Jedes Jahr wieder: Stunk beim ESC-diesmal Belarus

Jedes Jahr wieder: Stunk beim ESC-diesmal Belarus

Wie schon desöfteren kommt es im Vorfeld des European Song Contest mal wieder zu Verstimmungen:

Belarus von Eurovision Song Contest ausgeschlossen

Die Band Galasy ZMesta sollte beim Eurovision Song Contest für Belarus ins Rennen gehen – und macht sich in Songtexten über Proteste gegen Staatschef Lukaschenko lustig. Die Europäische Rundfunkunion zog jetzt Konsequenzen.ist vom Eurovision Song Contest (ESC) im Mai ausgeschlossen worden. Das hat die Europäische Rundfunkunion entschieden, wie sie am Freitagabend mitteilte Auch das neu eingereichte Lied verstoße gegen die ESC-Regeln, die sicherstellten, »dass der Wettbewerb nicht instrumentalisiert oder in Verruf gebracht wird«. Die staatliche Rundfunkgesellschaft von Belarus habe es versäumt, »innerhalb der verlängerten Frist einen teilnahmeberechtigten Beitrag einzureichen«, hieß es.

Zuletzt war der Song »Ya Nauchu Tebya (I’ll Teach You)« der Band Galasy ZMesta eingereicht worden, die in der Vergangenheit Titel veröffentlicht hatte, die sich über die Proteste gegen den belarussischen Präsidenten Alecander Lukaschenko lustig machten. Der Beitrag, den der belarussische Sender BTRC ohne öffentliche Vorentscheidung eingereicht hatte, hat im Refrain Songzeilen, die sich in etwa so übersetzen lassen: »Ich werde dir beibringen, nach der Melodie zu tanzen (…). Ich werde dir beibringen, der Linie zu folgen. Du wirst zufrieden und mit allem glücklich sein.«

Die Wahl löste bei Oppositionellen Entrüstung aus, Kritiker befürchteten, dass ein Auftritt beim internationalen Wettbewerb mit diesem Song zu einer Rechtfertigung der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste gegen Lukaschenko nach der Wahl im August beitragen könne.

Die ESC-Organisatoren monierten bei diesem Lied, dass es in seiner jetzigen Form »den nichtpolitischen Charakter des Wettbewerbs infrage« stelle – und drohte mit Disqualifikation Belarus reichte nach der Kritik einen neuen Song der Band ein, der nun ebenfalls von den ESC-Verantwortlichen kassiert wurde.““

https://www.spiegel.de/kultur/musik/belarus-von-eurovision-song-contest-ausgeschlossen-a-ae9f28bc-4b8b-4c24-b539-4e4b0805c1f6

Nun ist es nicht das erste Mal, dass politische Differenzen zwischen west- und osteuropäischen Staaten für Stunk beim ESC sorgen oder unter östlichen Staaten untereinander. Schon bei dem Auftritt der Ukraine bemängelte Russland antirussische Hetze und ukrainischen Nationalismus, wie es auch schon Kontroversen um den Auftritt  der Travestiesängerin Conchita Wurst seitens Russlands und dem mehr machotesteronigen Ostblock gab,wobei dies dann als kulturelle Demarkationslinie und Wegscheide zwischen liberaler westlicher und illiberaler, konservativer östlicher Kulturkämpfer gedeutet wurde.

Conchita Wurst „ist das Ende Europas“

Veröffentlicht am 11.05.2014 Der Sieg des österreichischen TravestiekünstlersConchita Wurst  beim Eurovision Song Contest (ESC) veranlasst die russische Politik zu scharfen Verbalattacken auf den Westen des Kontinents.

Das Ergebnis zeige „Anhängern einer europäischen Integration, was sie dabei erwartet – ein Mädchen mit Bart“, schrieb Vizeregierungschef Dmitri Rogosin am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Der nationalistische Abgeordnete Wladimir Schirinowski sagte Europa gar den Untergang voraus.

„Unsere Empörung ist grenzenlos, das ist das Ende Europas“, sagte Schirinowski im russischen Fernsehen.

„Da unten gibt es keine Frauen und Männer mehr, sondern stattdessen ein Es“, ergänzte der Politiker und fügte hinzu: „Vor 50 Jahren hat die sowjetische Armee Österreich besetzt, es freizugeben war ein Fehler, wir hätten dort bleiben sollen.“

Er bezog sich auf die Besatzungszeit in Österreichs Osten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der 25-jährige Österreicher Tom Neuwirth hatte den ESC-Gesangswettbewerbin der Nacht zum Sonntag haushoch gewonnen. Insgesamt 290 Punkte erhielt er aus 32 der 37 teilnehmenden Staaten.

