Deutscher Radikalpazifismus: „Nein, meine Söhne gebe ich nicht“

Deutscher Radikalpazifismus: „Nein, meine Söhne gebe ich nicht“

Eines der besten Beispiele für den deutschen postheroischen und radikalpazifistischen Liedersingsang ist Reinhard May und Freunde „Meine Söhne gebe ich nicht“, da er die Philiosophie des deutschen radikalen Nachkriegspazifismus und seiner Beschränkungen klar macht

Hier werden matriachalische Leitbilder besungen von Müttern, die unter Geburtsschmerz eine enge Beziehung zu ihren Söhnen haben und sie sie deswegen nicht als Kanonenfutter weggeben wollen. Von Töchtern und Transgendern ist da ganz klassisch noch nicht die Rede. Aber lassen wir es einmal so stehen, die Leute sind KInder ihrer jeweiligen Zeit, in der sie geprägt wurden, aber scheinbar herrschte da ein biologistischer Naturalismus vor, der die MUtter wie die Rechten nur als Gebärmaschine sah, die mittels Geburt Verfügungsrecht über die Söhne hätte, letztere da keine Eigenentscheidungen getroffen haben oder können und zumal die Mütter wohl noch auf das hörten, was die Väter und die Obrigkeit sagten. Das folgte etwas der recht simplizistischen Lehre, dass Mütter, die Söhne gebären, geborene Naturpazifistinnen wären, da sie an Lebenserhaltung quasi natürlich ein Interesse hätten., ähnlich wie viele Feministinnen die Frau als das Gute, Lebensbewahrende und Firedliche auf der Welt behaupteten und da etwa in Erklärungsschwierigkeiten bei kriegsführenden Kaiserinnen und spätestens bei Magarethe Thatcher kamen .Aber einfacher Faktencheck: Erstens entschieden Mütter gar nicht, ob sie dem Staat Kanonenfutter geben wollten, sondern wurden die Wehrkriegspflichtigen seitens des Staates einfach eingezogen und rekrutiert und SPD-Mütter machten da nach den Kriegskrediten gegen das asiatische Despotenrussland wie auch viele Anarchisten und LInke mit im Weltkrieg gegen Russland und vor allem auch gegen Frankreich. Da hatten Mütter gar nichts zu sagen, ja die mieisten befürworeteten auch die beiden Weltkriege.Auch keine Mutter Courage. Und sie war nicht Mainstream. Also eine eher moralische Sichtweise, die Widerstand aus der vermeintlich weichen, lebenserhaltenden und pazifsitischen Natur der Mutter, nicht einmal Frau, sondern Mutter gebären soll wie ihre Söhne.

Zudem auch eine Überschätzung und Romantisierung der angeblich nur biologischen Mutterrolle,aus der sich ein grundsätzlicher Pazifismus ergeben solle: Mütter waren bisher immer in das patriachalische System eingebunden und haben faktisch ihre Söhne immer gerne in Kriege gegeben, vom Kaiser bis zum Führer, mussten dazu nicht einmal gezwungen werden, da sie Nationallsmus, Heldensöhne und den ganzen Militarismus zumeist teilten, auch wenn Militär und Krieg nicht als Frauensache angesehen wurde.. Einfach Gott, Kaiser und Vaterland. Dieselben Weiber, die auch heute noch die ganzen Köngs- und Royalgeschichten des britischen Königshaus mit all ihren Skandalen in der Yellow Press oder im Goldenen Blatt und wie alles die Tratschzeitschriften heißen, lesen, da sie solch autoritäres, archaisches Bewusstsein haben. Right or wrong; my country. Und da waren irgendwelche Opferzahlen von Söhnen für die meisten nie eine Bezugszahl. Und dann eben der Führer. Und dafür sein, mehr brauchte es dazu meist nicht, bis die Kriegskosten anheimfielen und man vielliecht einmal einen Kriegszitterer selbst pflegen musste. Die meisten Frauen und Mütter blieben eher in sehr patriachalischer Ideolgie und Abhängiggkeiten befangen wie heute noch in zuden meisten anderen Ländern und waren vor ihrer Erwerbstätigkeit und gewissen Unabhängigkeit und Aufkommen des Femismus keineswegs die Avantgarde eines modernen Rollenverständnisses. Die meisten Frauen waren auch keine Clara Zetkin oder Rosa Luxenburg, sondern eher sher konservative und patraichalisch denkende Frauen und vor allem Mütter., die an Gott, Kaiser und Vaterland und dann eben den Führer dachten. Scheissegal, was da aus den Söhnen wird.

