Das Parfüm: Neue deutsche Terrorwarnungen über junge Männer nach Frankreichs Arabischen Frühling und strategische Fragen des Kulturkampfs

Das Parfüm: Neue deutsche Terrorwarnungen über junge Männer nach Frankreichs Arabischen Frühling und strategische Fragen des Kulturkampfs

In der FAZ heute eine neue Terrorwarnung: Diesen „Jugendlichen“ und „jungen Männern“ traut man ja auch nach Frankreichs Arabischem Frühling einiges zu, wenngleich nicht als Straßenkämpfer und Terrorstreuer im dhihaddistischen oder Street fighting man- Sinne. Der Terroralarm besorgter deutscher FAZ-Autoren setzt da woanders als wichtige Frühwarnung an. Ein besorgter Vater entdeckt angesichts des Parfümkonsums seines jugendlichen Sohnes, ein geruchsmäßiges 911 gegen ein so geruchsloses (?) Wesen,ein geruchsneutrales, wenngleich noch nicht klima- oder genderneutrales Neutrum, wie ihn und seiner Generation. Gerüche waren auch schon mal das Thema zwischen mir und meiner Ernährungsberaterin, die einem da fast schon zur Lifestyleberaterin wird, wobei sie ja da ganz einfache Basics vermittelt, die man mal als beziehungsgeschädigter, alleinwohnender Junggeselle oft ohne weiblichen Feedback so verinnerlichen sollte. Zuerst aber der FAZ- Artikel, der da wahre Terrorgefahr in dem Megamare-C-Waffeneinsatz seines Sprösslings und das Einreißen roter Linien wie bei Asssad vermutet.

„Geruchsterror : Das Mega-Parfum

Im Inneren eines Pottwals wurden jetzt in Spanien mehrere Kilogramm des Ausscheidungsprodukts Ambra gefunden, das in der Welt der Düfte eine erstaunlich große Rolle spielt. Bild: Universidad de Las Palmas de Gran Canaria

Man kann keinen Zug und kein Kaufhaus mehr betreten, ohne dass einen das stärkste Männer-Parfum der Welt mit seiner Ambra-Keule niederstreckt. Und es droht noch schlimmer zu werden. Ein Hilferuf.

Glücklich all jene, die nicht Tag für Tag in überfüllten Pendlerzügen sitzen. Glücklich auch die, die über keine empfindliche Nase verfügen, wobei sich Letztere – der menschlichen Natur sei es gedankt – im Grunde recht schnell an muffige Standardgerüche gewöhnt, wie sie in öffentlichen Verkehrsmitteln vorherrschen. Liegt auf der Pendlerstrecke ein Großflughafen, wird das Riechorgan regelmäßig herausgefordert. Fremdartige Aromen von Duftwässern, Weichspülern und Kau-Waren aller Art wehen einem um die Nase, verziehen sich aber recht bald wieder.

Fast fehlten sie einem in der Corona-Zeit, in der man neben dem eigenen Atem nur noch die alles durchdringenden Gerüche von Desinfektionsmitteln wahrnahm. So war es zunächst kaum zu bemerken, dass sich in der Übergangszeit zur maskenlosen Normalität ein neuer Duft in Deutschland ausbreitete, einer, den man zunächst mit einem besonders penetranten Desinfektionsmittel verwechseln konnte. Misstrauen hätte wecken können, dass er im Abteil nicht verflog, der Hauch von Chemieunglück nahm über die Wochen und Monate hinweg sogar noch zu und schien in der Bahn vor allem an jungen Männern zu haften.

Bis dann eines Tages der eigene Sohn mit diesem Geruch nach Hause kam und ihn nicht auf ein Desinfektionsmittel, sondern das sündhaft teure Parfum (145 Euro für 50 ml) eines Freundes zurückführte: Megamare von Orto Parisi, das stärkste Parfum der Welt. Er finde es nicht schlecht, sagte er, wurde aber zum Kleidungswechsel des Zimmers verwiesen. Als er es wieder betrat, war der Geruch, der offenbar auch seinen Hals in Mitleidenschaft gezogen hatte, noch immer da. Das kontaminierte Hemd wurde gewaschen, doch es roch auch nach der zweiten und dritten Wäsche noch nach in Plutonium gelösten Algen.

