EU Klimaneutralität zwischen Ukrainekrise, Gas und Atomkraft

EU Klimaneutralität zwischen Ukrainekrise, Gas und Atomkraft

Die EU hat als Ziel eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft bis 2050 herzubekommen, zumal am besten mittels grüner Wasserstofftechnologie auf Basis erneuerbarer Energien. Nun hat die EU -Kommission einen Antrag eingebracht, wonach Gas und Atomenergie als grüne Energien gelten sollen, was bei den deutschen Grünen, wie auch Österreich auf Widerstand stösst und nun gar überlegt wird, ob man dagegen nicht klagt. Zumal die Grünen Nordstream 2 und Gas auch als Sanktionsmechanismen gegen Putinrussland sehen. Aber wohl auch erst im Fall, dass Russland in die Ukraine einmarschiert. Vielleicht würde sich dann auch die SPD, die FDP und Bundeskanzler Scholz für solch einen Schritt entscheiden, zumal auch unter Druck der osteuropäischen Staaten, Frankreichs, das eher auf Atomenergie und die Small Modular Reactors setzt, zumal auch die USA dann Druck entfalten könnten, dass die Ampelkoalition Nord Stream 2 nicht in Betrieb nimmt, ja vielleicht auch mit eigenen Gaslieferungen als Alternativen locken, zumal dies ja schon Trump und die Republikaner taten und die USA neben eigenen Exporten auch noch eine Achse mit Griechenland, Zypern, Israel und Ägypten und anderen Staaten im Mittelmeer und dessen Gasvorräten mittels des East Mediterrean Gas Forums eingangen sind. Zwar ist Gas auch bei den Grünen wegen Friday for Future und dem Ziel der Klimaneutralität verpönt, doch fällt auf, dass Habecks und Baerbocks Kritik sich vor allem auf die mögliche Renaissance der Atomkraft richtet und dann auch noch gegen Nord Stream 2, aber nicht gegen Gas so generell mehr. Denn schon Trittin argumentierte schon mal damit, dass der Ausstieg aus Kernkraft und Kohle zugleich eine Energielücke bewirken würde, die nur durch Gas als Übergangsenergie überbrückt werden könnte. Zumal eben sich nun auch die deutsche Energiewirtschaft zu Wort gemeldet hat, den Ausstieg aus der Atomkraft für Deutschland als irreversibel erklärt, aber auf die Bedeutung von Gas hinweist, wie dies auch Bundeskanzler Scholz mit dem Bau vieler Gaskraftwerke bei einem Gewerkschaftstreffen schon angekündigt hat. Dazu passend folgende Nachricht:

„Energiewirtschaft zur EU-Taxonomie: Erdgas notwendig, kein Zurück zum Atom

Der Atomausstieg sei unabwendbar, sagen die deutschen Energieversorger. Auf Erdgas aber könne für eine Übergangszeit nicht verzichtet werden.

Für den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gibt es auch nach dem Vorschlag der EU-Kommission für eine Taxonomie-Verordnung zur Förderung klimaneutraler Energiegewinnung keinen Weg zurück zur Atomkraft. „Für die Energiewirtschaft in Deutschland ist klar: Der deutsche Ausstieg aus der Atomkraft ist endgültig, niemand in der Energiewirtschaft will zurück in diese risikobehaftete und teurere Technologie“, heißt es in einer Mitteilung des BDEW.

Der zum Jahreswechsel von der EU-Kommission vorgelegte Vorschlag soll Investoren Orientierung geben und Kapital in den Umbau von Energieproduktion und Wirtschaft hin zur Klimaneutralität lenken. Neben Erneuerbaren Energien sind darin auch die Atomkraft und Erdgas berücksichtigt.

Zum Thema Erdgas sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae, „um die Versorgungssicherheit sicherzustellen, benötigen wir noch eine Zeit lang Erdgas und dauerhaft Gaskraftwerke für die gesicherte, regelbare Leistung als Partner der Erneuerbaren Energien“. Die Zukunft liegt aber beim grünen Wasserstoff. Mittel- und langfristig könnten Gaskraftwerke mit Wasserstoff und damit klimaneutral betrieben werden. „Sie müssen also heute bereits so geplant werden, dass sie zukünftig Wasserstoff als Energiequelle nutzen können“, sagte Andreae.

