Sahra von Orleans als Märtyrerin Putins im Landwehrkanal?

Sahra von Orleans als Märtyrerin Putins im Landwehrkanal?

BiLD erklärt Wagenknecht jetzt zur Nationalbolschewistin und Dugina. Jubel aus dem Kreml. Propagandistisch mag dies ein Erfolg sein ,aber machtpolitisch dann eigentlich nicht. Denn Wagenknecht könnte Putins und Lawrows geliebter AfD Stimmen Kosten und das Putin-Lager da spalten. Es sei denn man hofft auf eine Querfront wie in Griechenland zwischen Syriza und den Unabhängigen Griechen. Andernfalls ist Sahra zu wünschen, dass sie nicht in einer Art Landwehrkanal entsorgt wird und so zur Putinpropaganda beitragen kann. Vielleicht sollte Sahra stutzig machen, dass sie in russischer Propaganda schon mit Jean Arch verglichen wird und als potentielle Märtyrerin. Und wenn jetzt schon angebliche Attentate auf Chrupalla und Weidel seitens der AfD behauptet werden, sollte man da hellhörig werden.

„National-bolschewistische Wende“ Putin-Presse jubelt über Wagenknecht

Von: Peter Tiede

26.10.2023 – 05:58 Uhr

Endlich wieder gute Nachrichten aus Deutschland für den Kreml – der Genossin Sahra Wagenknecht sei Dank!

Dass die 54-jährige Alt-Kommunistin und Neu-Parteilose Wagenknecht eine neue Bewegung gründen will, wird in den Kreml-Medien ausgiebig gewürdigt. Geradezu euphorisch vermeldet die „Swobodnaja Pressa“ („Freie Presse“) den 143 Millionen Russen:

▶︎„Sahra Wagenknecht bereitet eine national-bolschewistische Wende für Deutschland vor“!

Da dürfte Wagenknecht allerdings das Frühstücksei aus dem Becher springen. Denn: „National-bolschewistisch“ bedeutet übersetzt so viel wie „national-sozialistisch“.

Zudem brachten die Bolschewiken von Kommunisten-Führer Lenin nach 1917 den „Roten Terror“ mit Todeskommandos, Gulags und Konzentrationslagern über das Sowjet-Reich. Bis zu einer Million Menschen wurden umgebracht.

Vor lauter Freude über die Genossin bringen die Moskauer Propagandisten auch noch das alte Schlachtross Gregor Gysi ins Feld:

Gysi: „Sie will die Sozialpolitik der Linken und die Migrationspolitik der Rechten vermischen.“ Macht auch hier in Summe aus der Roten Sahra eine „National-Bolschewikin“.

Das populäre Online-Portal „Lenta.ru“ vermeldet sogar die Gründung einer „neuen Pro-Putin-Partei“ durch Wagenknecht.

Russen jubeln über Anti-Ukraine-Kurs von Wagenknecht

„Wedomosti“ schreibt froh, dass Sahra Wagenknecht den Moskau-Kurs halte:

Sie sei „gegen Waffentransfer in die Ukraine“ und „antirussische Sanktionen“.

Wagenknecht habe dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj „geraten, kompromissbereit zu sein“, da die Ukraine „nicht mit militärischen Mitteln gewinnen“ könne.

Und auch das darf der dauer-zensierte Russen-Leser erfahren: Wagenknecht will Russen-Gas für Deutschland!

Ausführlich kommen russische Experten und Polit-Strategen zu Wort, die sich schon früher mit der AfD beschäftigt haben und sich nun seit Monaten auch mit dem Wagenknecht-Projekt befassen:

Artem Sokolow ist führender Stratege an der Kaderschmiede für Russen-Geheimdienstler und Kreml-Diplomaten, dem Moskauer MGIMO. Er sagt: „Wagenknecht gehört zu den drei beliebtesten Politikern in Deutschland“ und sei „in der Lage, ein erfolgreiches Parteiprojekt auf die Beine zu stellen“.

Freude über Anti-Sanktions-Forderungen

Auch Wladislaw Below, Vize-Direktor des Europainstituts der Russischen Akademie der Wissenschaften, ist mit dem Wagenknecht-Projekt schon länger betraut. Auch er wird in Kreml-Medien (freie Medien gibt es nicht mehr) ausführlich zitiert. Wagenknecht biete eine echte Alternative für Koalitionen in Deutschland, habe eine echte Perspektive. Auch er hebt auf Wagenknechts Faible für Russen-Gas und -Öl ab: Sie verspreche „eine Lösung der Energieprobleme“. Moskaus Einschätzung demnach: Anders als die AfD könne die Wagenknecht-Bewegung koalitionsfähig erscheinen.

So feiern die Kreml-Medien Sahra Wagenknecht

Von den Ostufern Kamtschatkas bis zur Ostseemündung der Newa: Quer durchs Russen-Reich jubeln die Propagandisten Wagenknecht zu!

Im fernen Sibirien freut sich „Sacha-News“: „In Deutschland entsteht eine Partei, deren Vorsitzende sich für die Aufhebung der Sanktionen gegen die Russische Föderation einsetzt.“

Aus Moskau meldet „gazeta.ru“: „Deutschland kündigte die Gründung einer Partei gegen antirussische Sanktionen an“. Sehr erfreut ist man auch über den Lebenslauf Wagenknechts, über ihre tiefe Verbundenheit mit dem Kreml und seinem Führer: „Vor dem russischen Militäreinsatz in der Ukraine im Februar 2022 sprach sich Wagenknecht wiederholt für Wladimir Putin aus. Während eines Großteils ihrer Laufbahn forderte sie engere Beziehungen zu Russland, schlug die Auflösung der Nato vor.“ Auch die Beziehungen zu den Moskauer Brudervölkern werden lobend erwähnt: „Wagenknecht gilt als Anhänger der antikapitalistischen Bewegung. Sie unterstützt linke Regierungen in Lateinamerika, insbesondere in Venezuela.“

Auch das Verbotene wird bei Genossin Wagenknecht möglich:Staatsmedien wie „Ria Nowosti“ lassen ausnahmsweise BILD-Zitate (in Russland verboten) durch den Zensoren-Filter. Sie übernehmen offiziell die BILD-Einschätzung, Wagenknechts Bewegung werde „eine neue Pro-Putin-Partei“.

MGIMO-Europa-Experte Sokolow warnt: Die großen Erwartungen der Deutschen an Wagenknecht könnten schnell enttäuscht werden und „ihr zu gegebener Zeit auf die Füße fallen“.

Sahra von Orleans

Die „Nesawissimaja Gaseta“hat große Hoffnungen für Wagenknecht – doch es gibt ein Aber.

Zunächst wird festgestellt: „Das Erscheinen einer vernünftigen Partei am deutschen politischen Horizont, die sich von Forderungen nach einer sofortigen militärisch-politischen Niederlage Russlands distanziert, spricht bereits Bände“.

Doch reicht das gegen all das Elend in Deutschland (Laut Russen-Propaganda haben wir schon den Tiergarten in Berlin für Brennholz abgeholzt)? Der Autor hat Zweifel, ob Wagenknecht „das Wundermittel gegen die Abwanderung deutschen Kapitals ins Ausland und die Vermeidung lästiger Warteschlangen beim Arzt“ habe. Ihr Rezept „Butter statt Waffen“ erscheine „in Europa derzeit utopisch“.

Und dann vergleicht der Autor Sahra Wagenknecht mit der berühmten Jeanne d’Arc, der Jungfrau von Orleans. Die wurde allerdings 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt – und erst 24 Jahre später zur Märtyrerin erklärt.

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