Das hat sich völlig geändert. Heute würde kaum noch eine Mutter ihren Sohn oder ihre Tochter zur Bundeswehr schicken, wenn sie nicht da einen sichereren Arbeitsplatz sieht, der sie entbindet. Deswegen befürchtet ja die Bundeswehr, dass man da einen Prekariatshaufen ranzüchtet, der in der deutschen, insofern man weiss, was eine deutsche Gesellschaft sein soll, eben einer undefinierten neuen deutschen Gesellschaft gar nicht mehr verankert ist, zumal auch noch multiethnisch und divers. Zumal eben auch keine Wehrpflichtigenarmee mehr besteht, bei der Mütter ohnehin nicht gefragt werden, sondern einfach eingezogen würde, aber nun eine Freiwilligen/Berufsarmee besteht. Der Song besingt alte Zeiten , als nicht nur in Deutschland für den Hurrah-Patriotismus des 1. Weltkriegs oder Führers Krieg mobilisiert wurde. Auch das Frauenwahlrecht in der Weimarer Republik gebar eine eher konservative Frauenwählerschicht, die der Moderne und dem Pazifismus und dem Berlin Babylon mit Swing völlig ablehnend gegenüberstand. Und nicht nur in Deustchland. Im Film von Oliver Stone „Zwischen Himmel und Erde“ wird ja gerade dargestelllt, wie eine vietnamesische Mutter ihre Söhne für die Sache des Vietcongs und General Giaps mit seinen Menschenwellen in den Krieg schickte, nachdem der Vietcong in seiner Propaghanda klarmachte, dass Vietnam eine geteilte Familie sei, die man zusammenbringen müsste, während der Vater meinte, ob die Mutter die ganze Familie opfern und vernichten wolle. Dieser ganze reaktionöäre Gebär-Mütterkitsch ist an wen gerichtet?

Grundsätzlich ist aber eben diese Frage des Militärs und der Gewalt zu hinterfragen, aber mal von der Seite der damaligen Gegener des Nationalsozialismus: War der 2. Weltkrieg umsonst oder haben da nicht genug US-Mütter ihre Söhne in einen gerechten Krieg gegen Faschimsus und dann Kommunismus „geschickt“? Wenn man Reinhard Mays Lied ernst nimmt, hätte die USA sich aus dem 2. Weltkrieg rausgehalten und die Sowjetarmee niemals gegen Nazideutschland kämpfen dürfen und es besiegen.MIt seiner Einstellung würde das Hakenkreuz heute über dem Capitol HIll und dem Kreml in einem großdeutschen Reich wehen. Zumal bei den Sowjets Frauen eben nicht nur Mütter waren, sondern auch kämpfende Truppe selbst und sich selbst und nicht nur die viel besungenen Söhne an die Front schickten. .Dieser ganze Pazifismuskitsch vernachlässigt doch solche Fragen: Wann darf man Gewalt einsetzen und muss dafür auch Opfer bringen, welche Kriege führen Staaten zu welchem Zweck und unterstützt man diesen oder nicht?

