Old School ? General Naumanns säkularisierte Formel des einst sakralen „Es ist süß fürs Vaterland zu sterben“-„Pflicht, Verantwortung, Freiheit“  

Old School ? General Naumanns säkularisierte Formel des einst sakralen „Es ist süß fürs Vaterland zu sterben“-„Pflicht, Verantwortung, Freiheit“  

Ganz interesante Rede von dem bisher ranghchsten deutshen MIlitär in der NATO, General a. D. Naumann, der seinen eigenen Werdegang, sein Selbstverstndnis eines Sldaten und den Wandel der Zieten beschreibt. ER ändert dabei die alte saklrae Formel des „Es ist süß fürs Vaterland zu sterben“ in eine säkularisierte Formel der Eigenverantwortung , des mitdenkenden Offizier, auch angelehnt an die Innere Führung Baudissins gegenüber den knallharten Wehrmachtstraditionalisten als quasi transzendierende Synthese und Kristallisierung soldatischer Werte über eine längere Geschichte als nur das 3. Reich her.Wobei auch die Sorgepflicht des Staates gegenüber den Soldaten hervorgestrichen wird, die da laut aumann deutliche Erosionserscheinungen aufweist. Dennoch etwas abstrkt, da sich Verantwortung eben auch konkret an den jewelige Verteidigungssituationen, Strategien und dann eben Kriegen, und Kriegszielen deren Unterstützung oder Ablehnung bemisst. Zumal die aktiven Militärs samt ihrer führenden Generäle faktischein Neutralitätsmaulkorbverbot zu politischen Äußerungen spätestens seit Schröder und Merkel verpasst bekamen, Merkelianischer Opportunimsus und Karrierismus befördert wurden und jeder, der da aus der Reihe mit einer „falschen“ Bemerkung rausstach, im Sinne der ökonomistisch-pazifistischen Globalisierungsideologie des Kantschen „Wandel durch Handels“, angeblicher Bedeutungslosigleit von Militär und auch Atomwaffen schon gleich das Maul hielt, um seine Rente sicher zu haben. Bisher hat sich dies in der sogenannten Zeitenwende noch nicht wesentlich geändert und kommen Kommentare seitens Militärs da höchstens an den immer noch nicht realisierten 2%- NATOzielen und Klein- Klein der Mängel des Beschaffungswesens, nicht aber zu Strategie, Abschreckung oder gar nulearer Abschreckung oder Geopolitik. Scheinbar wird da immer noch befürchtet, Deutschland könne zum preußischen Militarismus eines Moltkes, Hindenburgs und Ludendorfs zurückkehren und selbst einhochgelobter Pistorius erweist sich da nur als Showmännchen. In diesem Sinne das noch höcsht wertebetonte Selbstverständnis eines deutschen MIlitärs der alten Schule der 90er Jahre:

Festansprache aus Anlass des

ersten Bayerischen Tages der Militärtradition

am 21. September 2023 in Schloss Schleißheim

von General a.D. Dr. h.c. Klaus Dieter Naumann

Sperrfrist:21.09.2023, 1200 Uhr

Es gilt das gesprochene Wort

 Anrede

ich freue mich, aus Anlass des ersten Bayerischen Tages der Militärtradition zu Ihnen zu sprechen und danke für die Einladung. Vor allem aber möchte ich dem Bayerischen Landtag und der Bayerischen Staatsregierung danken, mit diesem von nun an jährlichen Gedenktag trotz aller Brüche einen Bogen über 350 Jahre Traditionspflege in Bayern hin zur Bundeswehr des vereinten Deutschlands zu schlagen.

Was kann ich, nun 84 Jahre alt, seit 1999 im Ruhestand, nach 41 Jahren als Soldat Ihnen sagen? Ich komme nicht aus einer Soldatenfamilie, ich komme aus einer anderen Zeit und gebe freimütig zu, dass ich Manches in unserer Gesellschaft weder verstehe noch gutheißen kann, vor allem, weil ich Freiheit niemals als Freiheit von allen Bindungen missverstanden habe. Freiheit war für mich stets Freiheit für etwas, also für Verantwortung und dann im Beruf, für den Schutz der Freiheit.

