Suncable statt Desert Tech: Solarstrom für Asien statt für Europa und Afrika

Suncable statt Desert Tech: Solarstrom für Asien statt für Europa und Afrika

Das Solarprojekt Desert Tech ist eine non-profit-organization als Plattform, die vom Club of Rome initiert wurde und an der sich als potentielle Investoren wie Siemens, RWE, Allianz, Münchner Rück, u.a. beteiligten, die aber nun abgesprungen sind. Ziel von Desert Tech war es mittels eines Jahrhundertprojekts einen gigantischen Gürtel von Solaranlagen in der Sahelzone und Sahara zu errichten, der Europa und Afrika mit Solarstrom versorgen sollte. Doch daraus ist bisher nichts geworden. Zum einen sprachen scheinbar ökonomische und technogische Gründe dagegen, dann auch der Druck der Öl- , Gas- und Kohleindustrie und vor allem, wie mir ein US-Unternehmer sagte politische Gründe, nämlich politische Stabilität. Zum einen grassiert in der Deserttechregion (Sahara/Sahelzone) der Islamismus–meine These: Bei anhaltenden Trends wird es in Afrika 2 islamistische Gürtel geben: Erdogans neoosmaisches Reich mit den Muslimbrüdern in der MENAregion und einen zweiten islamistischen Gürtel von Nigeria über die Sahelzone bis Somalia, der von IS, Boko Haram und Al Shabab kontrolliert werden wird. Im besten Falle befürchten viele Unternehmen eine Wiederholung der Erfahrungen der Ölindustrie in den arabischen Staaten: Man stellt den Afrikanern zwar die Solarparks hin, diese könnten dann aber enteignet oder nationalisiert werden, es vielleicht eine Solar-OPEC geben, usw. Würden dann den Ölkriegen im Greater Middle East Solarkriege in Afrika folgen und die Friedensbewegung dann ihren Slogan „No Blood for Oil“ in „No blood for Sun“austauschen müssen?

Der Vizepräsident des Club of Rome Deutschland und Mitinitiator der Baumpflanzinitiative Plant for The Planet Frithjof Finkbeiner ist mit Roland Berger/München trotz allem noch bei Desert Tech aktiv. Interessant ist, dass es schon in den 20er Jahren mit Atlantropa ein ähnliches Europa-Afrika-Energieprojekt gegeben hatte, das aber wie das Projekt eines deutschen Architekten das Mittelmeer auszupumpen und eine Landbrücke zwischen Europa und Afrika herzustellen nie realisiert wurde. Also scheinbar recht utopische Pläne. Nicht ganz, denn inzwischen haben China und Saudiarabien Interesse an Desert Tech angemeldet–ursprünglich war das aber als westliches, bzw. europäisches Projekt gedacht zur Belieferung Afrikas und Europas mit Solarstrom. Veilleicht machen das die Chinesen aber auch in Eigenregie als Element ihrer Neuen Seidenstrasse (BRI).

Während Desert Tech seitens westlicher, vor allem europäischer und deutscher Firmen gescheitert zu sein scheint, werden nun anglosächsische Unternehmer in Form eines eigenen Projekts Suncable aktiv, dass neben australischen auch US-amerikanische Interessenten, allen voran Elon Musk an Bord hat. Im Autraliens Outback zwischen Ayers Rock und Darwin soll ein gigantischer Solarpark gebaut werden, der die Dimensionen von Desert Tech bei weitem übesteigt und neben Australien auch Singapur, Südostasien und Asien mittels Unterseeleitungen mit Solarstrom beliefern soll: Die FAZ von 26.10,2020 berichtete:

Sonnenstrom für Asien aus Australiens Wüste

Milliardäre wollen im „outback“ die größte Solaranlage der Welt bauen. Der Strom soll dann nach Singapur geliefert werden. Nun beteiligt sich auch die Regierung an dem Plan, der an das gescheiterte Projekt Desertec erinnert.

„Australiens investitionsfreudige Milliardäre dringen in ein weiteres Feld vor: Nachdem sie Erz-Lagerstätten, Rinderfarmen oder Pharmafirmen gekauft haben, finanzieren sie nun die größte private Sonnenenergiefabrik der Welt. Für rund 22 Milliarden Australische Dollar (13,3 Milliarden Euro) entsteht im Norden des Fünften Kontinents eine Anlage, die später den rund 4000 Kilometer entfernten, südostasiatischen Stadtstaat Singapur versorgen soll.

Der Plan namens Suncable erinnert an das gescheiterte Sahara-Projekt Desertec, das Deutschland mit Strom versorgen sollte. Der damalige Siemens-Chef Peter Löscher bezeichnete es einst als „Apollo-Projekt des 21. Jahrhunderts“. Diese Apollo-Rakete aber zündete nie. Jahre später aber spricht mehr und mehr für die Pläne der Australier. 

Die Solarfarm „down-under“ soll mindestens 10 Gigawatt Kapazität besitzen – würden damit etwa 40.000 Gigawattstunden Strom produziert, könnte dies reichen, um 10 Millionen Haushalte zu versorgen. Zum Vergleich: Zu Beginn wollte Desertec, an dem neben Siemens auch Eon, die Deutsche Bank, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beteiligt waren, eine Million Gigawattstunden liefern.