Aber zu glauben die internationale Staatengemeinschaft sei ein Pfadfinderclub ist eben daneben und dieses ganze Geschwätze von gebärenden und schützenden Müttern. Dieser Allgemeinpazifismus, der zumal auf sehr reaktionären Mütterbildern aufbaut, ist die Negation aller Standpunkte. Natürlich ist der Irakkrieg 2003 kritikabel, auch andere Kriege, aber dann aufgrund ihrer Zielsetzung oder erhofften Zielsetzung, aber eben nicht die Aufforderungen keine kämpfenden Truppen mehr allgemein und grundsätzlich für einen Krieg und Gewaltanwendung zu senden. Die Linke um Nicaragua war ja auch gespalten in Leute, die die Sandinisten militärisch unterstützten, weil ein Somoza nicht mit Friedenstee und christlichem Kaffeepflücken besiegt werden konnte, sondern nur mittels guter Kalaschnikows, während die Christen sich immer abschlachten liessen und nicht zurückschossen, sei es die Exekurierung seitens der Todesschwadrone von Romero oder die Ermordung von Entwicklungshelfern oder christlichen Nonnen. Wie auch noch heute eine Margot Käßmann meint mit einem Friedenstee mit der Taliban alles lösen zu können. Ebenso Todenhöfer. Und diese grundsätzlichen Fragen, wann eine deutsche Armee marschieren sollte, zu welchem Zweck und Ziel, wenn überhaupt, sollte das eigentliche Thema sein. Aber nicht Selbstentwaffnung im radikalpazifistischem Sinne.

Es hängt aber auch damit zusammen, dass die heutige Internetgeneration zumeist nicht mehr an solche Fragen rangeführt wird. Esoterische und besorgte Mütter verbieten Plastikspielsoldaten und Kriegsmodellbau. Umgekehrt haben wir zig Ego-Shooter in jeder Familie, die eher einen Amoklauf machen würden, vielleicht noch als neue Drohnenpiloten dienen könnten, als sich in eine Diskussion reinzugegeben , ob man sein Talente für Drohenenkriegsführung oder überhaupt für den Staat nutzen könnte. Zwar gibt es hierzu die eine oder andere Initiative, aber eben nicht richtig staatlich und durchorganisiert. Zudem eben auch unter den Jüngeren die Frage zur Bundeswehr trotz Girl´s Days völlig unterrepräsentiert ist. Heute gibt es mehr Mutter Courages als noch dienende Soldaten und die Bevölkerung ist von der Truppe separiert. Laut Soldatenmagazin Loyal besuchen Bundeswehrjugendoffiziere in 8 von 16 Bundesländern Schulen, in den restlichen Bundesländern ist dies nicht erlaubt.

Vor allem eine Reaktion auf die deutsche Geschichte: Während früher noch massenhaft deutsche Söhne und Jugendliche in Matrosenunifromen der deutschen Flottenrüstung und ihrer Propaganda als zeitgeistgemässem Outfit rumliefen, Kaiser und der Generalstab aus Hindenburg und Ludendorf da ein Almangan waren, letztere beide die Weimarer Republik in Zusammenarbeit mit dem Gefreiten Hitler wesentlich bestimmten und beseitigten, ihn auch an die Macht brachten, so erfährt man heute nach eben dieser traumatischen Erfahrung von 2. Weltkrieg und Almangan aus Militäischem und Zivilen mit 60 Millionen Toten und 6 Millionen Holocaustopfern das andere Extrem: MIt dem Militär will keiner so recht noch was zu tun haben, nicht einmal die Truppe unter sich selbst. Lieber gehorchen und schweigen und sich frustrieren lassen, da eine offene Diskussion ja eher Widerstände wecken könnte, wenn man als MIlitär noch was sagt. Am besten man spricht abstrakt von „mehr Verantwortung“ und macht das Ganze nicht publik wie solche Bundespräsidenten Steinmeier oder erhöht ganz in Stille den Verteidigungsetat. Nur nicht auffallen. Ziviles und MIlitärisches ist so getrennt, wie schon nie zuvor in der deutschen Geschichte. Diskussionen über Verteidgungs- und Sicherheits-oder Geopolitik erreichen nur noch ein kleines Spektrum von inzestiösen Expertenrunden. Demenstprechend versucht die Bundeswehr verzweifelt noch irgendwie Anknüpfungspunkte zu der neuen Generation und der Gesellschaft zu bekommen.