Gut, mein Leben begann im Krieg und meine aktive Dienstzeit endete im Kosovo Krieg. Heute leben wir wieder in einem Europa im Krieg, vermutlich noch länger. Gut, ich bin der einzige Bayer, der jemals der ranghöchste Soldat Deutschlands und dann auch der NATO war. Ich habe einen spannenden Erfahrungsbogen erlebt, erst den Aufbau der Bundeswehr, dann den Kalten Krieg und schließlich das unerwartete Glück der Einheit Deutschlands. Ich hatte als Generalinspekteur Einzigartiges zu gestalten:  Erst nach den ersten gelungenen Schritten den fast fünf Jahre dauernden Aufbau der Armee der Einheit, eine Aufgabe, für die es wieder Blaupause noch irgendwelche nutzbaren Erfahrungen gab, dazu den lautlosen Abbau von fast 600.000 Soldaten auf 340.000 durchzuführen und zeitgleich die Bundeswehr auf die ersten Auslandseinsätze der Bundeswehr auszurichten. Zudem war der Abzug von fast 350.000 russischen Soldaten zu begleiten und zu einem Abzug in Würde zu machen. Die deutsche Einheit zu erleben und den Umbau der NATO ab 1996 einzuleiten, das waren die Höhepunkte meines Berufslebens. Doch erlebt habe ich das nur, weil Millionen von deutschen und alliierten Soldaten in 40 Jahren Kalten Krieges Europa trotz sowjetischer Bedrohung den Frieden erhielten und dafür, wie auch ihre Familien, viele, heute fast vergessene Opfer brachten.  

Nun lebt Europa wieder in einem Krieg von noch nicht vorhersehbarer Dauer, verbrecherisch und gegen alle vertraglichen Verpflichtungen von Russland durch seinen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 begonnen. Deshalb will ich versuchen, einen Bogen zu spannen vom Beginn des stehenden bayerischen Heeres über die Jahrhunderte der Kriege und über meine eigene 41 Jahre als Soldat hinaus in die Gegenwart. 

In meine Zeit als Generalinspekteur der Bundeswehr des vereinten Deutschlands fielen die 50. Jahrestage des 20. Juli 1944 und des Endes des zweiten Weltkrieges. Ich hatte der Truppe Leitlinie zu geben und habe versucht, Tradition und Widerstand zu verbinden. Ausgangspunkt war und ist für mich, und das soll die Brücke sein, über die ich mit Ihnen gehen will, dass alle Soldaten aller Epochen, die getreu den Gesetzen und ohne Recht zu brechen gedient und gekämpft haben, Vorbild sein können. Doch, jeder Einsatz von Streitkräften kann Soldaten zu Tätern machen und sie durch politischen Missbrauch der Streitkräfte, wie im Nationalsozialismus, beginnend mit dem personalisierten Eid auf Hitler geschehen, letztlich zu Opfern werden lassen.

Dennoch, in diesen 350 Jahren gibt es Elemente des Soldatentums, die zeitlos sind, die es in den Kriegen Max Emanuels bis hin zum ersten Weltkrieg in der bayerischen Armee gegeben hat, dann in der Zeit von Reichswehr und Wehrmacht und dann ab 1939 im Zweiten Weltkrieg, und schließlich wieder ab 1955 in der Bundeswehr bis hin zu deren Einsätzen in Kambodscha, Somalia, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Afghanistan und nun noch immer in Mali und in Niger gibt. Es sind Werte wie Tapferkeit, Mut, Gehorsam, vorbildliche Pflichterfüllung, Kameradschaft und die Bereitschaft bis hin zum Risiko für das eigene Leben zu dienen. Manche dieser Werte teilen die Soldaten mit anderen Organen staatlicher Sicherheitsvorsorge wie Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und andere Hilfs- und Rettungsdienste. Doch es gibt eine Besonderheit für Soldaten, das ist die Pflicht, ja die Opferbereitschaft selbst, trotz und gerade in der Gefahr für das eigene Leben gehorsam und tapfer zu sein. Diese äußerste Pflicht, verstärkt durch das Band der Kameradschaft, hält ein Leben lang. 

