Zur Religion:“Was nicht funktioniert ist ein Monokulturalismus, der das Religiöse verbannen will“

Zur Religion:“Was nicht funktioniert ist ein Monokulturalismus, der das Religiöse verbannen will“

Der französisch-iranische Soziologen Farhad Khosrokhavar hat sich für einen gelasseneren Umgang mit den Religionen ausgesprochen: „Was nicht funktioniert ist ein Monokulturalismus, der das Religiöse verbannen will „. Der Laizismus Frankreichs biete kaum „Durchlässigkeit“ und diese betonte Trennung von Staat und Religion könnte auch negative Folgen haben In Frankreich existierten moderate, aber auch“sehr verbohrte Formen von Laizität. Aber es gibt hier eine Laizität, die selbst zur Religion geworden ist, die heiliggesprochen worden ist“. Ein Beleg dafür seien die zahlreichen Gesetze zu Kopftuch und Burka, die viele Muslime als Demütigung empfänden, „auch wegen des arabisch-jüdischen Kontextes, weil die Kippa keine Probleme macht, der Schleier schon“. Gesetze lösten indes keine Probleme wie etwa die Geringschätzung von Frauen durch arabische Männer. Dagegen könne nur eine Diversifikation der Bezirke“helfen.“In den Vorstädten häufen sich Arbeitslose, Ausgeschlossene, Salafisten, die dann meinen, da ihr Heil in einer Parallelgesellschaft finden zu können“.Diejenigen, die zu Terroristen würden, litten oftmals an Wahnvorstellungen. Die Verbindung zwischen Islam und den im Namen des Islam verübten Terrorakten sei „keine zufällige“: „Der Dschiohhadismus fußt auf einer radikalen, sehr realen Form des Islam“.Es handele sich jedoch um eine extremistische Form des Islam. Die „IS-Terrormiliz bezeichnete er als „Minimalreligiös“.

( Münchner Merkur vom 112.8.2016).

Da geht vieles durcheinander. Will der Soziologe sagen, dass der französische Laizismus der Grund für den Islamismus sei, weil sich Muslime gedemütigt und ausgeschlossen fühlten und daher zu Islamisten, letztendlich zu Terroristen werden müssten? Hätte man weniger Islamismus und Terrorismus, wenn Frankreich seinen Laizismus aufgebe? Soll der Staat die Trennung von der Religion aufgeben, damit er die Muslime beschwichtigt? Soll man etwas Scharia zulassen, damit dann keiner zum Terrorist wird? Und wo soll der Unterschied zwischem „verbohrten“, „extremen laizismus“ und „moderatem Laizismus“liegen? Ist ein Burkaverbot schon „extremer Laizismus“? Wieweit geht dann die Akzeptanz des Kopftuches und der Burka? Fördert es den Islamismus, wenn man diese in öffentlichen Räumen und Institutionen verbietet? Zudem, wenn er die Islamisten als „minimalreligiös“definiet, warum sollten dann Zugeständnisse des Staats bezüglich dieser Minimalreligiosität etwas bewirken, wenn es letztendlich gar nicht um Religion ginge? Unklar bleibt auch, ob er den Laizismus als solchen oder nur eine extreme Ausformung des Laizismus meint.Ob er den französischen Laizismus als solchen meint im Unterschied zu den weniger laizistischen Deutschland, wo die Trennung zwischen Staat und Religion nicht so prinzipiell ist.

Betrachtet man sich den Laizismus in Frankreich, so ist er vor allem das Produkt der französischen Revolution und der engen Verbindung zwischen katholischer Kirche mit dem König, dem die bürgerlichen Revolutionäre ein jähes und radikales Ende setzten. Adelige und Klerikale wurden einfach auf die Guillotine gestellt, die Kirchen blutig bekämpft und enteignet, der Terreur wütete. Robbiespierre führte auch einen eigenen nichtchristlichen Kalender ein und liess die Göttin der Vernunft anbeten, die Ratio und die bürgerlichen Ideale wurden über die Religion gestellt und sollten diese ersetzen durch eine Religion der menschlichen Vernunft. Napoleon drehte dann die Überreaktionen der Jakobiner wieder zurück und liess der Kirche und der Religion ihren eigenen Raum, führte den christlichen Kalender wieder ein,wenngleich eben am Laizismus und der Trennung von Staat und Kirche festgehalten wurde. Bei seiner Krönungzeremonie als Kaiser des Volkes lud er zwar den Papst ein, dieser durfte aber nur in einer Nebenrolle fungieren, was in damaligen europäischen Monarchien als Fauxpais und Demütigung der Verbindung zwischen gottesbestimmten Monarchen und Kirche gesehen wurde.