Das Ende von Duft

Der Sohn hatte sich unterdessen von Megamare, das echtes Ambra, ein Ausscheidungsprodukt des Wals, enthalte, distanziert. Auch andernorts hatte es schon für Wirbel gesorgt: in erstaunlich hochfrequentierten Internetforen, die neue Düfte wie Sterne-Menüs analysieren. Einer verglich es mit einem Salzbergwerk, ein anderer mit der auf dem Meeresboden vor sich hin rostenden Titanic, ein Dritter nannte es die „geruchgewordene Hölle“. Von Fluchten und Spießrutenläufen im öffentlichen Raum wurde berichtet. Der meistkommentierte Beitrag auf Parfumo.de brachte es auf den Punkt: Megamare sei „das Ende von Duft“.

Wir hätten das Thema trotz allem nicht weiter an die große Glocke gehängt, alles weht vorüber, wenn nicht kürzlich in Spanien in einem toten Pottwal ein fast zehn Kilo schwerer Brocken Ambra gefunden worden wäre. Davon ist nun eine klare Handlungsanweisung abzuleiten: Alle Riechenden mögen jetzt ihre Stimme erheben – Orto Parisi und sein Mastermind Alessandro Gualtieri dürfen unter keinen Umständen in den Besitz dieses Ambra-Klumpens gelangen. Sonst geraten nicht nur das 49-Euro-Ticket und die Anti-Homeoffice-Bewegung, sondern zuletzt auch der gesamte öffentliche Friede in Gefahr.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/das-parfum-megamare-gibt-dem-geruchsterror-einen-namen-19021569.html

Dazu schrieb ich meiner Ernährungsberaterin:

„Ihren Verweis auf einen strengen Geruch meinerseits habe ich wohl wahrgenommen und auch ihre freundlichen Ratschläge in die Tat umgesetzt. Das umfasst jetzt zuerst einmal einen vorzeitigen und nun abgeschlossenen Frühlingsputz des ganzen Hauses bis hin zu etwas höherer Frequenz  beim Wachen waschender und zu wechselnder Wäsche. Ich hoffe nicht ,dass die kognitive Geruchsdifferenz davon rührt, dass ich rauche. Dann müssten wir die „Geruchsdebatte“ ausweiten und dann würde mich interessieren, wie sie zu dem Vorschlag einer „rauchfreien EU“ stehen und dem wie immer nicht vermeidbaren in Sachen Reformpädagokik skandinavischen Modell und „rauchfreiem Schweden“.

Wie dem auch sei. Über strenge Gerüche hat nun heute ein Autor in der FAZ eine Grundsatzdiskussion starten wollen. Als konservativem aber modernen Vater stinkt ihm einiges an den Sohn, exemplaisch, aber ob das jetzt ein Beitrag zum Kulturkampf sein soll oder nur väterliche Kritik zu seinem ohnehin nicht FAZlesenden Sohn bleibt ungewiss und an die tieferen Schichten einer Kulturkampfkritik in Sachen „toxischer Männlichkeitkommt da auch nichts Explizites. Angeblich sei angesichts mehr sozialen Medien, Influencern und „immer mehr“ Werbung für männliche Parfüms, nun sein Sohn zum Stinkebär aufgelaufen, die wiederum aus Sicht von woken Genderfeminist*innen nur „toxische Männlichkeit“ und traditionelle und tradierte, „nicht mehr zeitgemäße“ Männerbilder fördern würden. Ist das vielleicht auch bei Leuten mit oder ohne Migrationshintergrund das Gleiche, wenn man die zunehmenden Talibanbärte samt Undercut und Parfüm- und Barbiereinsatz doch eher Arabo- und Nafritürken zuordnen würde und das Ganze auch bei migrationshintergrundsübergreifenden Machokulturen- und Nachahmern über solche Macho- Kanäle wie von Andrew Tates verallgemeinert wird? Dazu schreibt er nichts .Erst mal stinkt ihm nur etwas, und in diesem Falle der Sohn (anderen Beschwerdegründe gibt es scheinbar nicht oder kann man nicht so direkt mal ansprechen), der gleich auf die ganzen „jungen Männer“ und eine Generation Megamare wie auch Gen Porn pauchalisiert und was einem/r immer mit der Trendansage „immer mehr“ und nun auch der Sohn so alles einfällt und stört.

