Ist Antizionismus antisemitisch?

Ist Antizionismus antisemitisch?

Die These, dass Antizionismus ja den Zionismus, also die Gründung des Staates Israel selbst infrage stelle und deswegen ja schon antisemitisch sei, ist zu hinterfragen.

Die Gründung Israels lag auch nahe, da die kommunistische Bewegung den Nationalsozialismus und den Holocaust nicht verhindert hatte, auch die ganzen bürgerlich-demokratischen Parteien hier versagt hatten, die Juden als gleichberechtigte Bürger ihrer Nationalstaaten einzugliedern,die internationalistisch-kommunistische, wie aber auch national-bürgerliche Perspektive im Rahmen eines Nationalstaats oder einer Sowjetunion gescheitert war, sondern der völkische Nationalkonservatismus und der Nationalsozialismus zum liquidatorischen Antisemitismus übergegangen war, der nach Auschwitz eben das Bedürfnis der Juden nacheinem eigenen Staat und Schutzgebiet – trotz britischen Widerstands eines untergehenden Empires (Exodus),das die Unabhängigkeit Indiens sowie die Staatsgründungsabsichten der Juden trotz arabischer Proteste nicht mehr verhindern konnte, -Realität werden lassen sollte.

Sicherlich haben Rechtsradikale aufgrund ihres Antisemitismus oder einige Linke aufgrund ihres völkischen Antiimperialismus, der nur ein Volk der Palästinenser sieht, aber nicht mehr zwischen einer PLO oder einer Hamas und deren unterschiedlichen politischen Zielsetzungen zu unterscheiden weiß, etwas klar Antisemitisches.Während die PLO im Westjordanland das Existenzrecht Israels anerkennt, dem Terror abgeschworen hat und die Zwei-Staatenlösung präferiert (einziger umstrittener Punkt: das Rückkehrrecht der Palästinenserr, das sich so auswachsen würde wie die Forderungen der deutschen Heimatvertriebenen innerhalb von CDU/CSU und SPD), will die religiösterroristische Hamas einen Gottesstaat, der zumal ganz Palästina zurückerobern und Israel auslöschen will. Dass heutige Linke diese Sorte Hamas-Antizionismus unterstützen, läuft auf die Vernichtung Israels gedanklich raus, wenngleich die israelische Armee stark genug ist, solche Ansinnen ins Reich der Utopie zu verweisen. Aber diesen gedanklichen Antizionismusanspruch der Hamassympathisanten und ihrer Antizionisten in Linkspartei und bei der Rechten kann man durchaus als potentiell liquidatorisch und antisemitisch ansehen.Aber wie ist der Antizionismus der meist säkularen PLO- Unterstützer und sich auch als Antizionisten begreifenden Linken zu sehen?.Also zuerst einmal die Sicht der Linken der Vorzeit des Kalten Krieges. Für die Linke war Israel vor allem ein Bollwerk und Kettenhund des US-Imperialismus und da man den US-Kapitalismus als die entscheidende kapitalistische Macht ablehnte, dann auch all ihre Stellvertreter. Sei es nun die westgebundene  BRD (im Gegensatz zur kommunistischen DDR) oder Israel oder das US-gestützte wahhabitische Saudiarabien oder den Schah von Persien.Das war mehr antiimperialistisch gedacht, denn antisemitisch,ja auch antideutsch in gewissen Zügen.Dass man dabei alle Panarabisten, krude Araberregime und die PLO wie auch die Kurden in der Türkei (nicht im Saddam-Irak oder Assad-Syrien) unterstützte war da Ehrensache,Auch dass die letzten Reaktionäre wie Adenauer, Strauss oder Springer (BILD/Welt) Israeltreu wurden, war da Ansporn. Doch gleichzeitig muss man sehen, dass die Sowjetunion ja die sozialistuische Zionismusbewegung, wie auch den UN-Teilungsplan anfangs unterstützt hatte und erst davon abrückte, als ersichtlich wurde, dass Israel eher dem westlichen Block zugeordnet werden konnte.Es war also nie eine Frage des Antisemitismus, sondern der Blockzugehörigkeit.

 

Die Frage heutezutage ist eher nach dem Kalten Krieg, was man unter Zionismus versteht. Meiner Ansicht nach kann ich einen Zionismus unterstützen, der sich auf die Grenzen vor 1967 beschränkt, zumal mit einer schlagkräftigen Armee und über 200 Atomwaffen.Was ich ablehne sind die expansionistischen Siedlungsbauten, die eine Zweistaatenlösung verunmöglichen und zum anderen den säkularen und demokratischen Charakter Israels immer mehr infrage stellen, durch religiöse und rechtsradikale Siedler.Es gibt also verschiedene Vorstellungen darüber, was Zionismus bdeutet; Eine Heimat für die Juden, in dem sie sicher und unhinterfragt leben können oder aber eben ein expansionistisches Projekt mittels Siedlungen, das den Charakter Israels verschlechtert und zumal den Palästinensern im Westjordanlan immer weiter die Existenzgrundlage beschneidet und eine Zwei-Staatenlösung verunmöglicht.Genauso wie man bei der Aussage „Der Islam gehört zu Deutschland“fragen muss: Welcher Islam, so muss man sich auch beim Zionismus fragen; Welcher Zionismus! Und umgekehrt fragt sich: Welche Sorte von Antizionismus!Man sollte klare konkrete politische Positionen diskutieren und nicht abstrakte Schablonen!

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