Auch aus Russland kamen fünf Punkte für ihn. Russland selbst landete nach den Niederlanden, Schweden, Armenien, Ungarn und der Ukraine auf Platz sieben.

https://www.welt.de/politik/ausland/article127888419/Conchita-Wurst-ist-das-Ende-Europas.html

„Auch wenn der Österreicher Tom Neuwrith alias Conchita Wurst schon im Vorfeld als einer der Favoriten gehandelt wurde, so war der Finalabend doch eine Überraschung: Conchita Wurst gewinnt den ESC 2014 haushoch, vor den Niederlanden, Schweden, Armenien, Ungarn, der Ukraine – und vor Russland. Dort sitzt der Stachel tief, die Reaktionen sind heftig. Das liegt nicht nur daran, dass die russischen Tolmachew Sistsers  während der Show Buh-Rufen ausgesetzt waren und sich mit einem siebten Platz zufrieden geben mussten, sondern vor allem daran, dass Conchita Wurst genau das verkörpert, wodurch sich russische Politiker provoziert fühlen: Eine Vermischung der Geschlechter und eine in Russland weitestgehend nicht akzeptierte Sexualität. Dementsprechend ausfällig werden russische Poltiker in ihrer Reaktion auf Conchitas Sieg: „Unsere Empörung ist grenzenlos, das ist das Ende Europas“, sagte der rechts-nationalistische LDPR-Abgeordnete Wladimir Schirinowski einen Tag nach dem Finale im russischen Fernsehen. „Da unten gibt es keine Frauen und Männer mehr, sondern stattdessen ein Es“, so Schirinowski weiter.

Der Chef der russischen Staatsbahn und Putin-Vertraute Wladimir Jakunin warnte davor, Russland westliche Werte aufzudrücken. Im Westen sei ein „vulgärer Ethno-Faschismus“ wieder in Mode. „Die antike Definition der Demokratie hatte nichts mit bärtigen Frauen zu tun, sondern die Demokratie ist die Herrschaft des Volkes“, so Jakunin.

Beim 59. Eurovision Song Contest in Kopenhagen ging die Österreicherin mit ihrem Song „Rise Like A Phoenix“ ins Rennen

Waleri Raschkin, Chef der Kommunistischen Partei, droht laut BILD/Interfax sogar mit dem Ausstieg Russlands aus dem Song Contest. Der Sieg von Conchita Wurst habe das Fass zum Überlaufen gebracht und es sei für Russland nun an der Zeit, den Wettbewerb zu verlassen. Die Geduld sei einfach erschöpft. „Wir müssen diesen Wettbewerb verlassen, wir können diesen endlosen Wahnsinn nicht tolerieren“, so der Politiker weiter. Seine Alternative: Eine familiäre Veranstaltung, für die er auch schon einen Namen hat: „Voice of Eurasia“. Auf die weißrussische Unterstützung kann er anscheinend schon mal zählen: „Wir brauchen Europa nicht“, kommentierte auch Weißrussland den ESC 2014 kritisch.“

https://www.eurovision.de/news/Russische-Politiker-gegen-ESC-Siegerin-Conchita-Wurst,russland560.html

Ohnehin ist neben der Frage der politischen Instrumentalisierung auch die Frage, was man da alles unter Europa zählt, da auch Israel und Australien mitmischen. Vielleicht könnte man auch gleich noch die USA dazu nehmen, was aber den Anspruch ein starkes Europa zu sein wohl in den Schatten stellen würde und die europäischen Mitbewerber wohl auch Probleme hätten gegen die weltweit domineirenden Celebreties des US-Musikbusiness bestehen zu können. Gegen Aserbeidschan, das gerade einen blutigen Krieg erfolgreich gewonnen hat, hat auch keiner etwas. Die Kaukasusrepublik kann da unbedarft trällern, als wäre nie etwas gewesen. Immerhin besingen sie ihren Kriegssieg ja auch nicht auf dem ESC und dann geht das in Ordnung.

Der letzte Aufreger was die Wahl der israelischen Sängerin Netta und die Abhaltung des ESC in Israel. Islamisten, Palästinenser-, Araber und islamophile Muslimversteher, Antisemiten, aber auch Israelkritiker sahen darin eine propgandistische Unterstützung und Aufwertung Israels, ja ebenso eine politische Instrumentalisierun seiten Netanjahus und seines rechten Likuds.Speziell machte dies Schlagzeilen in Deutschland, als die Süddeutsche Zeitung ihren Karikaturisten Dieter Hanitizsch feuerte, da seine ESC- Karikatur von Teilen der deutschen Öffentlichkeit und der Politik nebst Beauftragten der Regierung für Antisemisismus und Charlotte Knobloch als eindeutig „antisemitisch“ aufgefasst wurde.

Umstritten. Dieter Hanitzsch steht weiter zu seiner der Karikatur, die am Dienstag auf der Meinungsseite der „Süddeutschen“ erschienen ist.