Früher stellte man sich „Parfümbomben“ als älterliche mittelälterliche  Frauen oder Damen vor ,die ihr Gesicht mit einer Überdosis Kelialstift um die Augenbrauen ,auswucherndem blauen Lidschatten und deftigem Lippenstiftbergen aufrüsteten zudem mit penetranten Parfüm oder was so im Handel unterhalb der C-Waffenschwelle zugelassen war ,manchmal ging das Gerücht, dass seien auch nur in die Jahre gekommene alte Puffmütter, zumal einige ja auch in Leopardenoutfit rumliefen. Das stereotypische Klischeegesamtpaket also. Aber da gibt es sicherlich unterschiedliche Biographien. Und es wird so getan ,als habe es früher nie die penetrante 47-11-Kölsch (Wasser)-Rasierwasserfraktion und das Moschus-Playboymarkenparfüm gegeben, die geruchsfreie Zeit angeblich nur Cliffspringerdeo und die Parfümmarken einiger Celebratiesfrauen ( von Jane Fonda bis Denver/Dallas-Darstellerinnen und nun auch etlichen anderen Celebrities von Paris Hilton bis Rihana) kannte und nun von einem Geruchsterror der männlichen ,nicht jugendlichen, sondern neuen, jungen Männern mit Zuspitzung auf Megamare als „Trend“ behauptet. Stimmt das? Oder riechen die jungen Männer da auch „streng“? Zumal: Was ist vom strengen Geruch toxischer Weiblichkeit? Gibt es das nicht? Oder ist alles Douglas? Und was nehmen die nei „Sexand the City“? Gibt es da schon Bekenner*innenbriefe wie bei „Der Teufel trägt Prada!“? Und reicht nicht wie bei mir einfach Dusch das und Head and Shoulders? Wird Rachen noch geduldet innerhalb dieser „Frischluft“- und „Recht auf reine Luft“- Fraktion? Wahrscheinlich bewahrt mich die Tatsache, dass ich solchen Dingen nicht die zentrale Weltbedeutung gebe vor dem Schicksal, wie Geruchsindividualisten und dadurch Betoner ihrer Subjektivität , vermeintlichen „Individuaität“, durch Lifestyle neu gewonnener „Identität“ und „Persönlichkeit“ so ein Serienmörder wie der Geruchsensible in Patrick Süßkinds „Das Parfüm“ zu werden. Ach, was wünscht man sich noch das Stinktier bei Schweinchen Dick, das eine französisches Stinktierin mit viel Amour und „strengem Balzgeruch“ da umflirten wollte. Wenngleich ohne Zustimmung. Also doch wohl 1 Faktor. Das wollen wir gar nicht abstreiten. Aber wie Henning Baum, Ex-Darsteller des „letzten Bullen“ als Ausdruck von einer Psychologin domestizierten Fallbeispiels letzter auszurottender „toxischer Männlichkeit“  mal richtig meinte: „Es gibt zwei Themen , bei denen sehr schnell extremistische Positionen eingenommen werden: Das sind: Gesundheit und Sicherheit“. Wäre vielleicht angesichts des FAZ-Artikels noch zu fragen: Vielleicht auch Geruchsfragen. Und was kommt dann als nächstes? Wahrscheinlich kommt da noch eine neue Parfümwelle auf uns zu. Nicht mehr binäre „toxische Männlichkeit“ oder „toxische Weiblichkeit“ oder was dann in dieser Richtung als solche erschnüffelt und dabei rumgeschnüffelt wird, sondern das Parfüm inklusiv- divers- provinziell-nachhaltig- biologisch- regional- und zugleich etwas globalistisch-exotisch. Wie das wohl riechen wird? Ob es dann wieder dem einen oder den anderen wieder stinkt und neuer Terroralarm vielleicht diesmal in alle Richtungen ausgerufen wird?