Allerdings sollen in Australien nun mehrere Anlagen gebaut werden: der „Asian Renewable Energy Hub“ (AREH) in der unendlich weiten, westaustralischen Erzregion Pilbara könnte auch Indonesien versorgen. Die Hybrid-Anlage soll Strom aus Sonne und Wind gewinnen. Die westaustralische Regierung stützt den schon 2014 aufgekommenen Plan. Auf lange Sicht sollte die Anlage 26 Gigawatt Kapazität besitzen und vor allem die heimische Hydrogen-Produktion unterstützen.

(…)

Das längste Strom-Unterseekabel der Welt

Rekorde werden hier leicht zu haben sein: Läuft die Anlage nach Plan und liefert nach Singapur, ist sie – nach heutigem Stand – nicht nur die größte der Welt. Sie nutzt auch das mit 3700 Kilometern von Darwin bis Singapur längste Strom-Unterseekabel der Welt. Bis Ende März nächsten Jahres erstellt das Forschungsschiff von Guardian Geomatics Karten für ihren Bau. Suncable plant aber auch, mit angedachten 100 Megawatt die größte Batterie der Welt in Darwin zu bauen.

Auch hier dürften Tesla und Musk nach ihrem Auftritt in Südaustralien und einem weiteren in Queensland wieder ins Spiel kommen. Vergangene Woche erst verkündete Taylor einen Auftrag für den Bau einer Tesla-Großbatterie in Sydney. Von der Solarfabrik zur Landeshauptstadt Darwin sind weitere 800 Kilometer mit einer Oberleitung durch den „Outback“ zu überbrücken. Mehr als tausendfünfhundert Menschen werden für den  Bau der Anlage eingesetzt werden, rund zwölftausend werden bei Zulieferern genutzt, und gut 300 braucht Suncable wohl für ihren späteren Betrieb.

Milliardäre geißeln Regierung

Der Finanzplatz Singapur, stark vom Klimawandel bedroht, könnte rund ein Fünftel seines Stromverbrauchs dank der Sonne über Australien decken. Rund zwei Drittel des produzierten Stroms will Australien den Singapurern verkaufen. Ein heikles Geschäft, denn derzeit ringt Canberra damit, dass es über langjährige Verträge so viel Erdgas nach Nordasien liefert, dass die Energiepreise im eigenen Land als viel zu hoch und damit politisch gefährlich gelten.

Die australische Regierung treibt das Projekt unter dem Druck der Klimaschützer und Milliardäre – Cannon-Brookes geißelt Morrisons und Taylors Energiepolitik als eine „Strategie ohne Ziel“ – nun voran. Taylor sprach gerade davon, Australien werde damit auch weiterhin der „führende Exporteur von Energie auf der Welt“ bleiben.

Der anvisierte Großabnehmer Singapur unterzeichnete am Montag eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit Australien bei „grüner Energie“. Taylor sagte bei der digitalen Unterzeichnung: „Unsere Vision lautet, Weltführer bei technischen Lösungen mit niedrigen Emissionen zu sein.“ Suncable wird nicht erwähnt, wohl aber Wasserstoff und der Energiehandel. Ähnliche Abkommen haben die Australier mit Japan, Südkorea und auch Deutschland geschlossen. Zwar habe man sich mit den Planern getroffen, heißt es bei der Singapurer Energiebehörde. Wie so oft im Stadtstaat redet man allerdings nicht über ungelegte Eier, sondern wartet ab, bis der Rahmen steht. Man werde, so hieß es bei der Behörde, „auf Kosten und Risiken achten“. Der größte unabhängige Stromlieferant der Insel, Iswitch, hat allerdings erstes Interesse als möglicher Abnehmer gezeigt.

Suncable hofft darauf, dass auf Dauer auch Indonesien als Kunde des Australian-ASEAN Power Link (AAPL) auftreten werde, so wie bei der Anlage in Westaustralien geplant. Das Kabel nach Singapur läuft sowieso entlang des dramatisch unterversorgten Staates. Suncable spricht schon davon, rund 2 Milliarden Australische Dollar Exportwert im Jahr zu erzeugen.

„Zweifel gibt es immer, wenn etwas zum ersten Mal angefasst wird, ob es nun die erste Telefonleitung durch den Atlantik war oder ein Unterseekabel, dass erneuerbare Energie von Australien nach Singapur liefert“, sagt Kane Thornton, Chef des Rates für Saubere Energie in Australien. „Aber wenn einige der erfolgreichsten Geschäftsleute Australiens entscheiden, das Projekt sei es wert zu investieren, könnte es sich lohnen aufzuhorchen.““

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-energie-und-umwelt/ambitionierte-milliardaere-sonnenstrom-fuer-asien-aus-australiens-wueste-17019995.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Während Desert Tech auch wesentlich aufgrund der politischen Instabilität in der Sahel- und Saharazone infolge des erstarkten Islamismus verhindert wurde, hat Sun Cable günstigere Vorraussetzungewn, da höchstens der zunehmende sinoamerikanische Konflikt hineinspielen könnte bei den Unterseeleitungen. Aber eher unwahrsceinlich, so dass die wesentlichen Hemmnisse eher die Energiepolitik der australischen Regierung, die Öl-, Gas- und Kohlelobby und vielleicht auch technologische und finanzielle Schwierigkeiten sein könnten. Von daher bleibt abzuwarten, ob Suncable erfolgreicher ist als das gescheiterte deutsch-europäische Deserttech.

Kommentare sind geschlossen.