Türkei und der Anschlag an Silvester in Istanbul: Krieg mit dem Westen und wie man die Erdogantürken bekämpft

Türkei und der Anschlag an Silvester in Istanbul: Krieg mit dem Westen und wie man die Erdogantürken bekämpft

Gastautor: Leo Brux

IS & Erdogan el ele, Hand in Hand?

Nein.

Das Neujahrsmassaker schadet auch Erdogan.

Es profitiert nur ein Rivale um die Macht in der Türkei: die Salafisten. Der IS.

Der IS zielt mit seinen Aktionen auf die Sympathie der radikalen Muslime in der Türkei.

Die sind gespalten in (muslimbrüderliche) Anhänger Erdogans und in seine noch radikaleren salafistischen Rivalen.

In Syrien stehen beide nun im Krieg miteinander und kämpfen derzeit um die strategisch wichtige Stadt Al Bab.

Der Krieg der beiden Fundamentalismen gegen den Westen findet nicht gemeinsam statt, sondern parallel.

Trotzdem stellt sich uns die Frage nach dem Zusammenwirken.

Lesen wir dazu diesen Bericht in der WELT:

„Die systematische Stimmungsmache gegen die allzu abendländische gute Laune wird schon seit Jahren von Stadtverwaltungen der Regierungspartei AKP gefördert. Sie weisen darauf hin, dass dies christlich-europäische, nicht türkische Traditionen seien. Dass es also nichts zu feiern gebe. So wurden in den vergangenen Tagen aus mehreren Landkreisen Anweisungen der Schulbehörden bekannt, jegliche Silvesterfeiern zu untersagen.

Autoren von AKP-nahen Medien agitierten gegen Silvesterfeiern. Sich dem „Silvesterwahnsinn“ anzuschließen, bedeute nichts anderes, als in „den Henker verliebt“ zu sein, kommentierte beispielsweise der Journalist Yusuf Kaplan im AKP-Blatt „Yeni Safak“. Stattdessen müsse man Erdogans Aufruf befolgen und auch in Kunst, Kultur und Medien um Unabhängigkeit zu ringen.

Und auch in der Freitagspredigt, die vom Präsidium für Religionsangelegenheiten an sämtliche Moscheen des Landes sowie auch an die beamteten Imame im Ausland – darunter knapp 1000 in Deutschland – geschickt wird, wurde Stimmung gemacht.

Darin hieß es am Tag vor Silvester: „Es gehört sich niemals für die Gläubigen, zum Ende eines Jahres sich selbst und den Zweck der Schöpfung vergessend illegitime Verhaltensweisen an den Tag zu legen, die keinen Beitrag fürs Leben leisten und nicht mit unseren Werten zu vereinbaren sind. Es stimmt sehr nachdenklich, wenn in den ersten Stunden eines neuen Jahres verschwenderische Silvesterfeiern begangen werden, die einer anderen Kultur entstammen.“

Zuletzt gab es sogar – allerdings nicht durch Regierungsstellen – eine gestellte „Hinrichtung des Weihnachtsmannes“, die in den sozialen Medien die Runde machte. „Milli Gazete“ und der hingerichtete Weihnachtsmann, das waren nur einige von vielen Hinweisen, dass es diesmal in der Neujahrsnacht Probleme geben könnte. „Wir hatten alle Angst auszugehen und blieben zu Hause“, sagt Pinar, eine junge Finanzexpertin bei einem türkischen Großunternehmen.“

Man stelle sich vor, wir würden in Deutschland so vorgehen gegen Ramadan-Feiern von Muslimen.

Der IS-Mörder konnte bequem an diese antiwestliche Hetze anknüpfen und “seinen” Türken zeigen: WIR tun wirklich was gegen die Feinde des Islam!

Erdogan&Co und IS führen getrennt von einander, aber doch auch parallel einen Krieg gegen alles, was in der Türkei westlich und säkular ist. Der säkularen Kultur soll das Rückgrat gebrochen, das Land soll fundamental fromm gemacht werden.