Ein Ruhrbaron-Autor empfiehlt, dass die Union, um die AfD zu bekämpfen, sowohl einen neuen Kulturkampf wie auch konkrete Lösungsvorschläge und Politik machen soll. Liedhter gesagt als getan, denn ob die Bevölkerung eine neue CDU- Agenda 2030 mit Raffelhüffschen 8ßß- 2000 Euro Selbstbeteiligung von Kassenüatienten, bevor sie überhaupt behandelt werden, eine Ausweitung der Arbeitszeit, Heben des Rentenalters, Börsenkapitalisierung der Rente durch Blackrock- Merz, höheren CO2- Seutern satt Heizpumpengesetz auch so freudig aufnehmen werden, dahingestellt, zumal wenn nur eine neue 3er Jamaika oder Schwarz- Rot- Golde Koalition dazu dienen kann. Aber zur Frage prgamatische Politikangebote oder Kulturkampf: Nicht entweder/oder, sondern sowohl als auch. Dabei zitiert jedoch der Autor große Kulturkämpfe um strategische Themen wie etwa die Westbindung, die heute seit George W. Bush jr. und nun Trump nicht in Deutschland, sondern im Westbindungszentrum USA selbst infrage gestellt wird innerhalb des westlichen Lagers, auch wenn man betont, dass Churchill und Adenauer gegen stillschweigende Mehrheiten und jede Menge Opposition ihre Westbindung und andere Sachen durchsetzten und auch mittels Kulturkampf durchkämpften. Die Frage ist halt, inwieweit man sich in diese ganzen Lifestylekämpfe, die auch zu Kulturkämpfen hochgespielt, postuliert und konstruiert werden in immer fragmentierenderen atomistischen kleineren Gruppenbefindlichkeiten  auflöst und dann den eigentlichen Kulturkampf vor lauter Bäumen nicht mehr als Wald mit strategischen Eichen zu finden weiß und sich verzettelt. Wie weit soll man den Kulturkampf über strategische Orientierungen und Themen hinaus  noch in alle Einzelgefilde und Kapilaren, wie etwa Gerüche in der FAZ noch fortsetzen? Reicht Layla schon nicht, das nun auch schon Günther mitsingt?

„Die CDU sollte Kulturkämpfe als Chance sehen

9. Juli 2023 | Stefan Laurin Ein Kommentar


Wenn die CDU nicht nur politische Macht , sondern auch die ideelle Führungsrolle haben will, darf sie Kulturkämpfe nicht scheuen.

Die CDU fremdelt mit dem Kulturkampf. Während ihr Vorsitzender Friedrich Merz oder der Historiker Andreas Rödder ihn in den Auseinandersetzungen mit den Grünen und der AfD fordern, setzen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und sein Schleswig-Holsteiner Amtskollege Daniel Günther auf eine pragmatische Politik, die ideologiefreie Lösungen für Probleme beim Verkehr, der Energieversorgung oder der Wirtschaft liefert.

