US-Präsidentschaftswahlen: Vote for Hillary?

US-Präsidentschaftswahlen: Vote for Hillary?

Hillary Clinton hat jetzt ihre Präsidentschaftskandidatur angekündigt. Bei den Demokraten gibt es keinen ernsten Herausforderer. Die US-Republikaner schießen sich gerade auf Hillary ein.Whitewater, Lewinski, dass das FBI Fingerabdrücke von ihr genommen haben soll, Bengazi, die private e-mailadressengeschichte–alles unnütze Skandalisierung marginaler Vorfälle, die auch nicht die Wende bringen dürften. Aber die Republikaner werden versuchen, jedes Skandälchen hochzupushen.Umgekehrt haben die US-Republikaner eine deratig breite potentielle Präsidentschaftskanidatenliste, das sie sehr zersplittert sind und auch Schwierigkeiten haben dürften, einen Kandidaten zu finden, der den republikanischen Mainstream abbildet, zu polarisiert sind sie zwischen Tea-Party-aktivisten, Libertären, traditionellen US-Republikanern und liberalen Republikanern.Jeb Bush leidet unter dem schlechten Namen, der ihm sein Bruder eingebracht hat–anders als Hillary Clinton, die auf eine sehr erfolgreiche Regierung ihres Mannes und damit einer gewissen erhofften Kontinuität hinweisen kann.Scott Walker möchte gleich wieder US-Truppen nach Syrien, Mick Huckabee ist zu religiös, Rand Paul kann nur Libertäre und Teile der Tea Party mitnehmen und steht wiederum im Schatten seines Vaters Ron Paul wie in Frankreich Marine Le Pen im Schatten ihres Vaters steht–beide Väter fallen durch Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Russlandnähe, Neo-Isolationanismus auf–oder wie es die FAZ thematisiert:

„Amerikanischer Wahlkampf : Was Rand Paul von Le Pen lernen muss

Wenn der Republikaner Rand Paul amerikanischer Präsident werden will, sollte er sich an Marine Le Pen halten: Er muss sich von seinem Vater distanzieren. Ron Paul hat eine ähnlich obskure Vergangenheit wie Jean-Marie Le Pen.

23.04.2015, von James Kirchick“

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/usa-wahlen-was-rand-paul-von-marine-le-pen-lernen-muss-13552364.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

http://www.newrepublic.com/article/politics/angry-white-man

Chris Christie steht eher für den US-Republikaner alter Sorte, kann aber die Teaparty und die Libertären nicht mitnehmen, Marco Rubio ist der immigrantische American Dream, schreckt aber als Ausländer wiederum die ganzen WASP-Wähler in der GOP ab, usw. usf—insofern es kein Attentat oder noch eine deftige unentdeckte Geschichte von Hillary Clinton aufkommen sollte, haben die Republikaner eine denkbar schlechte Ausgangsposition.Hillary Clinton wäre nicht nur die scheinbare Kontinuität ihres Mannes, eine Art Denver- und Dallas-mäßige Familyclanstory, sondern eben auch die erste US-Frau als US-PräsidentInteressant dabei finde ich, dass der Demokraten-Think Tank Brookings Institution dies auch zentral in die Wahlkampfargumentation hineinbringt.

„Alexandria Icenhower | April 9, 2015 3:30pm
What China’s sexual revolution means for women
Two decades ago, Hillary Clinton delivered a speech in Beijing that inspired feminists around the world, declaring “women’s rights are human rights.” Since that declaration, a lot has changed for women globally. But what has changed for women in China? “

http://www.brookings.edu/blogs/brookings-now/posts/2015/04/what-chinas-sexual-revolution-means-for-women

Die erste US-Präsidentin, eine FRAU ala Merkel an der obersten Machtposition. Werden die USA da auch eine „feministische Außenpolitik“erfahrenwie dies nun in Skandinavien so apostrophiert wurde? Ich schätze schon, da wird es einen gewiisen Akzent darauf geben, aber es wird die US-Außenpolitik als Hoffnungen aller Feministen der Welt nicht soweit beeinflussen.Hillary Clinton ist ja eine Ambivalenz–traditionelle Ehe mit Bill, nun auch Großeltern geworden, sich selbst in der Lewinskyaffäre hat sie sich nicht von ihrem Mann getrennt–klingt ja eher katholisch, auch wenn es die Clintons nicht sind. Zum anderen aber eben selbstbewusste Frau , die sich hochgearbeitet hat.Sie verkörpert also beides: Traditionalität und Progressivität.Also, dass sie eine Frauenrechtspräsidentin wird, halte ich da für überzogene Hoffnungen von Feministen, wie auch bei Obama von vielen Schwarzen und Afrikanern erhofft wurde, dass er dies als Schwerpunkt seiner Politik machen würde.Eine ganz gute Analyse der zu erwartenden US-Nahostpolitik unter Clinton hat dazu der mehr linksdemokratische Juan Cole in seinem Blog „Informed Comment“gebracht, die der Lektüre wert ist, wie auch seine vergleichenden Abhandlungen zur Nahostpolitik der US-Republinaerkandidaten.

„President Hillary Clinton’s Middle East Policy: Interventions, Wars, More of Same
By Juan Cole | Apr. 13, 2015 |

http://www.juancole.com/2015/04/president-clintons-interventions.html

Oder wie schrieb ich in einem anderen Artikel auf Global Review:

Vor einiger Zeit hat mich ein Bekannter gefragt, warum die USA nicht „diese 30000 Pappnasen wegbomben“ (gemeint ist der IS) und „mal tabula la rasa machen“. Ich bin da erst gar nicht auf die militärtechnischen und regionalpolitischen Details eingegangen, sondern sehe dies vor allem unter dem Aspekt, was denn die politische Prioritätenliste der heutigen US-Regierung ist:

1)        Asian Pivot—Chinas „Harmonisches Asien“ abzuschrecken, dass es nicht im Pazifik
expandiert
2)        Russland , Novorussland und die Eurasische Union davon abhalten, dass es nicht in Europa, Zentralasien und der Ukraine expandiert
3)        Iran davon abhalten, dass es keine Atomwaffen bekommt, die einen nahöstlichen Rüstungswettlauf lostreten und zugleich den schiitischen Halbmond nicht als Gewinner der IS-Krise siegen lassen—auch in Bezug auf die Wichtigkeit Saudiarabiens und der Golfstaaten für die USA
4)        IS

Diese Prioritätenliste bliebe auch unter einer demokratischen Hillary-Clinton wie auch einer republikanischen Regierung erhalten, wenngleich beide wahrscheinlich eine aggressivere und interventionistischer Linie verfolgen würden.“

http://www.global-review.info/2015/03/10/die-usa-und-das-sinorussische-konzept-der-multipolaren-new-type-of-great-powerrelations-und/

Und spätestens beim nächsten Staatsbesuch als gewählte US_Präsidentin in Saudiarabien werden wir sehen, dass Hillary feministisches „Women´s right is human right“doch sehr realpolitisch hintenangestellt wird entsprechend der obigen Prioritätensetzung. Da tobt man sich lieber gegenüber den Hauptkonkurrenten China, Russland, Iran und Syrien aus, wenn es um Schwulen- oder Frauenrechte geht. Aber Hillary ist mir lieber als „Lead from behind“ und dem Neointerventionismus ala US-Republianer.

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