Al Jazeera- ein westlicher, demokratischer Sender oder Islamistenpropaganda?

Al Jazeera- ein westlicher, demokratischer Sender oder Islamistenpropaganda?

Ein Freund meinte letztens, angesichts der schlechten geopolitischen, zunehmend entpolitisierten und primär eurozentrischen Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen und meisten westlichen Nachrichtensender, die tendenziös wären, dass Al Jazeera dazu ein recht informativer, kritischer, kosmopolitischer und moderner Sender sei, der „obgleich arabisch“, so doch sehr westlich anmute. Mit dieser Meinung steht er nicht allein. Richtig daran ist, dass Al Jazeera über politische und ökonomische Lage vieler Länder berichet, vor allem Protestbewegungen fast aller Welt von den USA, Lateinamerika, Teilen des Greater Middle East, Europa, Asien, Russland, Afrika thematisiert und sie auch zu Wort kommen lässt und ihnen so eine Stimme gibt, von Sexismus, Menschenrechtsverletzungen, Rassismus, sozialer Ungerechtigkeit und Missständen im Westen ausführlich und aus vielen Teilen der Welt berichtet, zumeist weiße westliche Nachrichtensprecher und Moderatoren hat oder eben auch in ihrer Sendung The Stream eine sympathische, poppige jugendliche Schwarze mit witziger Punkfrisur, die sich mehr auf jugendliche Protestbewegungen konzentriert .Also vom Erscheinungsbild durchaus westlich und modern, die Inhalte sehr vielfältig und kosmopolitisch. So zumindestens der erste Eindruck.

Dennoch muss man wissen, dass Al Jazeera ein Sender aus Katar ist, der dem Königshaus nahesteht und dieses Islamisten, Muslimbrüder und die Erdogan-Türkei sowie den Iran unterstützt, in Feindschaft mit Saudiarabien und seinen Verbündeten im Nahen Osten, den USA und teils Europa, zumal die Erdogan-Türkei auch einen Militärstützpunkt in Katar unterhält als Teil ihres gerade entstehenden neoosmanischen Reichs. Katar unterstützt islamistische Mordbrennermilizen, Dschihhadisten und islamistische Parteien und Gruppen in den Kriegen in Syrien, Irak, Libyen und in der gesamten Middle East North Africa (Menaregion). Die Hamas und die Taliban haben auch Verbindungsbüros in Katars Hauptstadt Doha und Katar ist ein diplomatischer Dreh- und Angelpunkt für Islamisten. Die Golfstaaten und Saudiarabien haben deswegen eine Blockade gegen Katar verhängt. Es gibt einen arabischen Al Jazeerasender, von dem ehemalige ausgeschiedene Mitarbeiter übereinstimmend klagen, dass er einseitig zugunsten von Muslimbrüdern und der Islamisten berichtet.Als eigener Märtyrer wird immer wieder genau die Tageszahl der Inhaftierung des Al Jazeerajournalisten Mahmood Hussein in Ägypten ohne Anklage genannt und täglich vermeldet. Der einfache Hintergrund ist, dass er wie Al Jazeera die Muslimbrüder unterstützt, die unter Mursi eine islamistische Diktatur errichten wollten und General Al- Sissi eben nicht abwarten will, bis sie dies wieder versuchen.

Was man im Westen zu sehen bekommt ist der der Zielgruppe angepasste englischsprachige Sender. Während die Herrscher von Katar von Kritik völlig ausgenommen werden, Erdogan- Türkei, Iran, Hamas und die Muslimbrüder eine durchwegs freundliche Berichterstattung erfahren, die Situation der Palästinenser und speziell des Verbündteten Hamas gerne thematisiert wird und historische Dokumentationen über die Nahostkriege gegen Israel gesendet werden,  so wird gezielt über Missstände in der sonstigen Welt leidenschaftlich und ausführlich berichtet, gezeigt, wie schlimm es dort zugeht, welche Missstände und Probleme es gibt, welche Unterdrückung und Ungerechtigkeiten. Nun schauen viele Leute Al Jazeera, da es eben informativ ist und viele politische Bewegungen zu zu Worte kommen lässt und Missstände aufzeigt, die westliche Mainstreammedien und vor allem öffentlich-rechtlichen westlichen Sendern gar nicht zu Wort kommen lassen und verschweigen, aber daraus den Schluss zu ziehen, dass Al Jazeera da ein modernes, säkulares und demokratisches Programm beabsichtige, ist grundfalsch. Es ist sehr geschickte Islamistenpropaganda, die hofft Unzufriedene aller Welten für sich zu gewinnen, die Stimme der Unterdrückten zu werden und Sympahisanten und Unterstützer gegen den Westen oder feindliche Regierungen zu erreichen und aufzuwiegeln. Ähnlich wie dies Putin mit Russia Today RT macht.