In Deutschland hingegen scheiterte die bürgerliche Revolution. Bismarck stellte sich zwar gegen die katholische Kirche und ihre Zentrumspartei, aber nicht aus Gründen der Areligiosität, sondern weil er sie als internationalistisch sah, zudem als Habsburgverdächtig, die mehr dem Papst und Kräften jenseits der Alpen gehorche und nicht dem vor allem protestantisch-preußischem Nationalstaat, den Hegel dann in seinen Schriften als kommenden Führungsstaat des Weltgeistes hochschrieb. Aber schon bald verbündete sich Bismarck wieder mit der katholischen Kirche und setzte sie gegen die Arbeiterbewegung, den atheistischen Marxismus und die Sozialdemokratie ein. Die Verbindung Kirche, Religion und Kaiser blieben bis zum Ersten Weltkrieg erhalten und auch in der Weimarer Republik gab es zwar offiziell die Trennung von Staat und Religion, aber eben auch die katholische Zentrumspartei, wie auch Parteien und Religion eng verwoben blieben.Selbst Hitler griff die deutschen Kirchen nicht frontal an, sondern band diese mittels des Konkordats ala Mussolini ein, zumal auch Franco, Salazar  und Mussolini eng mit der katholischen Kirche zusammenarbeiteten. Zwar gab es Versuche der Nationalsozialisten ein deutsches Christentum zu etablieren und die neopaganen und neoheidnischen Religionsversuche der SS unter Himmler, aber dies setzte sich nie durch. Im Kalten Krieg betonte dann die CDU unter dem Katholiken Adenauer das Christentum als Bollwerk gegen den Bolschewismus und erfolgte erst mit den 68ern eine Infragestellung der Religion und des Nationalsozialismus. In Deutschland blieb die Trennung zwischen Religion und Staat nie so konsequent wie in Frankreich, da der Staat die Kirchensteuer einsammelt, Religionsunterricht als Pflichtfach eingerichtet hat, christliche Vereine fördert , der Kirche ine begrenzte Eigenjustiz beim Arbeitsrecht zugesteht und auch zwischen Politik und Kirchen ein enger Zusammenhang besteht, sei es nun die Pfarrerstochter Merkel, der Pfarrer Gauck, ein Günther Beckstein und Göring Eckhardt im protestantischen EKD-Zentralbüro, wie auch sich eine Partei wie die CDU/CSU christlich nennt, während man in Frankreich Republikaner oder Gaullist ist. Mit Ausnahme der CDU/CSU und der Christdemokraten in Italien benannten die meisten westlichen konservativen Parteien sich nicht als christliche Parteien,

Wie dem auch sei, die Frage ist prinzipiell, wie man mit Religion umgeht und was Religion eigentlich bedeutet und worin ihre Gefahr liegen soll. Obwohl ich nicht alle Kritik des franzöisch-iranischen Soziologen am französischem Laizismus teile, so möchte ich doch auf seine zentrale These eingehen: „“Was nicht funktioniert ist ein Monokulturalismus, der das Religiöse verbannen will „. Für aufgeklärte Menschen ist klar, dass sie eine kritische Einstellung zur Religion haben. Die Geschichte der Religionen ist blutgetränkt. Die Religion wird als Aberglauben angesehen, als Projektion des Menschen, als fanatischer Irrglaube, der Kreuzzüge, Kolonialismus und Hexenverbrennungen möglich machte, das Mittelalter bestimmte, Religionskriege hervorbrachte, bei denen allein Deutschland 1/3 der Bevölkerung infolge des Krieges zwischen Katholiken und Proitestanten ermordet wurde und Religion eine Unterdrückungsideologie war, die die Reichen, Mächtigen und Herrschenden begünstigte und die Untertanen verdummte, sowie jeglichen wissenschaftlichen und menschlichen Fortschritt unterdrückte. Das alles ist richtig, dennoch fragt sich, warum immer noch Milliarden von Menschen einer Religion angehören und nicht von dieser ablassen wollen.