Im Rückblick auf 41 Dienstjahre sage ich, dass es mein erstes Dienstjahr gewesen ist, dem ich wertvollste Erfahrungen verdanke. Nur in diesem Jahr kam ich mit Menschen aus allen Bereichen unserer Gesellschaft in Berührung und lernte, in einer damals wirklich harten Ausbildung gemeinsam durch dick und dünn zu gehen. So entsteht das Band, das es zur vornehmsten Pflicht aller Vorgesetzten macht, jetzt wie zuvor in allen Zeiten, alles zu tun, um den Auftrag zu erfüllen und zugleich die anvertrauten Menschen möglichst unversehrt aus den Einsätzen zurückzubringen. Das verlangt vom Vorgesetzten nicht nur Fürsorge und die Bereitschaft zu dienen, die immer Vorrang vor dem Verdienen haben muss, sondern vor allem den Willen, niemals aufzugeben und stets zu führen. 

Führen, das heißt für mich: Verstehen, Einstehen und Vornestehen: Vornestehen ist dabei das Wichtigste, also nie etwas zu verlangen, was man nicht selbst zu leisten bereit ist. Vornestehen war für mich der Grund als Generalinspekteur die Gebirgsjäger auf Ski bei einer Übung zu besuchen, mit allen Strahlflugzeugen der Bundeswehr zu fliegen, manchmal fast so tief wie ich mit dem Panzer in Hohenfels gefahren bin, oder im getauchten U-Boot im stürmischen nächtlichen Kattegat an Bord zu sein. Wer versteht, nimmt die Menschen mit, wer einsteht sorgt für sie und wer vorne steht, nimmt als Erster das Risiko auf sich. Die Infanteristen hier im Saal wissen das: Es ist der Ruf des Zugführers: „Mir nach“, wenn er im Feindfeuer als Erster aus dem Graben springt.

Das alles ist zeitlos und das ist die eine, unveränderte und unveränderbare Säule soldatischen Seins: Pflicht, Gehorsam und treues Dienen. Doch heute, in einer Armee freier Bürger, braucht man mitdenkenden Gehorsam und Pflichterfüllung aus Einsicht und aus Verantwortung für die Menschen.

So entsteht aus Pflicht und Gehorsam die zweite Säule soldatischer Existenz: Verantwortung, für die Menschen und für das Erreichen des Auftrags.

Diese Verantwortung erzeugt Bindung von Menschen und sie bindet Menschen an Werte, an Überzeugungen und an ihren Staat. Verantwortung ist die zweite Säule soldatischen Seins und sie ist die Basis der Kameradschaft. Das ist der Kitt, der die Truppe zusammenhält, aus Verantwortung für die Sache. Das ist das Band, das in allen Gefahren hält. Verantwortung von oben nach unten und von unten nach oben, das ist das Fundament, das Soldaten auch das letzte Opfer wagen lässt. 

Diese Bindung an Heimat, Vaterland und Staat, an den Auftrag, Staatsbürger und Staatsgebiet schützen, ist in den vergangenen Jahrhunderten mehr als einmal missbraucht worden. Gehen Sie nur auf den Karolinenplatz in München und versuchen Sie die Tragödie zu verstehen, die hinter der Inschrift auf dem Sockel des Obelisken verborgen ist. Oder erinnern Sie sich, wie Bindung an Eid und Gehorsam vor und im Zweiten Weltkrieg missbraucht wurden, auch weil die Generalität der Wehrmacht, abgesehen von den Wenigen die eine der Traditionslinien der Bundeswehr begründen, sich ihrer letzten Verantwortung nicht stellten, obwohl der Eidnehmer Hitler seinen Eid längst gebrochen hatte. 