„Süddeutsche Zeitung“ trennt sich von Dieter Hanitzsch

Eine als antisemitisch kritisierte Netanjahu-Karikatur führt dazu, dass die „SZ“ die Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Zeichner beendet. Nicht alle teilen die Vorwürfe.

Nach der Antisemitismus-Kritik an einer Karikatur von Dieter Hanitzsch hat sich die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) von ihrem langjärhigen Zeichner  getrennt. „Grund hierfür sind unüberbrückbare Differenzen zwischen Herrn Hanitzsch und der Chefredaktion darüber, was antisemitische Klischees in einer Karikatur sind“, teilte die „SZ“-Chefredaktion am Donnerstag mit. „Dies hat sich nicht nur in der veröffentlichten Karikatur selbst, sondern auch in Gesprächen mit Herrn Hanitzsch gezeigt.“

Die „SZ“ werde ihre redaktionsinternen Abläufe bei der Veröffentlichung von Karikaturen überprüfen und gegebenenfalls verändern. Zuerst hat die „Neue Zürcher Zeitung“ darüber berichtet. Hanitzsch wollte sich am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht äußern. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte der 85-Jährige: „Ich bereue die Karikatur nicht.“ Es tue ihm aber leid, wenn sich jemand verletzt fühle.

Er werde versuchen, die Karikatur zu erklären und seinen Standpunkt darzustellen. „Ich fühle mich aber nicht schuldig“, sagte Hanitzsch dem RND. Vergleiche mit dem NS-Propagandablatt „Stürmer“ seien eine „üble Verleumdung“ und ein „unsäglicher, unglaublicher Vorwurf“. Er sei kein Antisemit.

Die „SZ“ hatte in der Dienstagausgabe eine Karikatur gedruckt, die Israels Premierminister Benjamin Netanjahuin Gestalt der israelischen Eurovision Song-Contest-Siegerin Netta  mit einer Sprechblase „Nächstes Jahr in Jerusale!“ und einer Rakete in der Hand zeigt. Auf der Rakete ist ein Davidstern abgebildet, im Schriftzug „Eurovision Song Contest“ ersetzt ein Davidstern das „v“. Der Davidstern steht als Symbol für das Volk Israel und das Judentum.

Die Darstellung war vielfach als antisemitisch kritisiert worden. „SZ“-Chefredakteur Wolfgang Krach hatte sich daraufhin am Dienstag in einer öffentlichen Stellungsnahme  für die Zeichnung entschuldigt.

Der Antisemitismusforscher Samuel Salzborn hat die Netanjahu-Karikatur kritisiert. „Besagte Karikatur ist israelfeindlich und antisemitisch, aus einer Reihe von Gründen“, sagte der Gastprofessor an der Technischen Universität Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die gesamte Bildinszenierung verballhorne den israelischen Ministerpräsidenten und zeige ihn physiognomisch derart überzeichnet, dass er als „extrem aggressiv und zugleich als effeminiert und damit als abwertend-verweiblicht“ erscheine. Dies sei „ein zentrales antisemitisches Motiv, indem Juden zugleich extreme Macht und Machtlosigkeit unterstellt wird“.

Indem die Karikatur Netanjahu mit einer Rakete in der Hand zeigt, transportiere sie mit Blick auf die aktuellen Gefechte an der Grenze zu Gaza falsche Annahmen, kritisierte Salzborn: „Völlig ausgeblendet bleibt dabei, dass Israel sich aktuell gegen terroristische Angriffe wehrt, also nicht der Aggressor ist.“ Bei der Formulierung „Nächstes Jahr in Jerusalem“ handelt es sich nach Worten des Politikwissenschaftlers um einen Ausspruch aus der Zeit der Diaspora, der hoffnungsfroh gemeint sei. Durch die Rakete werde er jedoch in Aggression umgedeutet.

Zugleich mache die Karikatur alle Juden zur Zielscheibe von Anfeindungen, hob Salzborn hervor. Indem die Abbildung den Davidstern an zwei Stellen zeigt, bilde sie Aggressionen ab, die sich gegen das Judentum in seiner Gesamtheit richten, betonte Salzborn. Der Politikwissenschaftler beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Antisemitismus und Rechtsextremismus.

Auch der neue bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU) findet die Karikatur „erschreckend“. Er sagte: „Bei aller künstlerischer Freiheit – die Karikatur ist absolut grenzwertig.“ Sie verwende negative Stereotype für Juden und bediene Vorurteile übelster Sorte.