Für die frommen Anhänger Erdogans hat der Mordanschlag insofern schon die richtigen getroffen – diejenigen, die auch sie als ihre Feinde betrachten. Problematisch ist für sie nur, dass sich mit dem IS eine unheimliche Parallelgewalt in der Türkei etabliert hat, die aus dem Dunkel heraus wirkt und jederzeit zuschlagen kann.

In Erdogan hat der säkularistisch orientierte Teil der Türkei keinen Verteidiger.

Die “unfrommen” Türken stehen damit unter doppeltem Terrordruck.

Dieser doppelte Druck wird anhalten, wird noch schlimmer werden.

Am Ende werden die Opfer flüchten wollen.

Wollen.

Und nicht dürfen.

Ich sage hier ausdrücklich voraus: Die EU wird den islamistischen Tyrannen Erdogan dafür großzügig entlohnen, dass er die von ihm und dem IS nicht gemeinsam, aber parallel terrorisierten säkularistischen Türken nicht fliehen lassen wird.

Was können sie dann tun?

Erdogan wird hoffen: Sie werden sich dann bedingungslos unterwerfen. Fromm werden.

Die EU wird Erdogan dabei unterstützen.

Denn Priorität für die EU wird sein, diese Millionen Türken an der Flucht nach Europa zu hindern.

Möglicherweise wird dann der eine oder andere säkular orientierte Türke in seiner Verzweiflung auch noch zum Terroristen …

Der – selber terroristische – türkische Staat hat keine Chance gegen den Terrorismus der PKK und des IS (der “Gülen-Terrorismus” ist reine Fiktion).

Die Spirale wird sich blutig weiter und weiter drehen.

Bis zum Kollaps.

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Kommentar von Ralf Ostner

Die islamistische Hetze Erdogans fällt auf fruchtbaren Boden. Der Ermordung des russischen Botschafters in der Türkei durch einen radikalisierten Islamisten seines Sicherheitsapperates und Mitglied seiner Elitepolizei, wie auch nun dem Attentat auf den Istanbuler Club Reina ging jahrelange islamistische Propaganda Erdogans gegen Assad, Russland und den Westen vorraus. Diese Attentate sind das Produkt dieser antisäkularen Hetze, die die radikaleren Islamisten der AKP, sowie die Salafisten antreibt.Erdogan wird es gehen wie dem Zauberlehrling:Die Geister, die ich rief, die werd´ich nicht mehr los. Aber er forciert ja selbst die Islamisierung der Türkei und des Greater Middle East.Er ist also mehr Meister dieser Entwicklung und Anfeurer und nicht nur der naive, unbescholtene Zauberlehrling.Aber ob es deswegen zum Kollaps der Türkei kommt, wie Leo Brux an die Wand malt, wage ich auch mal zu bezweifeln. Solche Diktaturen können sehr langlebig sein, insofern sie nicht außenpolitische Abenteuer beginnen, die sie dann in Konfrontation mit anderen Mächten bringen, bei denen sie unterliegen. Und witrschaftlich: Der Türkei werden Wachstumsraten für dieses Jahr von 3-4% vorausgesagt trotz Immobilenblase, trotz Privatverschuldung der türkischen Haushalte, trotz Liraabwertung, trotz Verkauf von Goldreserven, zumal aber andere Wirtschaftsdaten wie etwa die Staatsverschuldung (20-30%  Staatsverschuldung und 2% des BIP) weit unter den EU-Maastrichtkritierien liegen und vorbildlich sind, die Erdogantürkei faktisch keine Auslandsverschuldung hat.