Aber wenn die deutsche Regierung und vor allem die deutsche Bevölkerung nicht genau weiss, wozu eine Bundeswehr eigentlich sein soll, zumal nach der absoluten Looser-Einsätze in Afghanistan , werden auch jüngere Leute nicht einfach zu gewinnen sein. Auch Leuten, denen es mehr um die Landesverteidigung und die Nation geht und nicht nur um ein paar Beförderungsmöglichkeiten ohne Sinn. Oder soll ein Modell Schweiz diskutiert werden, wo Mütter, Väter, Söhne und Töchter in einer Guerillattaktik zur Selbstverteidigung und Volksmiliz stehen, nie eine Frage über die Zweckmässigleit aufkommt, zumal man ja weiss, wenn es nicht klappt dass die NATO und die USA einspringen sollen. Jedenfalls verbietet sich jegliche Schweizmiliz oder Beteiligung an US-Kriegen ala Irak 2003. Aber die grundsätzliche Fragem,wozu eine deutsche Bundeswehr dient, auch ihr Verhältnis zu Landesverteidigung und Auslandseinsätzen und deren Zielen sollte die eigentliche Diskussion sein.

Das Gute am deutschen Nachkriegspazfismus war, dass er mit dem Kadavergehorsam des preussischen Untertanen- und Obrigkeiutsstaats, zu brechen suchte oder über die spätere Frankfurter Schule mit ihrer Lehre vom „autoritären Charakter“ die zuvor ihre literarische Verewigung in Heinrich Manns „Der Untertan“fand, die ganze deutsche „Schuld“ an diesen beiden Weltkriegen thematisierte,, aber eben zu moralisch und analytisch nicht weiterführend war . Für welche Zwecke Staaten Kriege führen, ob man diese teilt, wie man zum Gewaltmonopol des Staates steht oder zu Gegengewalt, ob es anarchistisch ohne ihn geht, blieb da einfach nur bei der Parole: Militär pfui und damit wollen wir nichts zu tun haben oder uns über moralische Fragen hinaus nicht mehr mitr Politik, Geopolitik oder nur im Brunnenbohrersinne beschäftigen, auch wenn es immer noch eine vor allem nationalstaatliche Staatenwelt mit Ausnahme des EU-Hybrids gibt, die immer noch ihre Existenz und Machtprojektion im MIlitär sehen und die EU setzt auch auf die NATO und letztendlich auf den SupernationalmilitärstaatUSA, da sie selbst nichts zustande bringt, nicht einmal eine zweite Säule unnerhalb der NATO, während China und Russland da mit der US-Macht gleichziehen wollen und diese in eine multipolare Welt zu zwingen hoffen.Auch mit militärischen Drohungen und MItteln.

Bevor es keinen Weltstaat gibt, bei dem eine Weltordnung ohne Militär und ohne Nationalstaaten möglich wäre, aber auch eine Weltdiktatur unter einem Polizeistaat sein könnte, sollte man sich jenseits moralischer und pazifistischer Träume und Utopien einfach mal mit der Realität der Staatenwelt auseinandersetzen, diese analysieren und vielleicht hoffen, dass da eine strategische gegenseitige Abschreckung herauskommt, die nicht zu neuen Kriegen einlädt. Umgekehrt ist all jenen verbliebenen inzestiösen Geostategen auch angeraten nicht immer so allgemein von „mehr Verantwortung“ zu schwadronieren, was bedeuten kann, mehr MIlitäreinsätze zu fordern ohne zuerst einmal zu begründen, welchen Zwecken diese, zuml zu welchen konkreten Zielen dienen sollen- vor allem nach solchen Einsätzen wie in Afghanistan oder Agressionskriegen wie im Irak 2003 und Lybien. Das ist keinem normalen Menschen vermittelbar, mit oder ohne Berufung auf die Mütter.

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