Alfred Herrhausens zweiter Tod als Guter Deutscher Banker
Millenials und Gen Z haben wahrscheinlich nicht mehr von ihm gehört, der mittleren und älteren Generation ist der damalige Chef der Deutschen Bank Alfred Herrhausen und das Attentat auf ihn wahrscheinlichimmernoch ein Begriff, weswegen die Deutsche Bank zu seinem Andenken auch damals die Alfred Herrhausen Gesellschaft aus der Taube hob. Dieses An- und Gedenken und die Gesellschaft wird nun beendet, denn so ist heute in der FAZ zu lesen:
„Deutsche Bank : Die Alfred Herrhausen Gesellschaft schließt
- Von Hanno Mußler
- -Aktualisiert am 05.07.2023-17:50
Anna Herrhausen, Tochter des früheren Vorstandssprechers, verlässt die Deutsche Bank. Offenbar gab es unterschiedliche Vorstellungen über die finanzielle Unterstützung für die nach ihrem ermordeten Vater benannte Gesellschaft.
Die Alfred Herrhausen Gesellschaft steht vor dem Aus. Die Deutsche Bank und Anna Herrhausen, Tochter des 1989 ermordeten damaligen Deutsche-Bank-Chefs Alfred Herrhausen, konnten sich nicht auf eine Erhöhung der Spendentätigkeit verständigen. Das ist nach Informationen der F.A.Z. der entscheidende Grund, warum Anna Herrhausen die Deutsche Bank schon Mitte August verlässt.
In einer Mail an „Liebe Freundinnen und Freunde der Alfred Herrhausen Gesellschaft“, die der F.A.Z. vorliegt, äußerte sich Anna Herrhausen nicht zu den Gründen für ihr Ausscheiden, ließ aber keine Zweifel über die Folgen. „In der Konsequenz wird die Alfred Herrhausen Gesellschaft zum Jahresende geschlossen.“
Anna Herrhausen ist seit Oktober 2016 Geschäftsführerin der gemeinnützigen Alfred Herrhausen Gesellschaft (AHG). Die AHG wurde 1992 von der Deutschen Bank zum Gedenken an ihren Vater Alfred Herrhausen gegründet und hängt seither wesentlich von ihrer Unterstützung ab. In den vergangenen Jahren hatte die Deutsche Bank allerdings ihre Spenden an die AHG gekürzt. Nachdem die Deutsche Bank aber im Jahr 2022 mit gut 5 Milliarden Euro den höchsten Gewinn seit der Finanzkrise erreicht hatte, setzte sich Anna Herrhausen dem Vernehmen nach für eine stärkere Spendentätigkeit der Deutschen Bank ein. Doch diese hat sich anders entschieden.
„Im Zusammenhang mit dem Ausscheiden von Anna Herrhausen hat sich die Deutsche Bank grundsätzlich die Frage nach der Perspektive der AHG gestellt, die bisher parallel zum Engagement der Bank im Bereich Soziale Verantwortung arbeitete. In diesem Zuge hat die Bank entschieden, sich stärker zu fokussieren und die AHG nicht über das Jahr 2023 hinaus fortzuführen“, teilte die Deutsche Bank am Mittwoch mit.
Alfred Herrhausen war im November 1989 im Alter von 59 Jahren auf dem Weg von seinem Wohnort Bad Homburg ins Büro Opfer eines Bombenattentats geworden, zu dem sich die linke Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF) bekannte. Herrhausen ist als überaus charismatische Führungspersönlichkeit in Erinnerung. Die Alfred Herrhausen Gesellschaft kümmerte sich im Sinne des Namensgebers um Projekte rund um die Beziehungen zwischen Afrika und Europa. Zwar war die Deutsche Bank unter der Führung von Herrhausen ab 1985 ins Investmentbanking eingestiegen, in Erinnerung aber blieb vor allem seine für viele überraschende Initiative, armen Entwicklungsländern ihre hohen Schulden zu erlassen. Zuletzt fokussierte sich die Alfred Herrhausen Gesellschaft auf den Ukrainekrieg und die Folgen der Digitalisierung für die Demokratie. Anna Herrhausen betonte in ihrer Mail, die aktuell laufenden Projekte würden wie geplant fortgeführt und zum Ende des Jahres beendet.
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/herrhausen-gesellschaft-schliesst-19013325.html
Pietät und Ahnengedenken scheint nicht so das Ding der Deutschen Bank, wenn es Geld kostet. Unklar bleibt, ob es die Forderung der Tochter Anna nach mehr Spenden war, die hätte aber nicht gleich die Schließung, sondern nur die Ablehnung der Forderung nach sich ziehen müssen oder weil sie zu sozial und philanthrophisch war.