Erfolg wird die Union allerdings nur aus einer Mischung aus Kulturkampf und sachorientierter Politik haben. Das war in der Vergangenheit so. Kulturkämpfe sind der Union nicht fremd. Sie hat sie über Jahrzehnte erfolgreich geführt. Wachstum, die Westbindung, ein aufgeklärter, in europäische Strukturen eingebundener Patriotismus, das viel beschworene christliche Menschenbild, zu dem auch Eigenverantwortung, Freiheit und Selbstbestimmung gehören, waren immer auch Ideologie. Nur nannte man das in der CDU nicht so, es versteckte sich immer hinter einem angeblichen Pragmatismus. Der erste Vorsitzende und Mitgründer der CDU, Konrad Adenauer, war ein geborener Kulturkämpfer: Er stand immer gegen Preußens Nationalismus und Militarismus, der Deutschland seit dem 19. Jahrhundert prägte. 1919 schrieb er: „Preußen beherrschte Deutschland, beherrschte auch die in Westdeutschland vorhandenen, nach ihrer ganzen Gesinnungsart an sich den Entente-Völkern sympathisierenden Stämme. Würde Preußen geteilt werden, die westlichen Teile Deutschlands zu einem Bundesstaat, der Westdeutschen Republik, zusammengeschlossen, so würde dadurch die Beherrschung Deutschlands durch ein vom Geiste des Ostens, vom Militarismus beherrschtes Preußen unmöglich gemacht.“ Die Westdeutsche Republik von der Adenauer nach dem Ersten Weltkrieg träumte, sollte als Bundesrepublik Deutschland 1949 Wirklichkeit werden und bis zur Wiedervereinigung 1990 Bestand haben.

Auch die Auseinandersetzung um die Westbindung, gegen die nicht nur die in Deutscher Reichspartei und KPD organisierten Rechts- und Linksradikale standen, sondern auch SPD und FDP war ein Kulturkampf: Die Westbindung bedeutete nichts anderes als einen Bruch mit den autoritären preußischen Traditionen: Eine Abkehr einer auf Russland fixierten Politik, das mal Preußens Schutzmacht, dann wieder Partner bei der Aufteilung Polens und schließlich immer wieder Ziel von Eroberungsplänen war. Und die Westbindung bedeutete die Öffnung hin zu allem, was der Nationalismus lange als undeutsch herabgewürdigt hatte: Parlamentarismus und der Vorzug des Strebens nach einem Leben in Freiheit und Wohlstand vor idealistisch aufgeladenen Kriegsfantasien.

Der CDU gelang es damals, die kulturelle und politische Hegemonie zu erreichen. Die katholische Kirche, ihre Nebenorganisationen, aber auch viele Verbände und konservativ geprägte Vereine unterstützten sie dabei. Diese Stärke konnte sie in Wahlergebnisse umsetzen.

Die von den Grünen und ihrem aus Organisationen wie Greenpeace, dem BUND oder der evangelischen Kirche bestehendem Vorfeld unterstützten Vorstellung widersprechen in vielen Bereichen dem Denken der Union: Wüst weist zurecht in seinem im Juni in der FAZ erschienenen Artikel darauf hin, dass sich die CDU bereits in ihrem Grundsatzprogramm von 1978 für die „Unterlassung von Maßnahmen, die eine Klimaveränderung herbeiführen können“ aussprach. Damit knüpfte die CDU nur an eine Tradition der Union an: Schon 1970 hatte die damals in Bayern noch allein regierende CSU das erste Umweltministerium gegründet. Umweltschutz war immer ein konservatives Anliegen. Der Schutz der Natur lässt sich aus dem Christentum ableiten: Gottes Schöpfung muss erhalten werden.

Die Union steht für einen Umweltschutz, der den Wohlstand nicht vernichtet und sie ist offen, ihre ökologischen Ziele auch durch den Einsatz neuer Technologien zu erreichen. Viele Grüne und ihre Unterstützer sehen das anders: Für sie ist Umweltschutz auch eine Möglichkeit, um die kapitalistische Wirtschaftsordnung zu zerstören. Sie wollen weg von dem Wohlstandsmodell, dass immer auch die Demokratie sicherte. Die Union weiß um die enge Verbindung von Wohlstand und Demokratie. Er gehört zu ihrem Kern.

Die Union hat aber auch ein anderes Menschenbild als die heutige, von grüner Ideologie bestimmte Linke: Die CDU ist zumindest in großen Teilen auch eine liberale Partei. Sie will den Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben. Adenauer fasste das in einem Satz zusammen: „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind – andere gibt es nicht.“

Bei den Grünen und seit Jahrzehnten auch immer mehr in der SPD sieht man das anders: Volkserziehung hat in diesen Kreisen einen guten Ruf. Für diese Politik standen in der Union immer nur wenige.