Die Gefahr des Missbrauchs der Bundeswehr besteht heute nicht. Die Soldaten von heute dienen in der geschützten Gewissheit, dass in ihrem Staat, unserer Bundesrepublik Deutschland, die Macht des Rechts jeden Einzelnen, auch jeden Soldaten, sogar vor der Macht des eigenen Staates, damit, trotz Befehl und Gehorsam, auch vor der Macht seiner Vorgesetzten schützt. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt hat in seiner letzten Ansprache vor einem Gelöbnis der Bundeswehr in Berlin genau das versichert: Die Soldaten von heute sind durch die Macht des Rechts vor Missbrauch geschützt. Das ist auch der Kern der Verfassungswirklichkeit, die unseren Staat zum besten Staat unserer der langen deutschen Geschichte macht. Auf diesem Kern beruht die eigentliche eigene Tradition der nun fast 70 Jahre alten Bundeswehr.

Bindung an unseren Staat bedeutet Verantwortung. Nur durch Verantwortung eines jeden Einzelnen wird die Freiheit unseres Landes geschützt, eine Freiheit, die niemals als Freiheit von allen Bindungen missverstanden werden darf. Freiheit für etwas, nicht von etwas, verlangt somit Verantwortung übernehmen. Das heißt für Soldaten, zum Schutz bereit zu sein und, wenn nötig, zu kämpfen. Nur geschützt kann Freiheit gedeihen. 

Aber Verantwortung ist keine Einbahnstraße, weder in der Beziehung zwischen Menschen noch in der Beziehung des Staates zu seinen Soldaten. Wer treu dient verdient Treue. Darauf muss sich der Soldat verlassen können. Unser Staat, der Schutz will, muss seinen Soldaten das für ihren Schutz Nötige geben. Dieser Verpflichtung ist unser Staat in den letzten mehr als 20 Jahren gegenüber all seinen Sicherheitsorganen, vor allem aber der Bundeswehr, nicht gerecht geworden. Das gilt ganz besonders für den Bundestag, der mit dem Anspruch, über Einsätze seiner Parlamentsarmee zu entscheiden, die Verpflichtung übernimmt, den Soldaten alles, was zur Erfüllung ihrer Aufträge nötig ist, zur Verfügung zu stellen. Die am 27. Februar 2023 verkündete Zeitenwende sollte nach zwei Jahrzehnten der Vernachlässigung Verbesserungen einleiten. Jüngste Entwicklungen lassen erneut Zweifel entstehen, ob Regierung und Parlament auch bereit sind, dieser Verpflichtung nachhaltig, also über mehr als eine Legislaturperiode hinweg zu entsprechen, auch wenn das zu neuen Gewichtungen im Bundeshaushalt führen mag. Ich hoffe noch immer, dass man in Berlin begreift, dass sich an dieser Frage die Sicherheit Deutschlands, die Zukunft Europas und die Haltbarkeit des unverändert unersetzlichen NATO-Bündnisses entscheidet. Vor allem aber hoffe ich, dass unsere Menschen, wir Alle, begreifen, dass sie diese Zeitenwende leben und wollen müssen. Heute gilt mehr denn je: Verteidigungsfähigkeit ist die Voraussetzung für Dialog.

Doch zurück zu meiner Brücke über 350 Jahre Militärtradition. Die Verantwortung unseres Staates, diesen Staat zu schützen und zu erhalten und die Verantwortung von uns allen, dafür einzutreten, bleibt die zweite Säule meiner Brücke.