Herrhausen galt ja lange Zeit als der gute Kapitalist, als der Banker mit menschlichem Gesicht, da er für einen Schuldenerlass für die 3.Welt eintrat, was ihn bei US-Banken unbeliebt machte.
Leute wie Gerhard Wisnewski in seinem Buch „Das RAF Phantom“ vermuten ja hinter dem Herrhausen-Attentat nicht die RAF, sondern die CIA und die USA. Die Deutsche Bank hätte kaum mehr Schuldbestände von 3.Weltländern in ihren Bilanzen gehabt im Unterschied zu den meisten US-Banken, die auch schon mit skyrocketen Außenständen in Lateinamerika in den 70er und 80er Jahren Furore machten, wo ständig ein Crash durch Brasilien, Mexiko oder Argentinien vorausgesagt wurde. Daher bedrohte sie Herrhausens Schuldenerlassforderung, zumal er der Deutschen Bank einen Wettbewerbsvorteil gebracht hätte, finanziell und vom Image, zumal Herrhausen ab 1985 auch ins Investmentbanking einstieg und neue Konkurrenz auch in diesem Sektor wurde. Wobei Wischnewski da eine geradezu Putinsche US-Mordserie rund um die Atlantikbrücke konstruiert und postuliert und auch bei Barschel, Rohwedder, Karry und Braunmühl in einer Masterplanlinie dieselben transatlantischen Mordbuben und Meuchelmörder einer männlichen schwäbischen Hausfrau des Finanzwesens am Werke sieht. Naja, eine dritte Variante wäre auch noch denkbar: Nicht entweder RAF oder CIA, sondern beides. Da Herrhausen wie Schleyer in ihrer früheren Zeit direkt mit dem Nationalsozialismus verbunden waren, Schleyer als SS- Mitglied und auch Bekannter von Heydrich (was Cohn- Behndit ja mal seiner Witwe vorwarf) , Herrhausen als Mitglied der Elitekaderschule der Nazis, der Adolf- Hitlerschule, verkörperten und personifizierten sie für die RAF natürlich das genuin böse Deutschsein und die Kontinuität des Faschismus und standen damit ganz oben in der Abschuß-Top Charts. Die CIA wusste das und let it happen on purpose, ja förderte dies vielleicht auch noch- ähnliches wird ja auch bei den Roten Brigaden und Aldo Moro behauptet, da Nixon und Kissinger den Historischen Kompromiß und eine Koalitionsregierung zwischen Christdemokraten und KPI verhindern wollten. Aber alles Spekulation. Auch allein schon , dass das Bankinstitut Deutsche Bank hieß, hatte höchsten symbolischen Wert, zumal die Deutsche Bank als die letzte deutsche Bank gesehen wird, da Dresdner, Commerzbank und auch die Hypo inzwischen nicht mehr selbständig und „deutsch“sind, obgleich man die genauen Mehrheitsverhältnisse in der Deutschen Bank auch nicht mehr so genau kennt.
Wie auch immer: Herrhausen ist in dieser nationalen, dezidiert antiamerikanischen Version der Geschichtsschreibung und des Mutter- Theresa-Narrativs der Nationalheld deutschen schaffenden, ehrlichen und humanen Kapitals gegen raffenden US-Raubtier-Heuschrecken- und Kasino-Hitman-Kapitalismus. Auf dieses PR-Gedenken und das Image des Guten Deutschen Bankers legt die Deutsche Bank nun scheinbar keinen Wert mehr, da er keinen Mehrwert mehr zu bringen scheint.
Ein langjähriger gut vernetzter Asieneperte meinte noch dazu:
„1994 war ich, 100 Tage nach dem Tod von Kim Il-sung, in Nordkorea. Mit dabei war der Chef der Deutschen Bank Seoul. Der vertrat auch diese These, dass der Tod von Herrhausen auf das Konto der Amerikaner ging. Das Buch war allerdings da gerade erschienen, und es kann deshalb sein, dass es sich nicht um ein Gerücht aus der Deutschen Bank handelte, sondern um eine Idee von Wisnewski. Aber der Herr war fest davon überzeugt, dass die Ermordung Herrhausens dazu diente, die Deutsche Bank auf ihrem Vormarsch zu stoppen. 2008 ist das dann mit der Subprime Mortgage Crisis endgültig geglückt. Da waren natürlich dumme deutsche Banker selber schuld, denn sie glaubten den Amerikanern offenbar alles und ließen sich lauter Schrottpapiere andrehen. Ob das dem Herrhausen auch passiert wäre? Auf jeden Fall stiegen die amerikanischen Banken aus der von ihnen verursachten Krise wie Phönix aus der Asche auf, während die deutschen Banken seitdem herumkrebsen.“
Interessant ist schon,d ass die in den USA entspringende Finanzkrise eigentlich die US- Banken kaum beschädigte, die Reichen reicher machte, vor allem nur die Ramschpapier- und Rentenfondsbesitzer arm machte, aber eben auch Investitionen in Fracking, das die USA zur neuen Energieexportnation und Billigenergieland machen sollte , wie auch die ganze Startup- und Hitechszene erst richtg voranbrachte, während die angegblich globale Finanzkrise sich auf Asien und China kaum auswirkte, aber vor allem im transatlantischen Europa zumal dann auch transformiert in eine Eurokrise um Griechenland. .
