichen Industriepolitik in Sachen Airbus, Tornado, Eurofighter, Gallileo, ESA und Arianne die gescheiterten Raketenversuche der privaten Münchner Raketenfirma OTRAG, die eingestellt wurden, (unter anderem damals in Mobutus Zaire, mal abgesehen von den Abenteuern eines Münchner Raketeningenieurs, der Nassers Raketentechnik gegen Israel in den 60er Jahren aufrüsten wollte, aber dann vom Mossad beseitigt wurde mittels Hitlerbefreiers Otto Skorzeny und dann in einem Wald in Säure aufgelöst worden sein soll), während nun Elon Musk Space X treibende Kraft auf dem Raketen- und Satellitenmarkt ist.Ebenso gelang es auch nie ein deutsches Silicon Valley in Sachen Dimension, Dynamik, Forschungsfeldern, interdisziplinärer Forschung, Ausstattung mit Risikokapital (Venture Capital) , kaum Bürokratie, Aufgeschlossenheit auch gegenüber scheinbar verrückten Ideen und futuristischen Visionen zu schaffen, zumal Deutschlands damalige Grünen, Ökos, Alternative und Hippieszene eher technikfeindlich waren, während sich viele Teile des „Californian Spirit“ auch aus ehemaligen Hippies und Alternativen aus San Francisco wie John Barlow, Timothy O Leary und anderen rekrutierten, die über einen geradezu naiven Fortschrittsglauben und Missionsgedanken ausgestattet waren, die Entwicklung von PCs und Internet vorantrieben, zumal die ganze Hackerszene explodieren ließen, von dem der deutsche Chaos Computer Club ein bleiches Abbild der US-amerikanischen Szene war, wie auch im Film „23“ ganz gut dargestellt.
Mal sehen, ob China, die USA und andere da auch Interesse an der Attosekundenforschung in Deutschland haben oder schon selbst betreiben. Jedenfalls dürfte auch dies möglicherweise zukünftig im Forschungs- und Technologiebereich eingeschränkt werden, da die EU nun Technologiebeschränkungen gegenüber Nicht-EU- Staaten, gemeint vor allem Rußland und China verhängen will: Auch sind möglicherweise die Zeiten vorbei, als sich pakistanische Forscher wie Khan ungehindert in europäischen Atomtechnologieanlagen rumtreiben und dann sein nukleares Proliferationsgeschäft mit Nordkorea und Libyen betreiben konnten, zumal nun auch gemeinsame Unikooperationen mit chinesischen Unis, die mit der Volksbefreiungsarmee verbunden sein sollen, nun auch eingeschränkt werden sollen. Inwieweit sich dies auch auf die Grundlagenforschung oder Attosekundenforschung ausweitet, bleibt abzuwarten.
„Brüssel gegen Peking : Technologieblockade gegen China
- Von Hendrik Kafsack, Brüssel
- -Aktualisiert am 03.10.2023-16:31
Die Kommission will Chinas Zugang zur vier kritischen Technologien von der Künstlichen Intelligenz bis zur Gentechnik einschränken. Am Anfang steht ein Stresstest, Entscheidungen sollen im Frühjahr fallen.
Die Europäische Kommission treibt ihre China-Strategie voran. Nach der Ankündigung eines Antisubventionsverfahrens gegen E-Autos aus China nimmt die Brüsseler Behörde nun kritische Technologien ins Visier, die sie einem strategischen Rivalen wie China möglichst vorenthalten möchte. Zehn Technologien hat sie als sensibel identifiziert. Vier von ihnen will sie bis Ende des Jahres gemeinsam mit den Mitgliedstaaten umfassend daraufhin analysieren, ob von ihnen eine Gefahr für die ökonomische Sicherheit der EU ausgeht. Dazu gehören neben moderner Halbleitertechnik die Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie und Biotechnologie, insbesondere die Gentechnik.
Für die Auswahl der kritischen Technologien hat die Kommission drei Kriterien angelegt: dass sie für militärische Zwecke und die Verletzung von Menschenrechten missbraucht werden können sowie dass sie umwälzende Wirkung für Sektoren oder die Gesamtwirtschaft haben können. Es geht darum, die ökonomische Vorreiterrolle der EU zu sichern oder auszubauen oder zumindest zu verhindern, dass die EU im Vergleich mit China zurückfällt. Auch die Sicherheit der Lieferketten soll getestet werden.
All das folgt der Logik der neuen Brüsseler Politik zum De-Risking, mit dem die EU die Abhängigkeit von China verringern soll. Hintergrund ist auch das Verbot, das die Niederlande im Frühjahr für die Ausfuhr von Maschinen zur Chipproduktion nach China verhängt haben. Das geschah auf Druck der USA. Die Kommission will solche Schritte künftig besser koordinieren.