Als ich 1958 Soldat wurde, die meisten von Ihnen heute hier in Raum waren damals noch nicht geboren, waren unsere Gesellschaft und die Welt ganz anders. Ich hatte die Bombennächte in München 1944/45 erlebt und überlebt. Ich weiß noch heute, was Nachkriegszeit im zerbombten München hieß. Unter dem Eindruck der sowjetischen Unterwerfung Ungarns 1956 entschloss ich mich, gegen den Rat meiner Lehrer und zum Kummer meiner Mutter, Soldat zu werden. Ausgebildet wurden wir von ehemaligen Offizieren der Wehrmacht. Sie hatten Krieg, Verwundung und Tod, oft auch Gefangenschaft erlebt, doch sie sprachen nie davon. Sie sprachen auch nicht über mögliche Verstrickungen in das und Missbrauch durch das Naziregime, sie ließen aber keinen Zweifel an ihrer Überzeugung, nun dem freien, einem besseren Deutschland zu dienen und es schützen zu wollen. Sie bildeten uns hart und kriegsnah aus. Harte Ausbildung von uns jungen Soldaten war für sie Fürsorge für uns junge Ungediente. Ich habe diesen Kern von Fürsorge von ihnen gelernt: Immer, wenn ich Truppe führen durfte, habe ich auch so gehandelt. Sie schonten uns nicht, aber alle, die ich erlebt habe, waren großartige Männer, wahre Vorbilder. Ich musste bis 1994 warten bis in Deutschland erstmals ausgesprochen wurde, dass die Soldaten der Wehrmacht, die sich nicht an Verbrechen beteiligten, die nicht dem Regine, sondern ihrem Vaterland zu dienen glaubten und die ehrenvoll gekämpft haben, großartige Männer waren. Es war kein deutscher Politiker, der das tat, es war der französische Staatspräsident, der Kriegsgegner und Kriegsgefangene, Francois Mitterand, selbst ein großartiger Mann. Er sagte es 1994 bei der Verabschiedung der französischen Truppen aus Berlin.

Bei uns dagegen gilt es auch heute noch als schick und angeblich als intellektuell-moralisch überlegen, wenn Leute, die in ihrem Leben eher wenig geleistet, zumindest kaum Opfer und Entbehrungen ertragen haben, dafür aber immer geschützt und in Freiheit lebten, Soldaten, die das Recht dieser Leute auf freie Meinungsäußerung schützen, als Mörder bezeichnen dürfen. Versagt hier unser Staat, der seinen Soldaten keinen Rechtschutz gewährt?

Wie anders mein Deutschland von 1958 war, mag zeigen, dass die bewegende Rede General MacArthurs bei seiner Verabschiedung in Westpoint mit der Überschrift „Pflicht, Ehre, Vaterland“ für uns junge Soldaten 1958 durchaus Leitlinie und Vorgabe war. Selbst mein Deutsch-Abiturthema von 1958 atmete längst Vergangenes. Es fragte, ob die alte Inschrift auf dem wiederaufzubauenden Siegestor in Schwabing erneut angebracht werden sollte: „Süß und ehrenvoll ist es für das Vaterland zu sterben“. Heute undenkbar und doch war dieses Wort des Horaz Leitbild für Generationen bayerischer, deutscher und europäischer Soldaten. Ich entschied mich 1958 in meinem Aufsatz für die Mahnung: „Die Toten verpflichten die Lebenden“. Dieser Gedanke, dass die Toten zum Frieden mahnen, hat mich in meinen 41 Jahre als Soldat nie losgelassen. Deshalb habe ich die Aussöhnung mit Polen gesucht und aufrichtig gehofft, man könne mit Russland dauerhaften Frieden erreichen. Putin hat alle meine Hoffnungen zerstört. Partnerschaft mit seinem Russland wird Illusion bleiben.

Doch Soldaten brauchen greifbare Bezugspunkte, nicht im Tod, sondern im Leben. Vor 350 Jahren war es für die Bayern vor Belgrad der Kurfürst, später der König, im Kampf sichtbar gemacht durch die Regimentsfahne. Doch Kern dessen, was heute zu schützen ist, ist Freiheit. Sind aber Menschen wirklich bereit, für den Schutz von Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu sterben? Ich weiß das nicht. Aber für die Summe dessen, was jeder für sich als schützenswert und unbedingt zu erhalten begreift, also die Summe von Familie, Heimat, Vaterland und Freiheit, verstärkt durch den Zusammenhalt in der militärischen Gruppe, können Menschen wohl auch das letzte Opfer bringen. Im trotz gegenwärtiger Irrungen hoffentlich doch zusammenwachsenden Europa ist es möglicherweise irgendwann einmal sogar mehr als Heimat und Vaterland, sofern dieser Begriff in Zeiten um sich greifender Genderei noch zulässig ist.  Es ist dieser engere Bezug, die Summe von Heimat und Heimatländern gleich Vaterland plus Freiheit, die Menschen veranlasst, zu ihrem Schutz bereit zu sein. Ich meine deshalb, Familie, Heimat und Vaterland haben als Wurzeln noch immer Bedeutung, aber schützenswert werden diese Wurzeln nur durch den Traum, in Freiheit leben zu dürfen. Freiheit und die Verantwortung sie zu schützen, ist somit die tragfähige dritte Säule meiner Brücke von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. 