Die Achse Katar-Erdogan- Türkei- Iran- Muslimbrüder macht auch nicht nur propagandistisch Fortschritte.Neben den dschihadistischen und militärischen Eroberungskriegen für sein neoosmanisches Reich in Syrien, Libyen,Irak, im Kaukasus und der Unterstützung von Islamisten, islamistischen Mordbrennermilizen und Muslimbrüdern im Greater Middle East, treibt Katar über Al Jazeera und Erdogan nun auch eine Charmeoffensive voran, in dem er sich als der islamische Franz Fannon aller Unterdrückten der Erde und Kämpfer gegen Kolonialismus, Rassismus und Ausbeutung gebärdet-trotz seiner neokolonialistischen Raubzüge. Neuerdings zielt seine softpower-Initiative, für die er auch schon die Geschichte umschreiben und islamisieren will, nun auch auf die Black Live Matters-Bewegung, amerikanische Muslime und Ikonen des schwarzen Widerstands und ehemaligen Mitgliedern der Nation of Islam  wie Malcpolm X und Muhammed Ali ab. Der FOCUS druckt eine Untersuchung des Economist nach,die Erdogans Aktionen von den USA bis zum muslimischen Atomwaffenstaat Pakistan nachzeichnen:

„Erdogan bemüht sich um Muslime in den USA – doch das kommt nicht immer gut an

Die Türkei wirbt auch um Muslime und Schwarze Menschen in Amerika. Die Kampagne hat neben dem Üblichen – Erdogan hat ein Islamisches Zentrum in der Nähe von Washington eröffnet – das Unerwartete gezeigt. Eine Stiftung, in deren Vorstand eine seiner Töchter Mitglied ist, kaufte kürzlich das Anwesen des Box-Champions Muhammad Ali in Chicago für 3 Millionen Dollar und plant, das Gelände in eine Sommerschule für Muslime umzuwandeln.

Vor einigen Jahren traf Erdogan die Töchter von Malcolm X, einem afroamerikanischem Muslim – damit ein weiterer Held; eine Tochter soll gesagt haben, der türkische Kraftprotz verkörpere das Erbe ihres verstorbenen Vaters. Kurz danach benannte die Türkei eine Straße in der Nähe der neuen amerikanischen Botschaft in Ankara in „Malcolm X Avenue“ um.

Aber nicht alles ist planmäßig verlaufen. Seine Reise zu Muhammad Alis Beerdigung im Jahr 2016 musste Erdogan abbrechen, nachdem er erfahren hatte, dass er nicht sprechen oder ein Stück des Tuches, das die Kaaba bedeckt, auf den Sarg des Boxers legen dürfe. Und als er die Ermordung von George Floyd verurteilte und seinen Tod in einem Tweet als „eine der schmerzhaftesten Manifestationen der ungerechten Ordnung“ bezeichnete, sagte ihm eine sozialistische Gruppe Schwarzer Menschen (in Worten, die sich nicht zum Abdrucken eignen), er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.

Hilfreiche Analysten vermuten, dass seine Botschaft besser ankommen könnte, wenn seine Regierung aufhören würde, Tausende von Menschen unter fadenscheinigen Terrorismusvorwürfen zu verhaften und Millionen von Kurden das Wahlrecht zu entziehen, indem sie ihre gewählten Führer einsperrt.

