Die nächste Finanzkrise kommt bestimmt–Thema des G-20-Gipfels?

Die nächste Finanzkrise kommt bestimmt–Thema des G-20-Gipfels?

Heute gab mir ein Freund die heiß gehandelte DVD „The Forecaster“über eine kommende Finanzkrise von einem Martin Armstrong, der angeblich ein wissenschaftliches Modell, einen „Code“ entwickelt habe, um die Natur von Finanzkrisen vorherzusagen und all seine Prognosen wären bisher eingetroffen, weswegen er nun vom FBI als Vollstrecker des Finanzkapitals offiziell als Scharlatan verhaftet worden sein soll, damit man an seinen esoterisch-geheimen Prognosecode komme. Liest sich etwas wie der Da Vinci Code von Dan Brown in der Werbung zu der DVD und verleiht ihm den Nimbus eines Märtyrers gegen das allmächtige System. Einer, der die Wahrheit sagt, unterdrückt wird, wenngleich ein geheimer Code eher darauf hinweist, dass er die Methodologie und Quellen seines Wissens mit dem Rest der Unterdrückten nicht teilen will oder kann, weil dieses zu unfassbar und allumfassend, ja mächtig sei. Diese müssen sich damit abfinden, dass es sich um eine höhere Wahrheit handele, die man dem gemeinen Volk und dem Establishment nicht offenbaren dürfe und die der DVDkonsument ohne jegliche Begründung–außer des Verweises auf ein grottentiefes Gemeinschaftsfühlen um ein tieferes Geheimnis-  mal so unwidersprochen hinnehmen soll. Schon ein Schwachkopf, wer sich auf solch eine durchschaubare Masche einlässt und fern all jenen kritischen Denkens, das apostrophiert und angeblich nachgefragt wird von dieser Sorte Konsument.

Nun weiß ich nicht, ob es sich wiederum um eine jener inflationären verschwörungstheoretischen Marketingstrategien handelt, um einen Scharlatan zu hypen und dessen Auflage zu steigern, zumindestens wird diese DVD als Geheimtip gehandelt, die mal wieder unter dem Radar der Mainstreammedien bleibt und für alle Normalbürger ohne volkswirtschaftlichen Akademikerstatus, denen Marx und Keynes aufgrund neoliberaler Propaganda kein Begriff mehr sind ein leichtverständlicher Konsum sind. Die DVD ist eine Chronologie der Krisen seit 1989 mit der Erklärung, dass der Autor zu Erklärung dieser einen „Code“entwickelt habe, der so geheim sei, dass Finanzindustrie und Staatenwelt ein nationales Sicherheitsinteresse hätten herauszufinden, worin dieses Geheimnis bestehe. So geheim, dass er es dem geneigten DVD-Konsumenten nicht entschlüsseln kann und es daher bei der Aufzählung der Finanz- und Wirtschaftskrisen bleibt, deren innere Zusammenhänge wegen des Status als Betriebsgeheimnis keinem erklärt werden können. Er ähnelt so all jenen Ingenieuren, deren Patent zu einem Perpetuum mobile vom Patentamt abgelehnt wurden und sie sich dies nur wegen des verschworenen Wirkens der Ölmultis erklären können. Eigentlich eine recht billige Masche, um zu erklären, dass man keine systematische Erklärung für die Syptome des Kapitalismus und dessen Funktionsweise hat, womit Martin Armstrong vielen Volkswirtschaftlern ähnelt, da sie keine Erklärung haben, sondern all diese Krisen als Anormalitäten des Kapitalismus und seiner multifaktoriellen Zufälle erklären wollen. Konzentrieren wir uns also mal auf seine wesentliche Aussage und ob diese glaubwürdig ist oder nicht und die wäre: Die nächste Finanzkrise kommt und zwar schon bald.

Für Marxisten, die mal Das Kapital gelesen haben, ja selbst Keynesianern ist das Kommen einer neuen Finanzkrise keine sonderliche Überraschung, da Marx und Keynes eben darlegten, dass Wirtschaftskrisen und Finanzkrisen zu dem kapitalistischen Wirtschaftssystem so systemimmanent gehören, dass sie aufgrund der Veränderung der organischen Zusammensetzung des Kapitals und dem Gesetz von dem tendenziellen Fall der Profitrate oder der Keynesianische Liquiditätslücke in immer recht regelmäßigen Perioden auftreten, weswegen Marx eine proletarische Revolution, Keynes Reformen des Wirtschaftssystems und antizyklisches Gegenlenken des Staates empfahlen. Dazu braucht man keinen dubiosen Martin Armstrong, doch Marx gilt bei den Mainstreamapologeten des Kapitalismus ja ebenso als indiskutabel, Keynes als überholt, wenngleich sie zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommen: Selbst Volkswirtschaftler sprechen von den zyklischen Krisen und populärwissenschaftliche Autoren fassen dies unter dem Slogan „What goes up, must come down“zusammen–kurz: sie wissen, dass es keinen ewigen Boom gibt, sondern eben auch die Krise bis hin zum Crash kommt, können sich dies aber nur als Unfälle, Überregulierung durch den Staat, Zufälle,etc. erklären, nicht aber eben als Natur und Wirken des kapitalistischen Systems.Genauso wie die kommunistische Planwirtschaft zu Mangelwirtschaft und Unfreiheit führte, so eben der Kapitalismus zu solch historischen und wiederkehrenden Krisen wie den schwarzen Freitag 1929 oder eben die Finanzkrise 2008 mit all ihren politischen Implikationen wie dem Aufstieg nationalistischer, faschistischer oder islamistischer Extremisten bis hin zu Kriegen und gar zwei Weltkriegen. Zumindestens verdichten sich die Hinweise, dass eine baldige neue Finanzkrise sehr wahrscheinlich ist.

Zum einen warnt eine von der FAZ zur „Wirtschaftsweisen“ erkorene Ökonomin vor einer gigantischen Automobilkreditblase angesichts der hohen Privatverschuldung der US-Amerikaner in den USA, zumal auch die Trump-Administration und die Republikaner auf die Abschaffung des Dodd-Franks- Acts drängen, der unter Obama nach der Finanzkrise 2008 Regulierungen des Finanzsystems vorsah, die derartige Krisen eindämmen, wenn nicht gar verhindern sollten. Trump wiederum drängt mit seinen Wallstreetoligarchen in der Regierung und Unterstützung der Grand Old Party auf eine weitgehende Deregulierung des Bankensektors und wird neben der sich nun schon abzeichnenden Automobilkreditblase damit die Basis für eine neue Finanzkrise legen.Zu ersterem ist zu lesen:

„Die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel, 45, in Bonn lehrende Finanzökonomin, schlägt Alarm: In Amerika braut sich etwas zusammen, was gefährlich an die vor zehn Jahren aufziehende Finanzkrise erinnert, sagt die in Bankenpleiten und systemischen Risiken beschlagene Professorin: „Die Situation der Automobilkredite in den Vereinigten Staaten ist bedenklich und erinnert auf vielfache Weise an die Subprime-Immobilienkrise.“

Wer genau welchen Teil der Schuld trägt an der Finanzkrise 2007/08, darüber gehen die Ansichten auch zehn Jahre nach dem Unfall auseinander. Aber dass die staatlich gewollten, billigen Kredite für Immobilien eine maßgebliche Rolle spielen, darin sind sich die Gelehrten einig. Unstrittig ist ferner, dass es nie zweimal hintereinander an der selben Stelle kracht, wenn die Börsen beben. Das lehrt die Geschichte.

Markt ist kleiner als der Subprime-Immobilienmarkt

Den nächsten Gefahrenherd macht die Sachverständige Schnabel nun auf dem amerikanischen Automarkt aus und bringt dazu die Zahlen aus Autohäusern mit denen aus den Kreditabteilungen der Banken zusammen. Die wenigsten Leute nämlich kaufen sich ihren Wagen aus dem Ersparten, hierzulande so wenig wie in Amerika. „Die Autokredite weisen in den Vereinigten Staaten seit Jahren ein rasantes Wachstum auf“, sagt Schnabel. Gleichzeitig sind die Kreditstandards immer mehr gesenkt worden, die Banken wurden dank der von der Notenbank organisierten Geldschwemme immer freizügiger. „So wurden Kredite gegeben, deren Betrag nahezu dem Wert des Neuwagens entsprach“, erläutert Ökonomin Schnabel.

Da braucht es nicht viel, dass es während der Laufzeit des Kredites zu einer Unterdeckung kommt. Platzt aber das Darlehen, ist der Unfall passiert. Geschieht dies häufig, ist die Massenkarambolage komplett – mit unabsehbaren Folgen für den Bankensektor. „Inzwischen steigen die Kreditausfälle und die Preise für Gebrauchtwagen fallen“, warnt daher Isabel Schnabel. „Dies dürfte sich verschärfen, wenn immer mehr Schuldner ihre Autos verkaufen müssen. Die Verschuldung der amerikanischen Haushalte ist inzwischen höher als 2008.“

Im Bereich der Automobilkredite hat sich nach ihren Worten ein „Subprime-Markt“ gebildet, wie seinerzeit für die Häuser, die im Nachhinein als „Schrott-Immobilien“ in die Geschichte eingegangen sind. Nun droht sich das Spiel auf dem Automarkt zu wiederholen. „Pikanterweise spielt darin eine Tochtergesellschaft der spanischen Banco Santander eine wichtige Rolle“, sagt Isabel Schnabel. „Santander Consumer USA“ heißt jene Bank, die an vorderster Front mitmischt. Dass der Markt für Autokredite viel kleiner ist als damals der Subprime-Immobilienmarkt, sei nur ein schwacher Trost, meint die Bonner Ökonomin: „Globale Ansteckungseffekte lassen sich nicht ausschließen, zumal Verbriefungen auch im Bereich der Autokredite eine große Rolle spielen.“ All das, was seinerzeit, nach dem Kollaps der Lehman Bank, als Teufelszeug verdammt wurde, taucht wieder auf – nur dieses Mal im Automobilgeschäft in Amerika.“

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/anleihen-zinsen/f-a-s-exklusiv-wirtschaftsweise-warnt-vor-autoblase-15075605.html

In Europa wird die Verschuldung Griechenlands weiter zugeschüttet, ist keine wirtschaftliche Besserung in Sicht, wird inzwischen schon von einer kommenden Krise der italienischen Banken gesprochen und selbst Spaniens Bankensystem ist trotz der Santanderfusion immer noch Sorgenkind, wie nun auch spannend abgewartet wird, wie sich Frankreich unter Macron entwickelt.Zumal nun auch ein europäischer Finanzminister mit eigenem Budget diskutiert wird, wobei unklar bleibt, ob dieser dann Verwalter einer Transferunion oder einer Investitionsagentur werden soll oder beides. Inwieweit der kommende Brexit sich noch auf Euro- und Bankensytsem auswirken wird, ist ebenso eine offene Frage.

Inzwischen braut sich auch in China eine Finanzkrise zusammen. Zum einen die immer noch horrende Verschuldung der defizitären Staatsbetriebe, dann die riesigen Schulden der Lokalregierungen, das Ausufern der „dark banks“ , die immensen Kapitalkonzentrationen für die Fonds des Neuen Seidenstrassenprojekts, das bei Rückschlägen ebenso negative Wirkungen entfalten könnte und nun neuerdings  die Auslandsaufkäufe chinesischer Banken und Betriebe mittel ausländischem Kapitasl, das die chinesische Bankenaufsicht befürchten läßt, dass dadurch Vernetzungen entstehen könnten, die einen „Lehmanneffekt“ in Chinas Finanzsystem auslösen könnten. Deswegen werden nun 4 chinesische Betriebe und deren Beteiligungen auf den regulatorischen Prüfstand seitens der Bankenaufsicht durch die chinesische Regierung gestellt:

„Chinese authorities launch probe into financial system fearing “Lehman moment”

By Nick Beams
24 June 2017

China’s bank regulator has ordered a probe into some of the country’s largest overseas investors, citing the possibility of “systemic risk” to the entire financial network because of the practices investors have employed in acquiring assets.

The probe to be conducted by the China Banking Regulatory Commission (CBRC) is described as a “fact finding” mission. It will target the connections of Chinese banks to four companies: the property-entertainment giant Dalian Wanda, the consumer group Fosun International, the conglomerate HNA, all of which are listed firms, and the unlisted insurer Anbang.

According to one estimate, the four companies have been responsible for $56 billion in overseas deals during the past five years.

Their acquisitions include the purchase of New York’s Waldorf Astoria Hotel, the US cinema firm AMC Entertainment, the theatre production group Cirque du Soleil and a 10 percent share in Deutsche Bank.

The listed companies experienced a sell-off of their stocks and bonds on Friday, even as they sought to counter the effects of the investigation by issuing assurances that it was business as usual. Large state banks also declared they had no intention of cutting off funds to the companies involved.

A report in the Financial Times cited “people briefed on the investigation” who said the CBRC would examine “how and whether these companies used high-interest financial products and overseas loans for their buying spree, which took place largely outside the purview of Chinese regulators.”

The CBRC move comes after the detention earlier this month of Wu Xiaohui, the head of Anbang, over concerns about his purchases of overseas assets as regulators sought to control the outflow of capital from the country.

Speaking to journalists on Thursday, Liu Zhiqing, deputy head of the CBRC’s risk department, said the commission was concerned about “the systematic risk of some large enterprises” and that this risk could be transmitted to the financial system and other institutions, including smaller Chinese banks.

Liu declined to give specific details of the companies that were the focus of the investigation, saying only that the risks applied “broadly.”

Central bank governor Zhou Xiaochuan highlighted concerns over the stability of the financial system earlier this week. “The experience of the global financial crisis tells us that the first priority is to keep financial institutions healthy so that financial crises could be prevented,” he said. “We cannot tolerate phenomena such as heavy leverage, low capital and non-performing loans.”

The seriousness of the CBRC investigation was underscored by comments to the London-based Financial Times by Frederic Cho, the founder of a specialist China investment consultancy. “This is a thorough investigation into large groups with overseas investment exposure in order to prevent a ‘Lehman Brothers moment’ happening to the Chinese financial system,” he said.

Chinese financial authorities are fearful that a crisis or even bankruptcy of one or more of the country’s major overseas investors would cause enormous damage to the country’s financial reputation and severely affect the government’s drive to more closely integrate it into the global financial system.

CBRC chairman Guo Shuqing has vowed to clean up the Chinese banking and financial system. He was quoted earlier this year as saying he would resign “if the banking industry becomes a complete mess.”

There are major problems, however, associated with any financial cleanup. Banking and financial interests are closely intertwined with different and sometimes competing factions within the ruling Chinese Communist Party (CCP) regime that exercise considerable political and therefore economic influence.

There is also widespread concern about the rise of the considerable and largely unregulated shadow financial sector. Authorities would like to bring it under control, recognising the dangers it poses. However, at the same time, the regime relies on it to provide the finance for local government authorities and sustain economic growth.

The entire CCP regime lives in fear of a major economic crisis leading to a slowdown in growth or a recession because its sole source of political legitimacy rests upon its ability to sustain Chinese economic expansion.

The Beijing government hopes to be able to do that by having China recognised as part of the global financial system. But this goal depends on its ability to ensure that China is not regarded as a “wild financial East.”

While most Chinese overseas asset purchases are financed with loans from state reserves or with funds provided by Chinese and foreign banks, and are therefore subject to the purview of regulators, some companies use offshore financing and the issuing of financial products to get around state regulations.

HNA, one of the companies targeted in the investigation, is a case in point. It has purchased some $40 billion in overseas assets in the past two years, often by using the targeted company as collateral for overseas loans. This puts its deals outside the reach of the controls on capital flows and domestic bank loans.

International focus on the Chinese financial system also increased this week with the decision by MSCI, the most influential indexer of emerging market equities, to include Chinese A-shares in its main global indices.

By August 2018, Chinese stocks will make up 0.7 percent of the MSCI Emerging Market Index. While this is only small portion of the index, the changes are expected to lead to an inflow of $17 billion of foreign capital into Chinese equity markets. Much more could follow because the Chinese A-shares market is now the world’s second largest by capitalisation, only behind the US.

Goldman Sachs calculates that some $430 billion could flow into Chinese markets if China is fully included. For that to happen, however, MSCI will want to see sweeping changes in the Chinese financial system, including to address concerns about the suspensions of share trading and corporate governance, particularly of state-owned enterprises.

There are also worries about the often-murky connections between major Chinese companies and financial institutions and the shadow financial system, which has tripled in size over the past five years to be worth $9.4 trillion, or 87 percent of gross domestic product (GDP).

Another issue is the level of debt. China’s corporate sector is the most indebted in the world, owing an amount equivalent to 170 percent of GDP. Some of the 222 companies to be included in the MSCI index are among the most indebted. There are concerns that some would struggle to pay off their loans if the economy were to slow.

Chinese authorities welcomed the MSCI decision, seeing it as another lever to improve the regulatory regime of the financial system. But given the dependence of the economy on debt and the shadow financial system, the road of “reform” is fraught with contradictions and conflicts.“

https://www.wsws.org/en/articles/2017/06/24/chin-j24.html

Die Hauptgefahr für eine neue Finanzkrise geht scheinbar von den USA aus, dann von Europa und zum dritten von China, wobei China ja seinen Finanzmarkt noch recht gut reguliert- es bleibt abzuwarten, ob es dies auch noch nach dem 19. Parteitag der KP China weiterhin tun wird- während die USA neben der sich abzeichnenden Autokreditblase sich auch wieder im Bankensektot deregulieren wollen und den Rest der Welt ebenso zu Deregulierungen des Finanzsystems zugunsten der Wallstreet bewegen wollen. Interessant wird sein, ob die Gefahr einer neuen Finanzkrise überhaupt Thema des Hamburger G-20-Gipfel sein wird und falls ja, inwieweit die versammelten Staaten Gegenmaßnahmen ergreifen wollen, zumal die USA schon wie beim G-7-Gipfel und dem Pariser Klimaschutzabkommen da wieder der Totalausfall unter Trump sein dürften.

 

 

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