Pflicht, Verantwortung, Freiheit.  

Das ist die verbindende Linie, die die Soldaten von heute im Bewusstsein des Überlieferungswerten, in Kenntnis der Fehler der Vergangenheit, aber im Wissen, nun dem besten und freiheitlichsten Staat in Deutschland dienen zu dürfen, bereit sein lässt, diesen Staat, seine Menschen und deren Freiheit zu schützen und zu verteidigen. 

Diese drei Worte sind auch die Basis der eigenen Tradition der Bundeswehr, die sich in nun fast 70 Jahren entwickelt und gebildet hat. Es ist die Tradition einer Armee in der Demokratie, die sich von der ersten Wehrpflichtarmee einer rechtstaatlichen Demokratie in Deutschland über die gewaltige Herausforderung der der Gestaltung der Armee der Einheit und dann aus den ab 1992 folgenden Auslandseinsätzen entwickelten. Es ist eine Tradition, die um die Opfer der Soldaten und ihrer Familien weiß, vor allem aber die 3500 Toten nicht vergisst, die im Ausbildungsdienst der Bundeswehr ihr Leben ließen, und ganz besonders nicht die 166 in den Auslandseinsätzen Gefallenen. 

Es ist eine Tradition, die zum Schutz von Recht und Freiheit verpflichtet und die erkennt, dass Freiheit immer Verantwortung aller Bürger für ihren Schutz voraussetzt.

Es ist eine Tradition, die vom Staat verlangt, seinen Sicherheitsorganen alles zu geben, was sie zur Erfüllung ihres Auftrages brauchen und die von den Soldaten verlangt, für die Freiheit und die Wahrung des Rechts auch zum letzten Opfer bereit zu sein. Deswegen lautet die Eidesformel der heutigen Soldaten treu zu dienen und die Bundesrepublik Deutschland tapfer zu verteidigen. Nur mit der Fähigkeit, das eigene Land zu schützen, wird Deutschland bündnisfähig. 

Bündnisfähigkeit, also die unersetzbare Bindung an unsere transatlantische Verteidigungsgemeinschaft NATO, ist die Voraussetzung für den Schutz unseres weiterhin abhängigen Landes in unsicherer Zeit. Wir leben in einer Zeit eines möglicherweise noch längeren Krieges in einem Europa, das als Hort von Recht und Freiheit nur überleben wird, wenn es bereit und in der Lage ist, sich zu verteidigen. Das ist auf absehbare Zeit nur im Rahmen der NATO möglich. Partnerschaft, Solidarität und Verständnis für unsere Verbündeten und ihre Perzeptionen sind nötiger denn je. Das ist anstrengend und nicht immer konfliktfrei, aber es ist in einer Zeit, in der ein souveränes Europa, dass sich selbst schützen kann, noch in weiter Ferne liegt, das Gebot der Stunde. Das ist auch der Kern der Zeitenwende und so wird sie, die Zeitenwende, zur Schicksalsfrage für Freiheit und Demokratie.

Wir alle wissen um die großen Gefahren, die Vielzahl der Risiken und die Ungewissheit, die über unserer Zukunft hängt. In dieser Lage brauchen wir Alle Richtung und Sie, die Jüngeren hier im Raum, Sie müssen diesen Staat erhalten und wo nötig und möglich verbessern. Dafür brauchen Sie Ziel und Richtung. Ich denke, auch dafür könnten meine drei Brückenpfeiler Pflicht, Verantwortung, Freiheit Leitlinie sein, eine Leitlinie, die uns mit unseren Wurzeln verbindet. 