Meine persönliche Theorie ist, dass alle Religionen einen gemeinsamen Ursprung haben: Die Todesangst und die Lebensenergie zugleich. Kein Mensch will sich damit abfinden, dass er sterben muss, dass seine Liebsten wegsterben, jeder hält sich für ewig und möchte den Gedanken einer Vergänglichkeit und Endlichkeit neutralisieren.Diesselbe vitalistische Lebenskraft, die uns für besonders, unzerstörbar, ewig hält sorgt dafür, dass wir uns mit unserem Ende oder dem Ende geliebter Menschen nicht abfinden wollen. Lebensenergie und Todesangst zugleich erzeugen hierbei die Religion, deren wesentlicher Narrativ ist, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, dass alles unendlich und ewig ist, es letztendlich kein Tod ist und es keinen Tod gibt, nur ein kurzes Sterben und Ableben, das dann seine Weiterexistenz in einem Danach findet.. So bei den Christentum und Islam, dann als Seele, die ins Paradies oder die Hölle überwechselt, aber weiterexistiert, sei es im Hinduismus und Buddhismus und der Idee der Wiedergeburt, sei es in dem Geister- und Ahnenglauben anderer asiatischer Gesellschaften von Japan, China bis Vietnam.

Das ist, was ich den biologischen Kern der Religion, der ihr zugrunde liegt und unauslöschlich ist, nenne.Das heißt nicht, dass deswegen alle Menschen zur Neutralisierung ihrer Endlichkeitsängste zur Religion greifen, aber eben zu neuen Formen der Religion. Wissenschaftlich gebildete Menschen neigen dann eher der Lebensverlängerung mit allen verzweifelten Mitteln zu, werden Gesundheitsfanatiker,die sich in Fitnessstudios abquälen wie die Selbstgeißler des Mittelalters, andere lassen sich einfrieren in der Hoffnung, eines Tages mittels einer neuen Technologie geheilt zu werden und weiterleben zu können. Aber hier bleibt das Leben nur verlängert, aber eben nicht wie bei der Religion verewigt. Die neueste Variante für säkulare Wissenschaftsgläubige ist der Transhumansimsu eines Ray Kurzweils aus dem Silicon Valleys, der unter anderem unseren Hirnspeicher als neurobiologischen Avatar mittels genug Kapazität von Supercomputern in eine virtuell-ewige Existenz speichern und weiterleben lassen will nach dem Tod. Der virtuelle Avatar als neue Seele, die auf Mikrochips und Neurochips im ewigen Cyberspace weiterlebt.

Als selbst säkularer, aufgeklärter, wissenschaftlich gebildeter Mensch ertappe ich mich nach dem Tod meines Vaters dabei, wie ich seinen Tod nicht akzeptieren will, mir vorstelle, dass, wenn ich an ihn denke und an unsere gemeinsamen Zeiten zurückdenke, wir vereinigt in einem Gedankenraum zusammenkommen.Ebenso erinnert mich sein Tod auch an meinen kommenden Tod und ich stelle mir da lieber vor, dass wir da in einem anderen Universum oder einer anderen Welt zusammenkommen und wiedervereinigt werden. Für wissenschaftlich und aufgeklärte Menschen gibt es dann auch rationale Religionsvorstellungen. Als ich letztens eine Dokumentation über die Stringtheorie sah, dass es demnach auch 11-dimensionale Räume gebe und ein Wesen der 4-dimensionalen Ebene ein Wesen der 5- oder mehrdimensionalen Ebene nicht wahrnehmen könne, kam in mir die Hoffnung auf, dass man nach dem Tod zu einem mehrdimensionalem Wesen werde und in einem der vielen Paralleluniversen wieder mit seinem geliebten Vater oder sonstig Verstorbenen zusammenkomme, auch wenn unsere irdische Welt dies nicht wahrnehmen könne. Mein Verstand sagt mir, dass mir hier die Emotion einen Streich spielt und sich eine Wunschvorstellung konstruiert, aber die Emotion sagt meinem Verstand, dass es zur Angstvermeidung besser ist, solche Vorstellungen zuzulassen.