Mal von möglicher Mythenbildung abgesehen , dass eine Deutsche Bank sich unter dem ins greedy Investmentbanking expandierenden Herrhausen keine US-Ramschpapiere andrehen hätte lassen, sei es nun dass Herrhausen zu clever oder morlalsch gewesen sein sollte: Interessant, dass ein Vertreter der Deutschen Bank das Attentat auch so sah oder eine US- Verwicklung nicht für ausgeschlossen hielt. Bei Northstream ist man sich ja jetzt auch nicht mehr so sicher, ob der Große Bruder Uncle Sam da nicht doch dahinter steckte. Naja, das war eine wesentlich umfangreichere und kompliziertere Aktion als eine Lichtschranke mit einer Fahrradbombe bei dem Herrhausenattentat trotz gepanzertem Mercedes , die auch schon als ohne Geheimdienstbeteiligung für nicht möglich gehalten wurde. Selbst Mainstreammedien und Investigativpools deuten inzwischen in Sachen Northstream-Sprengung ja an, man könne nichts ausschließen, wollen da ergebnisoffen sein oder es wurde auch schon mal seitens eines Experten im ZDF erklärt, selbst wenn dem so sei, sollte man das Ganze nicht unnötig emotional aufblasen und doch sehen ,dass ein Sieg der Ukraine vorgeht und man solche Sachen vielleicht mal eines Tages in Ruhe danach klären könne, da das nur ablenke von der eigentlichen geopolitischen Orientierung. Ein ehrlich Wort!
Das Hauptargument, das jedoch neben anderen Details gegen die US-Mordthese an Herrhausen spricht, ist jedoch, dass Herrhausen ja außer moralischen Appellen keinerlei reales Druckmittel gegenüber den US-Banken hatte, noch im Verdacht stand einen Aufstand der 3. Welt gegen die USA anführen oder organisieren zu wollen, sodaß sie derartige scheinbar philantrophische Anwandlungen einfach ignorieren und mit einem zur Kenntnis nehmenden Achselzucken quittieren konnten, ohne da gleich oder extra einen politischen Mord umständlich inszenieren zu müssen. Wisnewski konstruiert da eine Art deutschen Banker-Arminius aus Klein Bonum mit finanziellem Zaubertrank.
Die Deutsche Bank geriet ja nach dem mehr als untadelig gesehenen Banker- Robin Hood Herrhausen danach öfters in die negativen Schlagzeilen. Sei es die Kirchpleite, sei es „Peanuts“-Kopper, dann der Deutsche Bank-Inder und in den USA zumal als Sündenbock und als Buhmann für die Finanzkrise und dann als Gerücht um eine angeblichen Bürgschaft der Deutschen Bank für einen russischen Oligarchenkredit für Trump. Da stört vielleicht so ein Personenkult um eine angeblich moralisch integre und nationalsymbolisch aufgeladene Gralsfigur als dem letzten Guten Deutschen Banker. Eher dann ein Dorn im Fleisch.