Mehr Kapazitäten notwendig

Das Bundeswirtschaftsministerium gehe bei dem derzeitigen Kohleausstieg bis 2038 davon aus, dass in Deutschland bis 2030 allein 15 Gigawatt Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf der Basis von Gas zugebaut werden müssen, um die Versorgungssicherheit bei Strom- und Wärme zu gewährleisten und den Ausstieg aus Kohle- und Atomenergie auszugleichen. Überdies seien weitere zusätzliche Gaskraftwerkskapazitäten bis 2030 erforderlich, wenn der Kohleausstieg in Deutschland vorgezogen wird, erklärt der BDEW.

Nun sei es unbedingt nötig, die erneuerbaren Energien und damit die Produktion von grünem und kohlenstoffarmen Wasserstoff auszubauen. Daher müsse nun erheblich in Wasserstoffprojekte investiert werden.

An den Plänen der EU-Kommission hatten bereits insbesondere grüne Mitglieder der deutschen Bundesregierung Kritik geäußert. Finanzminister Christian Lindner von der FDP betonte aber, dass Deutschland für den Übergang moderne Gaskraftwerke benötige.

Die österreichische Umweltschutzministerin Leonore Gewessler hatte bereits kurz nach Bekanntwerden der Vorschläge der EU-Kommission auf Twitter angekündigt, die Vorlage genau prüfen und ein Rechtsgutachten in Auftrag geben zu wollen. Sollten die Pläne der Kommission umgesetzt werden, wolle Österreich dagegen klagen. Der deutsche Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schließt eine solche Klage laut einem Bericht der Welt nicht aus. Für derlei Gedankenspiele sei es aber noch zu früh.

https://www.heise.de/news/Energiewirtschaft-zur-EU-Taxonomie-Erdgas-notwendig-kein-Zurueck-zum-Atom-6316407.html

Sollte Putin in die Ukraine einmarschieren, dürfte man wohl auf Sanktionen wie SWIFT und Nordstream 2 zurückgreifen, aber auch nicht alle Gaslieferungen aus Russland einstellen, zumal Ersatz erst noch organisiert werden müsste und die bisherigen US-LNG-Terminals dafür nicht reichen  und das Ganze auch teurer würde bei ohnehin schon steigenden Energiepreisen. . Sollte Putin nicht einmarschieren, dürfte die Nordstream 2 frage auch für die Grünen nicht mehr so akut sein und nur mehr verbal vorgetragen werden.Es bleibt jedoch abzuwarten, was für Putin wichtiger ist: US- und NATO-Sicherheitsgarantien, insbesondere ein Stopp der NATO-Erweiterung um die Ukraine, Georgien, Weißrussland und das postsowjetische Ausland oder Northstream 2 und SWIFT. Eine Neo-Jalta und multipolare Weltordnung oder Wirtschaftssanktionen. Ebenso ist es möglich, dass gewisse Kreise der US-Republikaner und aus Osteuropa und auch innerhalb der Ukraine ein Ende der Merkelschen Ostpolitik und eine Konfrontation mit Russland wollen, es vielleicht sogar zu einer Invasion veranlassen wollen, um es in eine Art ukrainisches Afghanistanabenteuer zu verwickeln, das es ausblutet und vielleicht einen regime change möglich macht wegen der dann ruinösen wirtschaftlichen Lage Russlands infolge wirklich harter Sanktionen. Die absurde Anklage gegen Poroschenko in der Ukraine als „Russenfreund“ und „Landesverräter“ wie auch die Diskussion um die Lieferung von Stingerraketen in die Ukraine zeigen ja, dass es solche Kräfte durchaus gibt, wenngleich die Frage ist, ob Biden das will, der zudem mittels seiner virtuellen Treffen mit Putin die Initiative in Richtung Deeskalation an sich gerissen hat , wodurch sich Berlin und die EU samt Normandieformat zurückgesetzt fühlt. Der Druck auf die Bundesregierung, Waffenlieferungen an die Ukraine zu genehmigen, nimmt zu. Anlass ist, dass Berlin einem Antrag nicht zugestimmt hat, die NATO Support and Procurement Agency (NSPA) solle der Ukraine US-Scharfschützengewehre beschaffen. Bereits jetzt werden die ukrainischen Streitkräfte mit Hilfe der NATO und ihrer Mitgliedstaaten aufgerüstet. So haben die USA inzwischen Militärhilfe im Wert von mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar geleistet, darunter die Lieferung Hunderter Panzerabwehrraketen des Typs Javelin. Polen und Tschechien haben Dutzende gebrauchte Schützenpanzer beschafft; die Türkei liefert Kiew ihre berüchtigten Drohnen des Typs Bayraktar TB2. Großbritannien wiederum hat begonnen, die Aufrüstung der ukrainischen Seestreitkräfte zu unterstützen; unter anderem will es die Ukraine beim Erwerb neuer Kriegsschiffe und beim Bau einer neuen Marinebasis unterstützen. Die NATO wird Kiew mit Hilfe der NSPA ein System zur Abwehr von Drohnen liefern – und zwar mit ausdrücklicher Unterstützung Berlins. Kiew verlangt mehr und wirft Berlin eine „Blockade“ weiterer Rüstungslieferungen vor. Damit dürften nicht die Grünen, sondern vor allem Scholz und die SPD gemeint sein, zumal sich Habeck ja schon während des Wahlkampfs an der ukrainischen Ostfront mit Stahlhelm zeigte und Defensivwaffenleiferungen forderte. Natürlich ist die Lieferung von Scharfschützengeweheren nun kein gamechanger oder Indikator einer aggressiven Haltung, zumal Russland ja auch ordentlich aufgerüstet und Truppen stationiert hat, aber die ukrainische Armee ist auch nicht mehr so schwach und unvorbereitet wie sie 2014 bei der Krimannektion war.