Man sollte beachten, dass die Erdogantürkei anders als in den 80er Jahren, als Özal die Wirtschaftsreformen einführte, die unter Erdogan dann ausgeweitet wurden industralisierter und fortgeschrittener als ein Agrarland mit Tourismus ist, für das es in der Berichterstattung allgemein gehalten wird, zumal es auch von China für seine One- Belt-One Road-Initiative als wichtiger Standort vorgesehen ist Der Tourismus macht eben auch nur 15% des BIPs aus und eine Halbierung bedeutet da eben nicht den Untergang des orientalischen Abendlands. Der ewige Verweis auf einbrechende Touristenzahlen aus Deutschland und Russland, an dem die türkische Wirtschaft nun kollabieren würde, suggeriert eine viel wichtigere Rolle dieses Sektors als er real gegeben ist.Und Erdogan legt auch wenig Gewicht auf diesen Sektor, da er mittels Islamisierung auch die ganze westliche Partyatmosphäre und die ganzen Nightclubs wie das Istanbuler Reina beseitigen will, um einen islamistischen Staat zu haben  mit einer neuen religiösen Generation.Aber auch der islamistische  Iran hat überlebt ohne westlichen Party- und Bikinitourismus. Viele Leute wählen Erdogan wegen seiner wirtschaftlichen Erfolge und diese sind auch unter einer Diktatur möglich, wie eben China beweist. Zumal eine Diktatur nie ein Hindernis für ausländisches Kapital war, wenn es denn die entsprechenden Investitionsanreize gibt, die Erdogan ja aufrechterhält.Das kann man ja mal konzidieren.

Ein Deutschtürke meinte zudem, dass sehr viele Türken Erdogan wegen seiner wirtschaftlichen Erfolge wählen und dass die Garantie für eine materiellle Grundsicherung und deren Ausweitung die Basis für Erdogans Erfolg bilde.Das erklärt sich mit der Bedürfnispyramide oder wie Bertholt Brecht schon meinte: Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Das war im Wirtschaftswunderdeutschland mit seiner Freßwelle auch nicht anders. Erst die 68er Studentenrevolte und das Aufkommen der Grünen brachten da ein Umdenken, bzw. neues Denken, auch antiautoritäres, liberales Denken.. Die westlichen Freiheiten kamen ja auch erst mit einem gewissen Wohlstand und seit dieser erodiert besinnen sich viele dann doch wieder rechtsextremer Parteien, die sich als Hüter des Kleinen Mannes versprechen und vorgeben die Stimme der sogenannt “Abgehängten” zu sein. Ob Trump, ob AfD,etc. Da nimmt man eventuell auch ein autoritäres Regime in Kauf, wenn der Mensch verspricht der größte Jobpräsident aller Zeiten zu sein.

Die USA, ob unter Obama/Clinton oder Trump werden daran scheitern, Weltmacht zu bleiben, da sie kein weltpolitisches Missionierungsprogramm für die Welt mehr haben wie China mit seiner One-Belt-One-Road/Neuen Seidenstrassenstrategie, die Eurasien und Afrika mit einem Netzwerk von Infrastrukturprojekten und dem Aufbau neuer Welthandelszentren voranbringen will. Die USA bleiben bei Förderung des Freihandels ala Obama/Clinton oder eben Trumps “America first”, der nur abgewirtschaftete Industrien zurück in die USA zurückbringen will, selbst den Freihandel infrage stellt, aber der Welt nichts geben will. Trumps Keynesiamismus beschränkt sich neben einem, gigantischen militärischen Aufrüstungsprogramm auf ein riesiges Infrastrukturprogramm nur für die USA, Chinas Keynesianismus will sowohl die chinesische, wie aber auch die eurasische und afrikanische Infrastruktur ausbauen, zumal China nun auch in alle Freihandelsvakuuen, die Trump gebären sollte, willig einspringt und dies als Gottesgeschenk sehen wird. Unter Obama, den Demokraten und den Republikanern boten die USA der Welt Demokratie und Freihandel, beides wird nun von Trump infrage gestellt, während er nur noch America first sieht und China der Welt wirtschaftliche Entwicklung bietet und Freihandel, wenn schon nicht Demokratie. Aber Chinas Angebot wird für die Weltwirtschaft, die in einer ernsthaften Wachstumskrise abgerutscht ist, immer attraktiver, während die USA zum Totalausfall und Störenfried und trouble maker der ganzen Weltordnung zu drohen werden. Und während die Türkei im Westen immer mehr als Pariah gilt, hat China bei seiner Neuen Seidenstrassenstrategie da einen Platz für die Türkei, wie sie diese auch um eine Mitgliedschaft in der Shanghai Cooperation Organization umwirbt. um diese gemeinsam mit Russland aus der NATO zu brechen.