Meine Generation hatte das Glück die wohl glücklichste der langen deutschen Geschichte zu sein. Wir haben dafür Opfer gebracht, aber nun brauchen wir Sie, die Jüngeren. Deswegen bitte ich Sie aus nie endender Verantwortung für Freiheit, nun zu übernehmen und sich ihrer Verantwortung zu stellen. 

Schützen Sie dieses Land, diesen vorbildlichen Rechtsstaat, und bewahren Sie seine Freiheit gegen Zerrüttung von innen und Gefahr von außen.

Pflicht, Verantwortung, Freiheit soll dabei auch Ihre Leitlinie sein. „

Bei General Naumann dreht es sich um die Triade und das Spannungsverhältnis zwischen den Idealen Pflicht( Gehorsam, Dienen), Verantwortung (eigenverantwortliches und ethisches Denken) und eben auch Freiheit.

Bei General Naumann ist der Begriff der Freiheit sehr zentral wie auch bei Domoroese, bei General Vad wird dies stark relativiert im Carl Schmittsinne und der Kritik des Werteliberalismus oder Werteorientierung. Spontan fallen mir dazu die Chrustschowmemoiren ein, in welchen Chrustschow in einem eigenen Kapitel versucht, den Begriff der Freiheit des Westens verächtlich und lächerlich zu machen. Er spricht da von der Freiheit der Kapitalisten zur Ausbeutung der Arbeiter, der Freiheit arbeitslos und arm zu werden, der Freiheit obdachlos unter Brücken zu schlafen, der Freiheit der wichtigsten Monopolunternehmer die Preise und die Medienlandschaft zu kontrollieren, die Freiheit zwedks Kapitalakkumalition andere Länder mit Kriegn zu überziehen, um sie als Amagesphären und Rohstoffgebiete zu erschließen,etc. Eduard Schnitzler in der DDR verfuhr in seinem Schwarzen Kanal mit demselben Mantra und stellte immer heraus,was der Preis der Freiheit denn so koste und sei und das den sich nur wenige leisten könnten. Dieser Duktus im Stile von Brecht, wonach erst das Essen, dann die Moral komme und im Kommunimsu die soziale Gerechtigkeit garantiert sei , billige Mieten bei verfallenden Höusern, Recht (und Pflicht) auf Arbeit, etc. brachte Sacharow auch zu der Gegenthese: „Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein“. Zumal auch bei der Mangelwirtschaft des Kommunismus. Nun die friedlichen Revolutionen im Ostblock zeigten, dass vielen die Freiheit nebst erhofften Bananen und Beate Uhseshops und BMWS aus dem Westfernsehen doch vielen sehr wichtig war, ja sie auch die Gefahr eingingen wie die chinesischen Studenten von Panzern überrollt und niedergeschossen zu werden.

Noch einige persöniche Anmerkungen zu der Rede:

„Es ist süß fürs Vaterland zu sterben“erinnerte mich immer an den Spruch der HJ Schirachs, dessen Sohn Richard ich kannte und „Geboren, um für Deutschland zu sterben“. Bei aller Notwendigkeit des Kampfes und einer gewissen Opferbereitschaft kam mir dies doch immer sehr lebensverachtend-destruktiv und negativ-morbide vor, wie sich dies auch an die den Totenkopf-SSembleme, die Prigoschinschen Wagner oder die Märtyrerkulten von Islamisten und Selbstmordattentätern erinnerte. Naumanns Formel klingt da wesentlich säkularisierter.