„Strategie zur wirtschaftlichen Sicherheit“
Die Kommission betonte am Dienstag mehrfach, dass die Liste der kritischen Technologien ohne Ansehen einzelner Länder erstellt worden sei, sich also nicht gegen China richte. Geopolitische Aspekte hätten aber eine Rolle gespielt, gestand ein hoher Mitarbeiter zu. Kommissionsvizepräsidentin Margrethe Vestager hatte im Juni bei der Vorstellung der „Strategie zur wirtschaftlichen Sicherheit“, auf der die Liste fußt, offen gesagt, dass außer Russland kein anderer Staat als Adressat infrage komme. Welche Schritte die EU ergreift, wenn sie nach der Risikoanalyse zum Schluss kommt, dass Handlungsbedarf besteht, ließ die Kommission offen. Das soll im Frühjahr entschieden werden.
Die Sicherheitsstrategie sieht neben die gezielte Förderung von Technologien durch Subventionen und der Zusammenarbeit mit Drittstaaten auch „Schutzmaßnahmen“ vor. Hier kämen Ausfuhrkontrollen infrage, aber auch die von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgeschlagenen neuen Kontrollen für Investitionen von Unternehmen in Drittstaaten. Die EU-Kommission will dazu bis Ende des Jahres einen Vorschlag vorlegen. Er folgt einer ganzen Reihe neuer „Handelsinstrumente“, die die EU in jüngster Zeit geschaffen hat, um gegen China vorgehen zu können.
Berlin gegen die neuen Investitionskontrollen
Am Dienstag verabschiedete das Europaparlament etwa das Anti-Erpressungs-Instrument, mit sich die EU dagegen wehren will, dass China den Handel instrumentalisiert, um politische Interessen durchzusetzen.
Ob die neuen Investitionskontrollen bis zur Europawahl 2024 verabschiedet werden können, ist ungewiss. Berlin ist strikt dagegen. Deutschland dürfte wegen des intensiven Handels und der Tätigkeit deutscher Unternehmen in China stark davon betroffen sein. Die Liste der kritischen Technologien war innerhalb der Kommission umstritten. EU-Industriekommissar Thierry Breton etwa soll auf eine längere Liste gedrungen haben.
Die Liste sei nicht abschließend, hieß es aus seinem Umfeld. Wie die EU mit den übrigen sechs Technologien der bisherigen Liste umgeht, ob sie diese ebenfalls einer Risikoanalyse unterzieht, sollen Kommission und Staaten im Frühjahr gemeinsam entscheiden. Auf der Liste steht auch die Energie. Hier will die Kommission bis Ende des Monats unabhängig davon schon Vorschläge vorlegen, wie die EU ihre Windbranche vor der wachsenden Konkurrenz aus China schützen kann. Im Mittelpunkt wird dabei wohl stehen, dass die Staaten Unternehmen aus der EU gezielt bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugen, indem sie diese an Umwelt- oder Arbeitsstandards knüpfen.
Die betroffenen Technologiefelder weiten sich ja nun schnell über die E-Autos aus. Noch ist die Liste nicht vollständig, wobei EU-Industriekommisar Breton da innerhalb der EU am weitesten zu gehen scheint. Im Frühjahr soll die Entscheidung fallen. Interessant, dass „Deutschland“ da nicht mitziehen will. Sehen das von der Leyen, Habeck, Baerbock das wie Scholz oder wer ist mit „Deutschland“ nun genau gemeint? Über möglich zu erwartende Gegenreaktionen Chinas liest man kaum etwas, auch nichts zur Frage, ob China technologisch nicht schon längst Europa und Deutschland abgehängt wird und eher Deutschland Forschung- und Technologie von den USA und China brauchen wird. Scheinbar meint man aber, dass Europa und Deutschland noch soviel Technologievorteile haben, dass man diese besser vor chineischer oder dritter Konkurrenz bewahren will. Auffällig war, dass der damalige Wissenschaftsminister Altmeier in seiner damaligen Industriestrategie zugeben musste, dass sich die Bundesregierung und sein Ministerium erst einmal einen Überblick über den Forschungsstand- und auch die ganzen Forschungsfelder verschaffen müssse, da man ekinen Überblick habe. Unklar bleibt, ob das inzwischen geschehen ist.
Nicht der Physik-, sondern der Medizinnobelpreis ist heute Thema im Focus, zumal bemäkelt wird, dass sich die USA da mit fremden, deutschen Federn bei den Coronaimpfstoffen schmücken, zumal die Forschungsbürokratie in den USA auch existiere, aber dann doch immer auf den richtigen Zug, wenngleich etwas verspätet springe. Venture capital und Risikokapital bei der Finanzierung in der USA werden hier aber gar nicht erwähnt. Zumindestens wird mehr Wagemut in der deutschen Grundlageforschung gefordert:
„Kommentar
Die Nobelpreis-Verleihung zeigt: Die deutsche Forschung muss mehr wagen
Montag, 02.10.2023 | 20:21
Wie spitze ist die deutsche Forschung noch, wenn sie beim Nobelpreis für die wichtigste Impfstoffentwicklung der vergangenen Jahre nicht berücksichtigt wird? Zeit zur Selbstreflexion.