Doch die Deutsche Bank und Herrhausen ist noch eine viel grundsätzlichere, zumeist ungestellte Frage: Angesichts der ersten Nationalen Sicherheitsstrategie NSS und der Frage nach strategischen Industrien, in die sich nun viele Wirtschaftsbereiche samt Subventionsforderungen angesichts chinesischer und amerikanischer Subventionen ihrer strategischen Industrien (Inflation Reduction Act und ähnliches) einreihen wollen, während Lindner da auf Schuldenbremse und klammen Finanzen fährt, die ihm wiederum als falsch verstandene Generationengerechtigkeit im Sinne neoliberaler Austerität anstatt beherzter keynesianistischer Verschuldung mit Multiplikatoreffekt und Behebung des Investitionsstau, vor allem bei Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung um die Ohren gehauen wird, bleibt neben der Ausklammerung von Anlage von strategischen Reservenvon Nahrungsmittel bis Rohstoffen und Halbfertigprodukten und Ersatzteilen in der NSS, die Frage strategischer Finanzinstitute oder strategischer Banken wie eben der Deutschen Bank auch ein völlig unterbeleuchteter und nicht erwähnter Aspekt, obgleich ebenso wichtig. Hat Deutschland noch strategisch und genuin „deutsche“ Finanzinstitute oder nicht mehr oder ist das heute alles globalisiert oder europäisiert? Ist die Deutsche Bank noch „deutsch“ oder auch schon geschliffen worden? Braucht es sie noch oder kann Staat und heimische Industrie den Kreditbedarf anderswo im worst case sichern und oder macht man sich da auch wieder abhängig? Sollte man auch strategische deutsche Finanzinstitute definieren, falls es sie noch mit Bedeutung gibt oder sie aufbauen, z.B: staatlicherseits einen Staatsfonds gründen als eigenes stratgeisches Finanzinstitut wie dies Norwegen oder einige andere, vor allem auch arabische Staaten machen? Oder eventuelle einen Staatsfonds mit strategischen deutschen Finanzinstituten, insofern es sie noch geben sollte, miteinander zusammeschließen oder verzahnen? Aber wie gesagt: Gibt es noch eine strategische deutsche Finanzindustrie als Kern oder war Herrhausen da vielleicht als Hitlerschulabsolvent der letzte Repräsentant einer solchen Idee eines strategischen deutschen Finanzinstituts oder Finanzinstitute, die man angesichts der faktische Macht- und Kapitalverhältnisse nun mal vergessen machen muss? Ist die Deutsche Bank ein archaisches Relikt ohne strategische Bedeutung mehr, vielleicht eben auch schon nicht mehr „deutsch“? Ist die Auflösung der Alfred Herrhausen Gesellschaft durch die Deutsche Bank vielleicht auch in diesem Sinne zu verstehen? Vielleicht ein Symptom, aber vielleicht mit weitergehender Bedeutung. Nach den multinationalen Konzernen(Multis) in den 70er Jahren, sind es heute die Hitech-Megakonzerne, Bill Gates, Elon Musk, Zuckerberg, Bezzoes, die als alles entscheidend begriffen werden, über das Finanzwesen samt Ratingagenturen und Schattenbanken und Regulierungen redet keiner mehr seit dem Finanzcrash 2008 und der daraus hervorgehenden Eurokrise. Aber Ex- Fedheifin und US- Finanzministerin Yellens Besuch in Peking zeigt, wie wichtig und strategisch der Finanzsektor dennoch bleibt. Auch wenn die KP China betont, dass die Realwirtschaft entscheidend sei und in anglosächsischen Ländern angeblich fatalerweise die postindustrielle Dienstleistungsgesellschaft ausgerufen wurde, wenngleich beide da wegen KI und Big Data auch schon mal eine Informationsgesellschaft andenken. Aber auch all diese soziologisch- ökonomischen Labels führen halt nicht zu einer Seperation der sogenannten Realwirtschaft und dem Finanzsektor, sondern gehören zusammen und verselbständigen sich nicht, wie auch falls KI zur Rationalsierung eingesetzt werden sollte, um mittels Rationalisierung die Profite zu erhöhen und Verwaltung, Produktion, Finanzwesen, Bildungswesen, Gesundheitswesen, Militär und Überwachung effizienter zu machen. Und exakt in diesem Kontext fragt sich: Braucht es noch eine Deutsche Bank, strategische Kreditinstitute oder Herrhausennostalgie? Möglicherweise eine Frage, die bei Blackrock-Merz und anderen Atlantikbrückengängern und nachgerückten Young Leadern der anderen Parteien so geklärt ist, wie dies nun für Vertreter der China Bridge von CSU- Friedrich. Aber in der AfD könnte es da zu Diskussionen zwischen dem Höckeflügel mit seiner „organischen Marktwirtschaft“/“organischen Volkswirtschaft“ und dem mehr neoliberalen Ex- Goldmann-Sachs-Flügel um Alice Weidel kommen ,die auch schon von einem ehemaligen Vertreter der Dresdner Bank in der Tehran Times als „Hoffnung für Deutschland“, respektive des Irans gelobt wurde. Hauptsache angebliche einheitliche deutsche Wirtschaft, sogenannte deutsche Interessen, also keine Sanktionen gegenüber Putin, Iran und China, sogenanntes nationales Interesse und Deutschland über alles. Eine interessante Frage wäre noch gewesen, ob Herrhausen sich auch gegen Sanktionen ausgesprochen hätte. Vielleicht berufen sich ja diese links- oder rechtsnationalistischen Kräfte wie Wagenknecht oder Höcke oder Weidel noch auf Herrhausen- als eben dem letzten Guten Deutschen Banker.Vielleicht gründet dann die Desiderius-Erasmusstiftung der AfD noch eine neue Alfred Herrhausen-Gesellschaft als Nachfolgeorganisation.
Noch als Lesetip dazu: