Rock am Ring–Rock gegen Dschihad? Wie die Rechte den Islamismus nutzen möchte

Rock am Ring–Rock gegen Dschihad? Wie die Rechte den Islamismus nutzen möchte

In der Vergangenheit gab es die Bewegung „Rock gegen rechts“. Von daher wäre ein „Rock gegen Dschihad“oder „Rock gegen islamistischen und deutschen Extremismus“ vielleicht ebenso eine Idee.  Der rechtsradikale COMPACT-Herausgeber Jürgen Elsässer hat nun einen offenen Brief an den Veranstalter von „Rock am Ring“ publiziert, um diesen für die Idee eines „Rock gegen Dschihad“ zu erwärmen, bei dem er solche nationalistischen, sich teutonisch-martialisch gebärdenen oder deutschtümelnden Gruppen wie Rammstein, Freiwild, Andreas Gabalier und Xavier Naidoo auftreten lassen möchte–O-Ton:

„Offener Brief an „Rock am Ring“-Veranstalter Marek #Lieberberg

Sehr geehrter Herr Lieberberg,

mit Ihren Worten nach den Terrordrohungen gegen „Rock am Ring“ sprachen Sie Millionen Deutschen aus der Seele:

„Es muss Schluss sein mit ‚This is not my islam‘ (…). Ich möchte endlich mal Demos sehen, die sich gegen diese Gewalttäter richten.  Ich habe bisher noch keine Moslems gesehen, die zu Zehntausenden auf die Straße gegangen sind und gesagt haben ‚Was macht ihr da eigentlich?‘. Und ich möchte haben, dass in dem Land etwas geschieht. Dass Gefährder beispielsweise auch festgenommen werden (…).“

Ist es nicht bezeichnend, dass kein Politiker – außer der AfD – Sie in diesem Wutausbruch unterstützt hat? Ist es nicht bezeichnend, dass einen Tag später der Islam-Terror, vor dem die Fans bei „Rock am Ring“ verschont wurden, in London zugeschlagen hat – mit einem Massenschlachten an friedlichen Partygängern? Haben Sie die heuchlerischen Beileidsbekundungen von Merkel&Co. gelesen

Ein Mann wie Sie hat es in der Hand, jetzt ein Signal zu setzen: Organisieren Sie ein „Rock gegen Dschihad“-Konzert! Hunderttausende werden kommen! Sprechen Sie Rammstein an, die kommen, die sind eh sauer, weil ihr Auftritt am Freitag ausfallen musste. Andras Gabalier und Frei.Wild werden auch kommen! Sprechen Sie auch den Mann an, der auf der Titelseite der aktuellen COMPACT-Ausgabe ist, Xavier Naidoo.

Natürlich: Campino, diese tote Hose aus dem Merkel-Stall, wird nicht kommen. Aber, Hand aufs Herz, wer braucht in dieser Situation der Bedrohung einen Islam-Versteher?

Islamisierung tötet. Sie gehören zu den Mutigen, die das erkannt haben und auch öffentlich aussprechen. Ich bitte Sie: Helfen Sie uns, etwas gegen diese mörderische „Religion des Friedens“ zu tun. Setzen Sie ein Zeichen, das Millionen unterstützen werden!

Herzlich,

Jürgen Elsässer, Chefredakteur COMPACT-Magazin“

Statt „#RockamRing“ muss es jetzt ein „Rock gegen Dschihad“-Festival geben!

Elsässer möchte hier ein nationalistisches Rockkonzert gegen Islamisierung und Muslime veranstalten, um eine deutsche Volksgemeinschaft herzustellen. Beteiligung von Muslimen oder türkischen, arabischen oder sonstigen „muslimischen Gruppen“ und Personen wird folgerichtig gar nicht angedacht.Während es  Lieberberg vor allem darum geht, dass sich auch sogenannte Muslime öffentlich und massenhaft gegen den Terror distanzieren und ein Zeichen setzen, geht es Elsässer und der Rechten darum, dass diese eine primär reine deutsche Veranstaltung mit vielleicht dem oder der einen oder anderen nationalistisch- und/oder verschwörungstheoretischdenkenden Querfront-Alibi-Deutschen mit Migrationshintergrund ala Xavier Naidoo zur Herstellung der deutschen Volksgemeinschaft gegen Muslime werden solle.

Grundsätzlich wäre ein „Rock gegen Dschihad und Islamismus“ eigentlich eine gute Idee, die auch ein linker Counterjihad begrüssen könnte. Das Hauptargument, dass man die Islamisten nicht provozieren wolle und sich als Anschlagsziel anbiete ist entgegenzuhalten, dass die Islamisten generell jede Massenveranstaltung im Visier haben. Auch solche unpolitischen Konzerte wie das von Ariane Grande in Manchester oder das am Bataclan wurden Ziel eines Anschlags.Elsässers offener Brief wird freilich unbeantwortet bleiben und das weiß dieser selbst, weswegen er auch mehr für die homeconsumption seiner Leser geschrieben wurde–zum einen da Lieberberg sich nicht vor den Karren eines islamophoben Rechtsradikalen spannen lassen möchte, zum anderen weil auch eine gewisse Feigheit vorhanden ist und man lieber unpolitisch bleibt, wie auch dann die Besucher möglicherweise ausbleiben würden und dies ein schlechtes Geschäft wäre.Musik soll dann doch lieber der Unterhaltung dienen und sich politischer Statements bezüglich des Islamismus enthalten. Nützen wird es nicht viel, denn Konzerte werden von Islamisten generell schon als potentielle Anschlagsziele gesehen, ob nun politisch oder unpolitisch, da auch reine Unterhaltungskonzerte als westliche Dekadenz aufgefasst werden, die es auszulöschen gelte.

In dieser Denke sind allerdings die Islamisten und Dschihhaddisten sehr wesensverwandt mit der deutschen Rechten, die etwa Eva Hermann hypte, als sie angesichts der Toten auf der Loveparade in Duisburg als einem biblischen Sodom und Gomorrha und von einer Strafe Gottes, bzw. des „Eingreifens ganz anderer Mächte“ sprach und dies als Ergebnis liberalen Hedonismus der versifften und verkifften Generation, die Opfer der 68er Bewegung sei, darstellte-so schreibt der Blog Scienceblog:

„Eva Herman kommentiert: Ist Gott an den Toten der „Love Parade” schuld?

Unter dem Titel „Sex-und Drogenorgie Loveparade: Zahlreiche Tote bei Sodom und Gomorrha in Duisburg” hat die frühere Tagesschau-Sprecherin Eva Herman heute auf der Internetseite ihres merkwürdigen „Kopp-Verlages” mit seinen Verschwörungsautoren die fürchterlichen Geschehnisse der gestrigen „Love Parade” kommentiert.

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Vor kurzem veröffentlichte Eva Herman ihr neues Buch im auf Verschwörungstheorien spezialisierten Kopp-Verlag.

Dabei greift sie nicht nur Bundespräsident Christian Wulff für seine Anteilnahme und Beileidsbekundungen an, sondern schiebt auch den „Achtundsechszigern” die Schuld für das Unglück zu, das ihrer Meinung nach von anderen Mächten ausgelöst worden sein könnte. Wen meint sie damit? In der Vergangenheit war Herman dadurch aufgefallen, dass sie sich missverständlich zur deutschen Geschichte äußerte.

Unser Mitgefühl sollte den Toten, Verletzten und ihren Familien gelten. Verschwörungstheorien oder politische Schuldzuweisungen sind völlig fehl am Platz!

Weitere Zitate aus dem Beitrag Eva Hermans:

„Die unheilvollen Auswüchse der Jetztzeit sind, bei Licht betrachtet, vor allem das Ergebnis der Achtundsechziger, die die Gesellschaft »befreit« haben von allen Zwängen und Regeln, welche das »Individuum doch nur einengen«. Wer sich betrunken und mit Drogen vollgedröhnt die Kleider vom Leib reißt, wer die letzten Anstandsrnormen feiernd und tanzend einstürzen lässt, und wer dafür auch noch von den Trägern der Gesellschaft unterstützt wird, der ist nicht weit vom Abgrund entfernt. Die Achtundsechziger haben ganze Arbeit geleistet!”

„Für die Zukunft wurden jedoch Weichen gestellt: Denn das amtliche Ende der »geilsten Party der Welt«, der Loveparade, dürfte mit dem gestrigen Tag besiegelt worden sein! Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen! Grauenhaft allerdings, dass es erst zu einem solchen Unglück kommen musste.”

Auf der Internetseite des KOPP-Verlages liest Eva Herman übrigens regelmäßig “Fernsehnachrichten” im Stile der Tagesschau, die den Zuschauern “die Augen öffnen” sollen. Dabei handelt es sich zum größten Teil um Werbung für den Verschwörungs-Verlag“

http://scienceblogs.de/zeittaucher/2010/07/25/eva-hermann-kommentiert-ist-gott-an-den-toten-der-love-parade-schuld/

Bezeichnend, dass die 1,4 Millionen Besucher der Loveparade durchgehend als homogener vollbesoffener und drogenbedröhnter Einheitsblock dargestellt wird, der öffentlich nur wild und FKK-mäßig rumvögelt  (was ja sehr einfach ist innerhalb solcher Massen und in diesen Ausmassen noch nie gesehen wurde). Hier wird die Loveparade als heidnisch-spätrömisch-dekadente Massenorgie von entmenschlichten Tieren ohne jede Moral und Scham und Verstand dargestellt, die bei Ausübung ihrer teuflisch-animalischen Triebe wie beim multikulturellen Turmbau zu Babel Sodom und Gomorrha veranstalten und dementsprechend ihre gottesgerechte Strafe, den Tod, erhalten.Mag man auch kein Fan von hedonistischen Massenevents sein, so würde Eva Hermann und der Rechten doch niemals eine derartige Kritik bezüglich nationalistischen oder lokalpatriotischen Fußballfans, deren Gewaltexzessen im und vor dem Stadion oder im Bierzelt und deren Bierkonsum einfallen und dies so verallgemeinern wie bei der Loveparade, sondern sie die Fußballmassenevents eher als Ausdruck eines christlichen Abendlandes und seiner deutschen Leitkultur feiern., wie ja solche Extremisten wie COMPACT-Elsässer auch die „Hooligans gegen Salafismus“(HoGeSA) als neue zu befürwortende Begleit-SA der Pegida und AfD begrüssen.

 

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