Die RNA-Impfstoff-Forschung wird mit dem diesjährigen Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Die Ungarin Katalin Karikó und den US-Forscher Drew Weissman werden im Oktober in Frack und Kleid in Stockholm dem schwedischen Königspaar die Hände schütteln. Hingegen der Anteil der deutschen Forschung an dieser einzigartigen Jahrhundertleistung, einen Impfstoff gegen eine völlig neuartige Viruserkrankung binnen eines Jahres zu entwickeln, wird nicht berücksichtigt.
Egal, könnte man sagen. Lieber Geld als Ruhm. Ein großer Anteil der Milliarden-Erlöse der Corona-Impfstoffe und der RNA-Vakzine, die da noch kommen mögen, fließen ja dennoch nach Mainz, welche Bedeutung kann da schon eine schwedische Auszeichnung haben.
Weit gefehlt. Es hat durchaus etwas Tragisches, dass in dem einzigen Moment, in dem die Weltöffentlichkeit Bilanz zieht, welche Forscherinnen und Forscher hinter den RNA-Impfstoffen stecken, die jahrzehntelange Sisiphos-Arbeit von Pionieren wie Özlem Türeci und Uğur Şahin, den Biontech-Gründern, und Ingmar Hoerr, dem Curevac-Gründer, nicht einmal teilweise Erwähnung findet.
Der Corona-Impfstoff aus USA
Welche Folgen das hat, ist schon jetzt ersichtlich: Weltweit wird der in Mainz ersonnene Impfstoff Comirnaty als ein US-amerikanisches, ein Pfizer-Vakzin wahrgenommen. Niemand spricht über und kaum jemand kennt den Mainzer „Partner“ Biontech. Sowohl die Grundlagenforschung hierzulande, in der Şahin, Türeci und Hoerr und ihre Teams sich entwickeln konnten, als auch die Milliarden-Investitionen der Ex-Hexal-Eigner Andreas und Thomas Strüngmann und des SAP-Gründers Dietmar Hopp in die Hochrisikoprojekte Biontech und Curevac bleiben damit unter dem globalen Radar.
Wohlgemerkt: Natürlich ist der Nobelpreis für Karikó und Weissman absolut verdient. Verständlich auch, dass ein dritter Preisträger den Statuten zufolge zwar möglich, es aber wohl schwierig gewesen wäre, einen weiteren der vielen Forschenden, die zum Erfolg der RNA-Impfstoffe beigetragen haben, dafür auszuwählen. Außerdem zeichnet der Nobelpreis eher Forschung, nicht die mühsame Entwicklung einer Entdeckung zu einem Medikament aus.
Immer noch spitze?
Dennoch sollten sich die Verantwortlichen in der Forschungscommunity in Deutschland nicht einfach mit einem „Pech gehabt“ in die bequemen Sessel fallen lassen. Denn wenn sie wirklich ihren viel geäußerten Anspruch auf international konkurrenzfähige „Spitzenforschung“ nachhaltig sichern wollen, sollten sie sich schon fragen, warum es beim Nobelpreis für die wohl wichtigste medizinische Neuerung der vergangenen Jahre, die RNA-Impfstofftechnik, kein zwingendes Argument für einen deutschen Forscher gab.
Dass neue, wirklich fortschrittliche Medikamente fast ausschließlich in den USA entwickelt und dort zum Nachteil der deutschen Patienten zuerst auf den Markt gebracht werden, daran hat man sich ja fast schon gewöhnt. Dass aber selbst die sich so gerne selbst lobende deutsche Grundlagenforschung mit immer mehr Schwierigkeiten zu kämpfen hat und zumindest in diesem Bereich nicht (mehr?) spitze genug ist, sollte zu denken geben.
Auch in der Forschung gilt: Nur wer wagt, gewinnt. Zwar hatten es Karikó und Weissmann auch in den USA nicht leicht, die RNA-Forschung war dort genauso schwer zu finanzieren wie hier. Das Forschungs-Establishment hatte lange nichts übrig für ihre verrückten Ideen. Allerdings haben die USA ein funktionierendes System, wenn nicht früh, dann wenigstens spät auf einen Zug aufzuspringen. In Deutschland fehlt das. Deshalb ist es hierzulande essenziell, auch und gerade in der Grundlagenforschung früh die richtigen Weichen zu stellen. Förderorganisationen müssen sich trauen, wirklich Neues zu unterstützen und nicht nur die naheliegenden Ideen. Das mag risikoreicher sein. Aber der Erfolg wäre dann um so strahlender.