Aber umgekehrt bin ich gerade aus der katholischen Kirche ausgetreten also vielleicht etwas spiritueller aber nicht religiöser geworden, zudem sehe ich, dass sich die meisten Menschen über den Tod überhaupt keine Gedanken machen, sondern ihr Leben geniessen oder vor sich hinleben oder sich in den Konsum und ins Nachtleben und den Hedonismus stürzen, Workoholics oder Sexoholics oder Alkoholics werden, weil das Leben so schön ist und man soviel Lebensenergie hat und bei diesen zahlreichen irdischen Ventilierungen gar keine Gedanken an den Tod aufkommen, bis er nicht selbst auf irgendeine Form ins eigene Lebensfeld tritt und einem der eigenen Vergänglichkeit bewusst werden lässt. Dies dürfte eben in Agrargesellschaften, die noch immer mehr von Naturkatastrophen, mangelnder Zivilisation, Gesundheitsversorgung, Infrastruktur, fehlender Bildung, Krankheiten, Seuchen und Kriegen gekennzeichnet sind eher der Fall sein, weswegen dort eben eine Tendenz herrschen dürfte religiös zu sein, während dies in industrualisierten Staaten mit Ausnahme der USA , wo die Evangelikalen wie auch in Asien, Afrika und Latienamerika Zulauf haben, rückläufig ist.

Wenn ich sage, dass der Tod und die Lebensenergie der biologische Kern der Religion ist, so bedeutet dies nicht, dass es nicht auch andere Gründe gebe, die Leute zur Religion treiben. Dazu gehören unterhalb der für jedes Lebewesen gleichsam geltenden Existenz des eigenen Todes und der Angst davor, persönliche und gesellschaftliche Krisen,die Frage der Solidarität ud Gemeinschaft, die einem Schutz liefern soll, wie auch eine Gesellschaft stabil erscheinen lassen soll.Viele Menschen entscheiden sich für Religion, weil sie hier eine solidarische Gemeinschaft der Nächstenliebe und karkativen Hilfe erleben, zumal auch in Ländern, wo Armut herrscht und es keinen Sozialstaat gibt, sonder dieser durch wohltätige religiöse Stiftungen ersetzt wird, die von Krankenhäusern bis Armenspeisung, Katastrophenhilfe bis zur Seelsorge alles unterhalten.

Desweiteren gibt es dann auch noch für tiefergründige Gemüter die Frage: Woher komme ich, das Universum, was ist der Sinn des Lebens? Es gibt durchaus auch Menschen, die keine unmittelbare Todesangst haben, sondern voll im Leben stehen, lebensfreudig sind, aber an den gesellschaftlichen Verhältnissen verzweifeln, denen sie mangelnde Gerechtigkeit vorwerfen oder aber Leute, die sich schon immer gefragt haben, woher alles kommt, weswegen man eigentlich ist, wozu und was der Sinn des Lebens sei, insofern man die Frage nach dem einen und alleinigen Sinn des Lebens nicht für eine grundsätzlich blöde Frage hält.

Dies sind die wesentlichen irdischen Fragen von suchenden oder irritierten Menschen, die aufgrund persönlicher oder gesellschaftlicher Probleme existieren und nun von der Religion und den Klerikern instrumentalisert werden, um ihre eigene Herrschaft als Kompass durchs Leben und den Tod zu legitimieren. Hier beginnt der eigentlich verwerfliche Charakter der Religion und der Kleriker, dass sie eben nicht nur Tröster sind, nicht nur die Todesangst versuchen durch die Behauptung eines ewigen Lebens zu neutralisieren, sondern die jenseitige Ordnung und die Inasusichtstellung deren an die Befolgung von ihnen definierten weltlichen Gesetzen und Regeln monopolisieren wollen, die sich zumal noch aus Vorsatellungen vormoderner Gesellschaften speisen. Das Paradies oder die Hölle, das Karma, die Wiedergeburt als Wurm oder Mitglied einer höheren Kaste, die Heimsuchung durch die Geister der Vorfahren oder nicht wird an das weltliche Verhalten gebunden, das von den Religionsführern auferlegten weltlichen Regeln abhängig gemacht wird, die sie als Herrscher über Sinn und Ausgestaltung des Lebens, der Individuen, der Gesellschaft und auch des Staats legitimieren soll. Diese erklären dann alle Krisenerscheinungen der Moderne und der Globalsierung, des Kapitalismus und seiner Nationalstaaten, alle persönlichen oder gesellschaftlichen Probleme als Ausdruck eines Abfallens vom Glauben, den sie alleinglücklichmachend definieren sich anmassen, als Abfall von Gott und gottgefälligem Leben, als Abfall von Bibel, Koran, dem Glauben schlechthin.Weswegen sie eine Rückbesinnung auf religiöse Werte oder Gesellschaften als Weg zu einer neuen Weltordnung sehen. Eine Renaissance der Religion wollen sie alle—von der Käßmann bis zum IS. Aber schon dies zeigt, dass man es mit völlig unterschiedlichen Formen von Religion zu tun hat und daher die grundsätzliche Skepsis gegenüber der Religion differenzieren muss. Denn es ist wohl klar, dass eine Margot Käßmann mit ihrer Hoffnung, dass nun alle Deutschen wackere Protestanten würden deswegen nicht IS-mäßige Religiöse würden. Also wie jeder weiß, bestehen auch zwischen Religionen riesige Unterschiede, aber auch innerhalb der Religionen. Zwischen einem Sufi und einem Muslimbruder oder IS gibt es soviel Unterschied wie zwischen einer Margot Käßmann und einem Opus Dei , einem christlich- fundamentalistischen Evangelikalen oder einer Army of the Lord.Bei einer Margot Käßmann wäre man sich relativ auch sicher, wenn man die Trennung Staat und Religion aufheben würde,kein Gottesstatt herauskommen würde, der Völkermord, Minderheitenunterdrückung,Rassismus, Nationalismus,Religionskriege etc. verfolgen würde, man müsste eher die Auflösung des Staates aufgrund christlicher Nächstenliebe befürchten.

