Mit Rambo nichts Neues im Westen- warum sich Kriegs- und Anti-Kriegsfilme in nichts unterscheiden

Mit Rambo nichts Neues im Westen- warum sich Kriegs- und Anti-Kriegsfilme in nichts unterscheiden

Das akademische Gemüt rümpft hoch die Nase über die sogenannte Kategorie: Kriegsfilm.

Bildlich darf man sich darunter vorstellen: Rambo, Top Gun, Der Eiserne Adler, Kohlberg und was da noch so alles von aufgeklärteten Medienkritikern als solches verschrien ist. Formal zu erkennen sei der Kriegsfilm unter anderem durch: Saubere Heroisierung, aalglattes Ableben, Machismo und Action.

Schon interessant ist dann, was von dieser Seite als Kategorie Antikriegsfilm gehandelt wird :

„Im Westen nichts Neues“, „Das Boot“, „Die Brücke“, „Dr. Strange – als ich lernte die Bombe zu lieben“, „When the wind blows“, „Apocalopse Now“, „Full Metal Jacket“, „Platoon“, „4th of July“, „Zwischen Himmel und Erde“ und neuerdings „Saving Private Ryan“. Formell seien sie daran zu erkennen, daß der Krieg unsauber, realistisch ohne Beschönigung dargestellt sei. Fast wie im richtigen Leben

Der Erkenntnishortizont der meisten dieser sogenannten Antikriegsfilme ist begrenzt darauf, daß ein Krieg eine denkbar ungemütliche Sache ist, zumal zerstörerisch für Volks- oder eigenen Körper. Man kann da sterben, muß Leute töten und/oder andere Selbstverständlichkeiten eines guten Bundeswehrtrainings halt auch mal umsetzen. Kein sauberer Krieg halt – insofern man das Ideal von einem sauberen Krieg als Maßstab hat. Die Erkenntnis dieser Antikriegsfilme ist also: Brutal so ein Krieg auch ! Zudem er auch meistens dann auch nur „our Boys/unsere Jungs“ als Opfer sieht. Die andere Kriegsseite wird da schon ausgeblendet. Wenn die eigentlichen Opfer oder die andere Kriegspartei einmal ins Bilde oder gar zu Worte kommt, dann als feuriger Vietcong, Araber, südkoreanisches Waisenkind oder als jungfräuliches Asiatenmädchen, das zugleich idealisierte Mitleidsprojektionsfläche ist. Die SO Lieschen Unschuldig ist, daß sie ohnehin nichts zu sagen hat, außer daß man sich aussöhnen solle und Frieden eine gute Sache ist, d.h. inhaltslose Blubberblasen von sich gibt in jederlei Richtung interpretierbar – oft zumal mit asiatischen/buddhistischen Weisheiten (Schwachsinn) garniert. Nicht nur, daß der Krieg ein unsauberer sei, nein schlimmer: ein sinnloser Krieg auch noch dazu!

Die Argumentation eine

SINNLOSIGKEIT DES KRIEGES

weist nur darauf hin, daß ein Krieg eben mit Vernichtungswaffen geführt wird, nicht aber auf Gründe oder Zwecke, weswegen er geführt wird. (Selbst dieser Kritikabteilung wird neuerdings entgegengearbeitet mit der Entwicklung „nichttödlicher Waffen“ – wie sie Friedensforscher Schmidt-Eenbohn marketinggeschickt schon heute anpreist). Diese Sorte „Kritik“ drückt sich auch um die Stellungnahme, ob man einen Krieg für zweckgemäß und geeignetes Mittel befindet oder halt nicht (Tyrannenmord, Krieg gegen Somoza, etc.), da der Einsatz von Gewalt zumeist schon als PER SE verurteilungswürdig angesehen wird und zwar ohne nähere Betrachtung der Umstände, der Ursachen, der Zwecke und Ziele. Antikriegsfilme sind daher zumeist ein inhaltsloses Statement gegen GEWALT AN SICH, bzw. kritisieren nur unverhältnismäßigen Gewalteinsatz. Ebenso wie in der Jugendgewaltdebatte alles in den großen Topf GEWALT geschmissen wird und z.B. unpolitische Kleingangs (deren höchstes Begehr die Markenjeans des zahlungskräftigeren Mitschülers ist) undifferenziert in einem Atemzug mit straff durchorganisierten politischen Gangs faschistischer Jugendorganisationen (deren kleinstes Begehr das allabendliche „Zeckenklatschen“, aber eben das stramme obergeordnete Ziel der Errichtung eines 4. faschistischen Reichs  ist) als ein kohärentes Ganzes unter dem Titel Gewalt zusammengeschmissen werden. Exakt von dieser Sorte Gewalt- und Pazifismusbegriff resultiert dann wegen inhaltsloser Gewaltablehnung „an sich“ oft im Laufe der Jahre ein Umschwenken auf kriegerische Positionen „für sich“, wie man das gerade bei den Grünen erlebt.