Aber an Gas als Brückentechnologie werden auch die Grünen nicht vorbei kommen – komme sie aus Russland oder den USA oder woher auch sonst.. Interessanter wird es bei der Kernkraft. Während China , Russland, die USA allen voran Bill Gates mit Terra Power nun sogenannte Small Modular Reactors vorantreiben und damit die bisherige Kernspaltungstechnologie, gibt es jetzt bei der Kernfusionstechnologie in China bedeutende Fortschritte:

„Chinesisches Kernfusionsexperiment hält 17 Minuten lang 70 Millionen °C

Der Experimental Advanced Superconducting Tokamak hat über eine längere Zeit eine hohe Plasmatemperatur konstant halten können.

Der Experimental Advanced Superconducting Tokamak (EAST) in Hefei in der ostchinesischen Provinz Anhui meldet einen neuen Temperaturrekord. Ende des vergangenen Jahres habe in dem experimentellen Kernfusionsreaktor 1056 Sekunden, also gut 17 Minuten lang eine Plasmatemperatur von 70 Millionen °C gehalten werden können, berichtet das Institut für Plasmaphysik an der chinesischen Akademie der Wissenschaften (ASIPP). Das sei die längste Zeit bisher, in der eine solche Temperatur konstant gehalten werden konnte.

Damit sei eine solide Grundlage für die weitere Erforschung der Energiegewinnung aus Kernfusion geschaffen, schreibt die ASIPP. Deren Generaldirektor Prof. Yuntao Song meint, das perfekte ASIPP-Team werde sich jeder Schwierigkeit stellen, egal, wie schwer es ist.

Im Mai habe das Forschungsteam in dem supraleitenden Reaktor vom Typ Tokamak in einem Experiment bereits 101 Sekunden lang eine Plasmatemperatur von 120 Millionen °C halten können, über 20 Sekunden lang 160 Millionen °C berichtet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Als einen wichtigen Schritt wird am EAST angestrebt, eine Temperatur von über 100 Millionen °C über eine Woche lang halten zu können.

China an ITER beteiligt

Das EAST arbeitet dem internationalen Kernfusionsprojekt ITER in Cadarache in Südfrankreich zu. An dem Projekt sind Projekt außer China die EU, Japan, die USA, Russland, Südkorea und Indien beteiligt. Die in China gewonnenen Erkenntnisse sollen in Südfrankreich weiterhelfen. Zudem entsendet das ASIPP Expertenteams nach Cadarache, so zum Beispiel im ersten Quartal 2021, als es um den Einbau der 330 Tonnen schweren Feldspule PF6 für den Boden des ITER ging, die auch in China hergestellt worden war.

Mit dem Versuchsreaktor ITER soll die Technik getestet werden, mit der Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoff-Atomen erzeugt werden könnte. Die Kosten werden auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt.

https://www.heise.de/news/Chinesisches-Kernfusionsexperiment-haelt-17-Minuten-lang-70-Millionen-C-6316278.html

Der ITER- Chef erklärte aber, dass aufgrund von Coronabedingten Lieferschwierigkeiten bei Plasma und Ausrüstung die Inbetriebnahme des Forschungsreaktors in Südfrankreich sich auf 2025 verschiebe. Dennoch sind die Small Modular Reactors auch noch nicht für Massenproduktion entwickelt und Reaktoren alten Typs beabsichtigt auch niemand mehr zu bauen. Aber bis es soweit ist, wird man wohl um Gas nicht herumkommen.

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