Mein Großvater kämpfte an der Ostfront, war nach dem Krieg ein gebrochener und ausgekämpfter Mann, der sich erst wieder erholen musste. Ich konnte damals nicht begreifen, warumer und die Deutschen für Hitler gekämpft hatten, wie ich auch irgendwelche Wutbürger-und Protestwähler nicht verstehen kann ,die heute AfD wählen und nicht mal einen Blick in Höckes „Nicht zweimal in denselben Fluss „verlieren und die Lehren aus den deutschen Nationalsozialismus so unverantwortlich vor lauter Grünenbashing so leichtfertig vergessen haben, insofern sie sich damit jemals ernsthaft beschäftigt haben der eben doch neue Faschisten sind..Als Jugendlicher verachtete ich Deutschland und seine Geschichte, sah in dem Nationalismus und dem „Right or wrong,my country“ alles Verdammenswerte und sah in der Aufhebung der Nationalstaaten, des Nationalismus die Hoffnung und damit dem Internationalismus da die Lösung. Anfangs neigte ich mehr aufgrund der katholischen Prägung durch meinen Vater mehr dem Jesuitentum zu, der Idee eines katholischen Weltstaats, der keine Rassen und Nationen mehr kannte. Dann hatte ich auch mal Kontakte zu einem Freimaurer, aber das ist eher eine Honoratiorengesellschaft älterer Herren, die zumal nicht mehr so internationalistische Ziele haben trotz aller Weltbildungsbürgeridealpropaganda oder sturzreaktionär wie eben die P2 waren und die auch für junge Menschen keinen Zugang boten. Zwischenzeitlich landete ich dann beim Kommunismus, da mir dessen rassenlose und klassenlose und internationalistische Perspektive gefiel, zumal ich die auch als die konsequentesten Antifaschisten sah, während die Nationalkonservativen da eher die vollen Looser, ja auch Förderer des Nationalsozialismus und Faschismus waren. Zu Ende landete ich noch bei den Trotzkisten,da die noch die klarste internationale Orientierung hatten die Stalin und Mao oder Chrutschow mit der „friedlichen Koexistienz“ und seiner Angst vor dem „Funken, der den Welteb´nbrand entzpnden kann“ wie dann erst recht der Gorbi aufgegeben zu schienen hatten. Da hatte man mal ein Intermezo bei den maoisten, die erklärten , dass CHina einen Atomkrieg gewinnen könnte im Maosinne vom US- Imperialismus als „Papiertiger“.Wenngleich man zuvor schnell desillusioniert wurde vom Moskauer  „Sozialismus in einem Land“ oder dem allen den kommunistischen Parteien oder Organisatuionen verbindlichen sogenannten demokratischen Zentralismus, der eigentlich nur ein.Schafspelz eines totalitären Wolfes war. Sascha Rahr, den NTS und seinen Vater Gleb, der Teil der damaligen Antikomministischen Internationale zwischen München und Taipeh waren, bekämpften wir als Jugendliche und Mitglied der Kommunistischen Internationale. Pazifismus lehnten wir als andere Seite der Militarismusmusmedaille ab, hielten Pazifisten auch für feige und bewunderten die Rotarmisten, zumal Rotarmistinnen und Antifaschisten oder selbst so alte Spanienkämpfer wie Mielke oder den DDR-Verteidigungsminister Hoffmann samt George Orwell und Hemingwaylektüre oder eben die Guerillas von Vietcong bis MPLA oder die Sandinisten. Das waren für mich un auch andere Kämpfer, wie auch an der geheimen Front Richard Sorge und andere „Kundschafter des Friedens“. Ich kann meine weitere Wandlung und Zwiebelhäutung ala Grass jetzt nicht mehr detailiert schildern, zumal Sascha Rahr und ich dann eigentlich in entgegengesetzte Lager wechselten, aber ich und er haben in Soldaten-oder Kämpfertum niemals etwas Negarives gesehen, auch wenn man die nützlichen pazifistischen Idioten der damaligen westlichen  Gegenseite natürlich gerne zwecks Wehrkraftzersetzung förderte, aber diese innerlich zutiefst verachtete, wie ich auch inzwischen die Weltstaatsphantasien etwa zugunsten der Bedeutung von demokratischen, teils realpolitisch ,aber dennoch etwas wertepolitischen Nationalstaaten im multilateralen Sinne relativiert habe.

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