Erdogan sieht sich als Retter der Unterdrückten, unterstützt aber repressive Regime

Nichts von all dem hat Erdogans globale Ambitionen gedämpft. Der türkische Präsident scheint sich tatsächlich nicht nur als die Stimme aller Muslime, sondern des gesamten globalen Südens zu sehen. Seine Wiederwahl im Jahr 2018, sagte er,  sei ein Sieg für „alle geschädigten Menschen in unserer Region, alle Unterdrückten in der Welt“. Es ist sicherlich sein Verdienst, dass er die Gelder für humanitäre Hilfe erhöht hat, riesige Summen in das verarmte Somalia investiert, sich der Belagerung Kaschmirs durch Indien entgegenstellt und fast 4 Millionen Flüchtlinge aus dem benachbarten Syrien aufgenommen hat.

Doch sein antiimperialistischer Kreuzzug hat ihn auch an seltsame Orte geführt. Erdogan hat sowohl das repressive Regime von Nicolás Maduro in Venezuela unterstützt – eine Beziehung, die durch den Goldhandel mit Hunderten von Millionen Dollar geschmiert wird – als auch das völkermörderische Regime des ehemaligen Präsidenten Omar al-Bashir im Sudan. Im vergangenen Monat gratulierte er dem weißrussischen Diktator Alexander Lukaschenko zu seinem „Sieg“ bei den manipulierten Präsidentschaftswahlen.

Die Charme-Offensive hat einige Erfolge gehabt. In Teilen Afrikas und Asiens genießt Erdogan die Unterstützung der Bevölkerung. Laut einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Umfrage befürworten etwa 75 Prozent der Palästinenser und etwa der gleiche Anteil der Jordanier seine Politik. Seine Popularität in Pakistan ist so groß, dass der Premierminister des Landes, Imran Khan, Anfang des Jahres scherzte, dass Herr Erdogan bei den kommenden Wahlen in seinem Land sicher gewinnen könne. Vereinzelte Belege, so Akgonul, deuten darauf hin, dass er auch der beliebteste muslimische Politiker unter jungen Arabern in Europa sein könnte. Das Oberhaupt der Türkei und seine Gefolgsleute scheinen davon überzeugt zu sein, dass die alte Weltordnung zerbröckelt, und suchen nach einer Rolle in der neuen. Erdogans Hinwendung zur globalen Peripherie ist von Widersprüchen und Heuchelei gespalten, was sie mehr zum Hype als zum Inhalt macht. Aber sie ist gekommen, um zu bleiben.“

https://m.focus.de/politik/ausland/analyse-unseres-partner-portals-economist-erdogan-sieht-sich-als-retter-der-unterdrueckten-mit-bescheidenem-erfolg_id_12442493.html

Al Jazeera ist zwar informativ, international und als Nachrichtenquelle durchaus zu gebrauchen, aber man muss eben diesen islamistischen Hintergrund bedenken und herausfiltern. Auch wenn zahlreiche säkulare, demokratische Protestbewegungen zu Worte kommen, steckt dahinter aber eben die islamistsche Absicht, die Unzufriedenen dieser Erde gegen den Westen zu sammeln. Das wurde auch deutlich bei der Berichterstattung von Al Jazeera über die islamistischen Terroranschläge in Frankreich und die Berichte gegen die angebliche Islamophobie Macrons, der nur vor Islamismus warnte und einen Reformislam forderte,  wobei Katar und Erdogan hier die Speerspitze für den Protest der islamischen und auch teils islamistischen Welt gegen Macron und die EU einnahmen. All jene säkularen demokratischen Bewegungen und Oppositionellen, die im Staatsfernsehen von Katar zu Worte kommen, würden in Katar, einer islamistischen Dikatur von Muslimbrüdern, in der Erdogan-Türkei oder Kahmeini-Iran in einem Gefängnis oder Folterkeller landen und umgehend unterdrückt werden. Die Me Too-Frauen, die dort auftreten, würden in dieser Machogesellschaft in Kopftücher und traditionelle Frauenrollen gepresst und wahrscheinlich auch massiv sexuell belästigt. Der Feind seines Feindes ist eben noch lange nicht der Freund der Islamisten. Das haben viele islamophile postkolonale, postmoderne, Gendermultikulturalisten noch nicht verstanden.

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