Wie Papst Franziskus richtig sagte: „Extremismus gibt es in allen Religionen“. Damit wollte er umgekehrt sagen, dass Religion an sich nicht extremitisch ist. Dazu ist zu sagen: Wenn nicht extremistisch, so aber sturzkonservativ—mit Ausnahme vielleicht des europäischen Christentums, das mehr säkularisiert ist in Westeuropa, aber schon in Osteuropa nicht mehr. Man sollte sehen, dass die Religion in Europa durch die bürgerlichen Revolutionen und die Säkularisation sowie den wissenschaftlichen Fortschritt verhausschweint, domestitiziert wurde. Zum zweiten ist schon zu sagen, dass der Islamismus die breiteste radikale Bewegung einer Religion, des Islam ist, den es in dieser Form nur begrenzt in anderen Kulturkreisen gibt. Aber auch der als friedfertige Buddhismus lebt vom Image des tibetischen Buddhismus des Dalai Lamas, der auf seine Grenzen in den nationalistisch-buddhistischen Mönchen in Myanmar stösst, die zum Völkermord und zu Pogromen gegen muslimische Minderheiten aufrufen und als Hassprediger auftreten. Oder in der manichäistischen Falungong-Massensekte Chinas, die eine eigene neoreligiöse Diktatur anstatt der säkular-kommunitischen KP China errichten will.Auch der Hindufundamentalismus der indischen BJP, die Christenklöster und Moslemmoscheen abbrennen lässt und zu Pogromen aufruft, lässt auch kein Vertrauen aufkommen in eine Zügelung der Religion. Auch die Rolle der orthodoxen Kirche in Russland und Serbien, die sich mit Diktatoren wie Putin zusammenschließt oder zu Pogromen gegen Schwulenparaden in Belgrad aufruft, sind weitere Beispiele, wie wenig harmlos Religion ist und wie autoritäre, ja auch semifaschistische Diktaturen da die Verbindung zu den reaktionären Gesellschaftsvorstellungen der meisten konservativen Kleriker suchen.Dann auch noch die 80 Millionen US-Evangelikalen, die zu ¾ fundamentalchristlich und fanatisch sind, auch wenn ein liberaler evangelikaler Lebensphilosoph wie Rick Warren als Feigenblatt die Einführungsrede bei Obama gehalten haben mag, zudem sich der Evangelikalismus auch über Asien, Afrika und Lateinamerika immer weiter verbreitet.Es gibt also mehr als genug Gründe die Religion zu bekämpfen, sie zu beschneiden, sie zu domestizierenals ihr zu vertrauen. Von daher spricht der französisch-iranische Soziologe vielleicht speziell vom französischen Laizismus. Aber dass es in Frankreich nicht genug Toleranz gegenüber der Religion gäbe, dürfte einfach Blödsinn sein. Die Religionen haben da jede Freiheit, aber eben nicht unbegrenzt. Und auch Deutschland fragt sich inzwischen, ob man Kopftuchrichterinnen akzeptiert oder leiber die Neutralöitätspflicht der Gerichte vor die Religionsfreiheit stellt. Das Burkaverbot wird in der Schweiz problemlos durchgesetzt, ja selbst arabische Touristinnen akzpetieren dies.