So zweck-/grundlos können Kriege gar nicht sein, DA sie eben immer wieder geführt werden – sonst hätte es nicht so viele „sinnlose“ Kriege gegeben. All diese Kriege hatten ihre Ursachen und Zwecke. Wenn man keine Kriege will, sollte man die Kriegsursachen auch analysieren und sich überlegen, wie man diese abstellt. Doch gerade darum geht es bei den Apologeten der „Sinnlosigkeit“ NICHT. „Sinnlosigkeit“ ist da eher das Äquivalent für Nichtverstehen- Wollen, sich und andere im Unverständnis suhlend belassend.

Die Scheinantworten, die da gegeben werden, orientieren sich am Formellen: Die da oben- wir da unten, eine Kritik, die auch der einfache Gefreite Adolf Hitler hätte teilen können. Oder an Charakterlosigkeit. Oder es sind halt Verrückte – der Krieg als Resultat einer vorgeblichen Geisteskrankheit (Machtversessenheit) der jeweiligen Führer. Im besten/schlechtesten Falle als Mißperzeption, Zufall, Hineinschlittern, o.ä

Entweder sind hier monokelschwingende Junkergeneräle oder tollwütige große Diktatoren die Erklärungsfolie, die den guten deutschen Landser verheizen. Oder eine Art anthropologische Interpretation eines Kampfes zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis in den Abgründen „unserer Seele“- individuell, wie aber auch quasi-repräsentativ für und gegen die „Volksseele“. Ausgetragen dann als guter Soldat contra schlechter Soldat im Kriegsknigge des Schlachtfeldes. Zumal treten die Guten dann auch noch als idealistisch gesinnte Campus-Milchbubis auf, die von haßverzerrten und vernarbten Gesichtern böser Kriegsprols kontrastiert werden (z.B. in Platoon). Im allgemeinsten Falle ist der Mensch halt ein Krieger oder Tier von Natur aus – fragt sich nur wie dann die augenfällig langen Perioden von Frieden und Kooperation zusammenkommen! Egal: Es geht um MORAL:

In „Casualties of War“ wie auch in Platoon kämpft hier der GUTE Militarist gegen den BÖSEN Militaristen. Der BÖSE vergewaltigt, der GUTE meint: ein demokratisch geführter Krieg habe sauber – funktional ohne eigene Triebexzesse auszukommen, sondern nur der „höheren Sache“ zu dienen. Vergewaltigungen unschuldiger Frauen lenkt vom eigentlichen Ziel der Eliminierung von Vietcongs ab und verbreitet ungute Stimmung unter der zu zivilisierenden Bauernschaft. Der BÖSE argumentiert mit Partisanenbekämpfung und Erhalt von Zusammenhalt, Kameradschaft und Lebenskraft.

Allen sogenannten Kriegs- wie auch Antikriegsfilmen ist somit eines GEMEINSAM: Keiner geht auf die Kriegsursache, Frage der Zwecke ein. Warum, weswegen kam es zu diesem Krieg?

Beiderlei Genres verschanzen sich hinter der Mittel-/Verhältnismäßigkeitrelation

Bei sogenannten Kriegsfilmen ist der Zweck ohnehin feststehend und gar nicht erst benannt, weil von oben und damit als unhinterfragbar vorausgesetzt. Zumeist ein sauberer Krieg! Somit sind alle Mittel zulässig.

Bei den sogenannten Antikriegsfilmen.wird ebensowenig nach Kriegsursache gefragt, doch anhand verwendeter Kriegsmittel und Verhältnismäßigkeit affirmative Kritik nach oben aufgemacht. Wenn wir schon Frontschweine sind, dann aber bitte Respekt vor uns. Wenn wir schon Frontschweine sind, dann erwarten wir aber bitte eine saubere Kriegsführung.

„Burger Hill“ gewann seine Popularität dadurch, daß hier (authentisch und eine wahre Geschichte!) Hunderte von GIs in Schlamm und Blut geopfert wurden, um diesen Hügel zu stürmen. Dieser wurde dann aber wieder nach Eroberung unter schwersten Verlusten ruckzuck geräumt, da die taktischen Prioritäten sich verschoben hatten. Zwar dramatisch, Scheiße kann`s laufen. Die alltägliche Frontveränderung halt in einem Krieg, wie auch Truppen bei allsonntäglicher „Risiko“- Spielrunde auf dem Altar der Würfel geopfert werden. Der Klageruf und wesentliche Inhalt dieses Antikriegsfilms erschallt: Unfair und unsauber!!! Eine Art Reklamation an die Obrigkeit, man möge mit dem Kanonenfutter nicht „leichtfertig“ rumspielen. Hätte’s das gebraucht? So mancher General, der mehrere Hunderttausende über mehrere Schlachtfelder hin- und herkoordinieren muß, wird sich gegen eine derartige mikroskopische Sichtweise zurecht beschweren. Zumal all diese Untertanen ja ihm ungefragt gehorchen wollen, den Zweck des Einsatzes ja ungefragt unterstützen. Wo gehobelt wird, fallen halt auch Späne. Denn exakt an diesem Punkt erfolgte ja nie weiteres Nachfragen: Warum überhaupt dieser Krieg geführt wird, zu welchem Zweck und dann die Beantwortung der Frage, ob man diesen teilt! Wäre dies gekommen, hätte es der General auch sogleich als „Insubordination“ vors Kriegsgericht gezerrt. Aber all diese Leute haben ja nicht einmal verweigert, noch sich solche Fragen je gestellt. Ebenso bei Antikriegsfilmen