Zudem ist neben diesen außenpolitischen Konstellationen auch die innertürkische Konstellation zu sehen, dass neben den üblichen säkularen Wirtschaftskreisen im Großraum Istanbul eben auch neue wirtschaftliche Zentren in Anatolien entstanden sind:

“Herausgebildet hat sich auch ein neues “grünes” Unternehmertum mit islamisch geprägtem Selbstverständnis.(…) In Zentralanatolien hat sich mit dem Aufstieg der „anatolischen Tiger“ der Raum um Konya und Kayseri wirtschaftlich entwickelt – fernab von infrastrukturellen Gegebenheiten oder dem Vorhandensein von Rohstoffen. Mit Hilfe einer strengen Arbeitsethik und auf religiösen Fundamenten basierenden Unternehmerführung hat sich ein religiös-konservativer Mittelstand entwickelt. Viele dieser aufstrebenden Unternehmen führen Handelsbeziehungen mit der arabischen Welt und dem nahen bzw. mittleren Osten. So steigerten sie die Exportwerte um das 6fache, während EU-Exporte nur um das 2,5fache stiegen. ”

https://www.liportal.de/tuerkei/wirtschaft-entwicklung/

Diese islamistischen Unternehmer scheinen der wirtschaftliche Treiber für Erdogans Träume vom neoosmanischen Reich und die Expansion in den arabischen Raum, wie auch seine Wirtschaftsbasis für die AKP zu sein.

Grundsätzlich fragt sich, ob man bei einem neuen EU-Deal nicht folgendes Arrangement vornehmen sollte: Einen Bevölkerungstausch. Alle Erdogantürken in Deutschland müssen das Land verlassen und an ihrer Stelle nehmen wir die säkularistischen Türken der Türkei auf. Das wäre eine Frontbegradigung. Daran wird sich auch zeigen, ob Erdogan diese aufnehmen will oder nicht lieber als 5.Kolonne und Pressure Group in Deutschland belassen will, um seine außenpolitische Agenda voranzutreiben.Langsam wird es eng in Deutschland, denn gut möglich, dass zu den säkularen Türken, Kurden und Alewiten aus der Türkei zukünftig auch noch Trump- USA-, PiS-Polen, Orban-Ungarn, Le Pen-Frankreichflüchtlinge dazukommen.Dennoch stelle ich mir das mal plastisch vor: Würde ein Seehofer, ein Bosbach, eine Petry denn jemals die Deportation und Ausweisung von Erdogantürken fordern. Dies wäre ja ohne Grundgesetzänderung und Errichtung eines autoritären Staates mit Gesinnungshaft- und justiz gar nicht möglich. Denn genauso wie Nazis und Linksradikale ihre Meinung in der BRD vertreten dürfen, so eben auch Erdogantürken, Hisbollahanhänger, Muslimbrüder,etc., solange sie die Gesetze einhalten.

Die beste Möglichkeit den Erdogantürken in Deutschland entgegenzuwirken ist es den Doppelpass abzuschaffen, ein Islamgesetz ala Österreich, das keine ausländischen Imame und Fremdlandsfinanzierungen türkischer und religiöser Vereine mehr zulässt, die Imame an deutschen Hochschulen von einem Euro-Islam ausbilden lässt, Observation Erdogannaher Vereine und der Ditib durch den Verfassungsschutz wie auch Erwähnung im Verfassungsschutzbericht gleich neben den Muslimbrüdern und der Hisbollah, Öffentlichmachen von Denunziationsaktivitäten Erdogannaher Organisationen gegenüber der türkischen Opposition, Stärkung der zivilgesellschaftlichen Organisationen der Erdogangegner und massive Gegenpropaganda und politisches Asyl zumindestens für führende Köpfe der türkischen Opposition und ihr Umfeld .Gleichzeitig dazu außenpolitisch: den Abbruch der EU-Mitgliedsverhandlungen mit der Türkei und die Infragestellung des Assoziationsabkommens, einschließlich der Zollunion.

 

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