Wenn Merz heute die Grünen als Hauptgegner betrachtet, hat er dafür gute Gründe: Unter den demokratischen Parteien gibt es für die Union keinen größeren Gegner. Die Partei ist politisch und kulturell hegemonial und wirkt so weit über ihre Größe in den Parlamenten hinaus. Die Hegemonie ist für die Union ein Problem, sie treibt sie und sorgt dafür, dass die Grünen der Pol sind, zu dem sich die Kompassnadeln aller demokratischen Parteien, auch der CDU, ausrichten.

AfD und Linkspartei fallen nicht in die Kategorie Gegner: Sie sind Feinde der CDU und ihr Ziel muss es sein, beide aus den Parlamenten zu vertreiben und sie politisch zu vernichten. Bei der Linkspartei ist dieses Ziel, zumindest auf Bundesebene, in greifbare Nähe gerückt. Bei der AfD kann davon leider nicht die Rede sein. Aber die Union wird die AFfD nicht stellen können, wenn sie allen Kulturkämpfen abschwört. Fragen nach der Art und Weise, wie die Menschen in diesem Land in Zukunft leben und wirtschaften wollen. Der Umgang mit Zuwanderung, bei dem sich die Frage stellt, ob weiter die Werte des Westens gelten sollen? Das sind auch immer Themen über die in Kulturkämpfen gestritten wird. Erst recht gilt das für das Selbstbestimmungsgesetz, welches die biologischen Eigenschaften von Männern und Frauen verneint.

Wenn sie die Union in diesen Fragen klar positioniert, kann sie der AfD glaubhaft Themen aus der Hand schlagen. Zu nah käme sie ihr dabei nicht: Die AfD ist wie die Linke eine Putin-Partei, die den Westen zutiefst ablehnt. Zudem ist ihr Gesellschaftsmodell völkisch und autoritär. Die CDU ist hingegen die deutsche West-Partei schlechthin. Ihr Verhältnis zur Migration orientiert sich an den Interessen des eigenen Landes. Es greift die Eidesformel der Bundeskanzler auf, nach der es darum geht den Nutzen des Staatsvolks zu mehren, und Schaden von ihm wenden, was übersetzt heißt, dass die syrische Ingenieurin willkommen ist, der Clan-Krieg führende Stammesführer jedoch nicht. Die rassistische Abschottungspolitik der AfD würde hingegen den wirtschaftlichen Ruin Deutschland bedeuten.

Wüst und Günther geht es um Macht, sie sehen die Zukunft der Union in den schwarz-grünen Bündnissen, die sie in ihren Ländern anführen. Und natürlich spricht nichts gegen Koalitionen zwischen demokratischen Parteien wie der CDU und den Grünen, wenn in Koalitionsverhandlungen genug Übereinstimmung erzielt wurde.

Aber um mehr als Regierungsmacht zu erhalten, braucht die Union die kulturelle und politische Hegemonie. Ihre Ideen und Werte müssen von der Bevölkerung geteilt werden und der Maßstab in den gesellschaftlichen Debatte sein: Individuell Freiheitsrechte, Vorrang bei der Berücksichtigung der Interessen des eigenen Landes bei der Zuwanderung, eine Energie- und Wirtschaftspolitik, die ökologisch und an Wachstum ausgerichtet ist und die Westbindung, die bei den Grünen im Gegensatz zu großen Teilen der unstrittig ist, sind Punkte, bei denen die CDU die Richtung bestimmt, wenn die Union auch inhaltlich die Führung übernehmen will. Um das zu erreichen, muss sie bereit sein, neben pragmatischer Politik auch die Kulturkämpfe zu führen, die ihrer Gegner und Feinde schon lange begonnen haben. Ansonsten gilt, was Alexander Kissler in der NZZ schrieb: „Wer Kulturkämpfe scheut, der wird sie verlieren.“

https://www.ruhrbarone.de/die-cdu-sollte-kulturkaempfe-als-chance-sehen/221995/

Kommentare sind geschlossen.