„Was nicht funktioniert ist ein Monokulturalismus, der das Religiöse verbannen will „Tut dies der Laizismus Frankreichs denn? Es gibt Aufmärsche hunderttausender französischer Katholiken mit Unterstützung des Front National gegen die Homoehe. In Frankreich kann jede muslimsche Gemeinde bestehen und hat Entfaltungsmöglichkeiten, aber der französische Staat achtet eben darauf, dass die Religion begrenzt bleibt.Hat denn der französische Laizismus jemals Religionsverfolgung kommunistischer oder jakobinischer Art wiederholt, wo Kleriker massenhaft exekutiert, verhaftet, in Arbeitslager eingesperrt werden, die Kirchen niedergebrannt oder geschlossen werden? Zumal die kommunistischen Staaten ja auch sehen, das religionsfreie- säkulare Gesellschaften auch recht brutale Massenmordgesellschaften sein können von Stalin bis Pol Pot, Kim Yongun oder Mao. Also die Welt auch ohne Religion immer noch brutal genug sein kann und andere Ideologien des Säkularismus wie Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot, Ghaddafi, Saddam Hussein, Assad auch nicht die bessere Welt sind, weil sie die Religion zurückdrängten. Denn gerade in diesen Ländern kommen nun die religiösen Bewegungen nach Wegfall der säkularen Diktatoren als neue Karft auf die islamistische Dikaturen erichten wollen.Nordkorea ist der bei weitesem religionsfreieste Staat der Welt, aber ist er deswegen ein besserer Staat. Also diese vereinfachenden Diskussionen, die Religion für alles Schlechte in der Welt verantwortlich zu machen, wie umgekehrt die Religion zu verharmlosen, ist da nicht zielführend. Religion wird man nicht ausrotten können, da sie zum einen einen biologisch-existientialistcieh Grundkern der Todesangst und der Lebensfreude hat, zudem auch für viele Menschen Sinnstifter ist.. Man muss sie domestizieren und einbinden und religiöse Vertreter fördern, die eine gemäßigte Form ihrer jeweiligen Religion vertreten und popularisieren.

Nun könnte abschließen noch jemand sagen, dass es Gott nicht gibt und man deswegen alle Religionen rational ad absurdum führen könnte. Doch es gibt keine Definition von Gott, außer eben dem Schöpfer, die überhaupt widerlegt werden könnte und zudem glaubten selbst solche Naturwissenschaftler wie Einstein oder Heissenberg an einen Gott, der das ganze Universum geschaffen habe. Ob man nun von Naturgesetzen oder Gott, von intelligent design oder kosmologischen Zufall gelkeitet von Naturgesetzen spricht, bleibt sich da letztendlich gleich und da bleibt auch die ewige Frage, was vor dem Urknall, dem Big Bang war. Stephen Hawking versuchte Gott dadurch zu widerlegen, dass er den Urknall als Singularität und schwarzes Loch darstellt, in dem es keine Zeit gibt, womit er uns sagen will: Es gibt im schwarzen Loch kein Zuvor und kein Danach, es gibt keine Zeit, also gibt es auch keinen Schöpfer oder Gott. Dies wird einem von naturwissenschaftlicher Seite noch als brilliantester Gegenbeweis von Gott aufgetischt, wobei eben immer noch die Frage bleibt, ob man die Zeit so auslöschen kann oder ob in einem Schwarzen Loch dann eben nicht andere Dimensionen bestehen, die eine Selbstdynamik in Gang setzen, die eben zu einem Urknall führen oder wobei es auch ein Zuvor vor dem Urknall gegeben haben kann, vielleicht dann eben nicht auf einer zeitlichen Achse, aber einer anderen Dimension. Also selbst säkular-naturwisenschaftlichen Menschen erscheint Stephen Hawkings Gottesgegenbeweis da als sehr brüchig. Aber soweit gehen normal religiöse Menschen gar nicht und auch keinen IS-Kämpfer oder Muslimbruder hat jemals interessiert, was ein Stepohen Hawking denkt.Von daher wäre es ein Irrglauben, einem Religiösen nur mittels der aufklärerischen Kraft rationaler Argumente kommen zu können.

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