Warum z.B. der Vietnamkrieg geführt wurde, in dem der Burger Hill einen Mikrokosmos an Dramen darstellt, wird gar nicht erst gebracht. Den Dramaturgen interessiert das verwertbare Drama – nicht aber die Ursachen oder gar eine verfilmbare Analyse des Krieges. Ähnlich läuft es mit den realen Rekruten ab: Was von oben kommt, muß Sinn haben, muß gut sein. Nur siegen müssen „wir“. Punktum

Wenn es nicht so läuft, dann äußert sich Unzufriedenheit, Kriegsmüdigkeit, „Kritik“- doch zumeist nie an den Ursachen und Zwecken. Analog sind dann auch die Ausgangspunkte bei Anti- und Kriegsfilmen:

In beiden Fällen stehen „unsere Boys“ schon immer vor oder schon auf dem Schlachtfeld und haben sich zu bewähren. Wie sie dies tun oder wie ihnen mitgespielt wird- das ist der Kern beider Genres.

Aber halt nicht: Warum sie da stehen, weshalb überhaupt- das wird konsequent ausgeblendet. So gibt es keinerlei Antikriegsfilme, die Fragen nach Kriegsursachen versuchen nachzugehen. Keiner dieser Filme versucht auch nur eine Erklärung explizit zu äußern, warum es zu Kriegen oder zu Weltkriegen ( 1, 2), Korea-, Vietnamkrieg, etc. kam.

Die Unisono- Antwort auf diese Kritik ist auch

„Das ist ja nicht das Thema“ oder: „Das kann ja ein Film nicht bringen“

Warum eigentlich KANN er dies nicht? Warum wurde und wird dies nie versucht?

Daß dies nicht Thema IST, dem ist zuzustimmen. Warum es nicht sein kann, ist da schon keinesfalls klar. Dann folgt als nächste Schutzbehauptung: Ein Kinofilm könne schon aus dramaturgischen Aspekten keine Dokumentation sein.

Nur: Es geht nicht um Dokumentation, Chronologie, sondern Analyse der Kriegsursachen, die man filmerisch durchaus spannend mit Einzelschicksalen in einen klärenden oder diskursiven Kontext verbinden kann

Da ist wohl eher die Ahnung, daß sich hierfür keine Sponsoren einfinden. Der vorschreitende Gehorsam, wie auch die daraus resultierende Tendenz vieler Filmemacher, daß wenn man so einen Film dreht, dann doch lieber an direkter Individualbetroffenheit (Rollstuhl, gefallener Sohn, Kriegspsychose, kriegsentwurzeltes Vietcongmädel, eigener Freiheit auf Motorrad, etc) ansetzt, denn auf Analyse in Verknüpfung mit filmerischen Mitteln. Schon Geschichts- Sozialkunde- und anderer Unterricht, wie auch andersweitige Vorkonditionierung an Filmhochschulen zu Beziehungskisten, Action, etc. beugen da einem solchen Genre schon präventiv vor.

Zumal solche Produktionen bei allem Kraftaufwand nicht vermarktbar wären

Besser kommen da schon wie jetzt die Produktionen deutscher Neufilmer mit Betroffenheitsinterviews, Lars von Thiers-Formaten mit Kosovo-Albanern und Sample-technischer Schnittästhetik zum neusten Krieg. Damit wird inhaltliche Analyse klar rausgehalten und affirmative Legitimationsmuster filmerisch rübergebracht

Daß also Antikriegsfilme von Liebhabern sogenannter Kriegsfilme als wehrkraftzersetzend, Pazifistenkram und weicheiisch betrachtet werden, macht kritischen Leuten die Antikriegsfilme aufgrund eines scheinbar offensichtlichen Kontrastes schon unhinterfragt sympathisch. Zumal wenn diese kritischen Menschen dann diese Antikriegsfilme auch noch für „ästhetisch gut gemacht“/“dramaturgisch exzellent“ befinden, fallen Inhalte ganz heraus.

Denn kein Film beantwortet oder „erörtert“ die Frage, WARUM es zu dem Krieg, den Weltkriegen oder ähnlichem kam. In diesem WESENTLICHEN Punkt unterscheiden sich Kriegs- und sogenannte ANTI-Kriegsfilme überhaupt nicht!!

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