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, präsentiert auf Facebook einen Brief an die Chefredaktion der „SZ“ und schreibt dazu:  „Kann sich die ,Süddeutsche Zeitung‘ als Leitmedium das leisten? Das habe ich auch ihre Chefredaktion gefragt.“

Knobloch begrüßt nun die Entscheidung der „SZ“: „Das war unausweichlich. Die Redaktion darf so einen Exzess nicht dulden. Diese Karikatur ist nicht zweideutig, sie ist eindeutig auf den ersten Blick antisemitisch. Sie bedient sich der klassischen judenfeindlichen Stereotypisierung und suggestiven Muster, die sich im nationalsozialistischen ‚Stürmer‘ und seit Jahrhunderten in antisemitischen Zeichnungen finden. Die Karikatur macht aus einem harmlosen fröhlichen Ereignis eine jüdische Kriegserklärung. Eine Rakete mit Davidstern lässt keinen Interpretationsspielraum.“

„Ob Entlassung oder nicht, es musste eine spürbare Folge kommen“, sagt auch Historiker Michael Wolffsohn dem Tagesspiegel. „Ohne Konsequenzen ist jedes Wort sinnlos. Jene Karikatur weckt eindeutig die Verbindung zum ,Stürmer‘, was Dieter Hanitzsch offenbar nicht einmal erkennt. Ein Zeichner, der nicht sieht und weiß.“

Der langjährige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung Wolfgang Benz hält die Kritik an der Karikatur in der „SZ“ hingegen für ungerechtfertigt. Die Zeichnung sei unfreundlich für Israels Ministerpräsidenten, aber nicht judenfeindlich, sagte Benz im Deutschlandfunk. „Ist das identisch mit Antisemitismus? Ist das identisch mit judenfeindlich? Ist das, wie die ,Bild‘-Zeitung vermutet, mit Nazi-Juden-Feindschaft? Ich glaube, da muss man doch sehr stark differenzieren.“ Das sehe er wirklich nicht: „den verstärken und wuchtigen und massiven angeblichen neuen Antisemitismus, der derzeit durch die Medien geistert.“

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/nach-netanjahu-karikatur-sueddeutsche-zeitung-trennt-sich-von-dieter-hanitzsch/22579666.html

Die deutschen Beiträge beim ESC waren jedoch politisch  garantiert harmlos und streckenweise auch mehr der Spaßgeneration der 90er Jahre zuzurechnen- von Guildo Horn „Piep, piep, piep- ich hab´euch lieb“ bis zu Lena, die allesamt auch von Stefan Raab gefördert wurden, der mit „Wadehadedudeda“ gleich selbst teilnahm. Kritisiert wurde da von deutschen Bedenkenträgern der fehklende Ernst an der Sache, nur Spaß an der Sache gehe nicht. Demnetsprechend wurden die Folgebeiträge auch weniger peppig und bunt und seitdem fielen deutsche Beiträge nicht mehr weiter auf, zudem sie reihenweise auf den vorletzten Plätzen landeten. Der disejährige Beitrag 2021 scheint auch politisch korrekt und nirgends anzuecken: Hendrik. In dem Promotionvideo des NDR kann man erfahren, dass dieser ein Familienmensch, ein kreatives Arbeitstier sei und eine handwerkliche musikalische Ausbildung habe, keine weiteren Vorkommnisse, Skandale und jugendaffin auf Tiktok unterwegs ist und für sein Bewerbungsvideo 18 Waschmaschinen als running gag eingebaut hat. Also garantiert harmlos und langweilig. Hip wie ein Hippster. Songtitel „I don´t feel Hate“-ja wer tut das schon gerne und widerspricht da und das liegt voll im Zeitgeist, auch mainstream political correct gegen hate speech und fake news. Genauso könnte man singen „I feel love“(aber das blieb Donna Summer vorbehalten) und es würde auch keiner widersprechen. Naja, so sieht der angeblich völkerverbindende Charakter von Musik und ESC in diesem Jahr aus.

Macho-Russland schickt dieses Jahr einen betont semifeministischen Beitrag ins Rennen, der fast ein wenig konträr zu Gesetzen in Russland, die häusliche Gewalt und Vergewaltigung in der Ehe legitimieren, steht. Zumal nicht nur Erdogan ein Verächter der Istanbuler Konvention zum Schutz von Frauen ist, sondern auch Putin, Orban und andere Ostautokraten. Aber Putin will sich diesmal als Frauenversteher geben, zumal im Umfeld des Weltfrauentags. Seine russische Anti-Conchita Wurst und Alternative zu Pussy Riot, ist jung, modern, rapfolkend und gerade dem islamischen Kopftuch entkommen, weswegen Russland wohl das Reich der Frauenrechte sein soll:

Manizha, die russische ESC-Kandidatin 2021.  Foto: Manizha

„“Russian Woman“: Russland schickt Folk und Rap zum ESC

Die 29-jährige Manizha konnte den russischen Vorentscheid gewinnen.

Der russische Sender Channel One hat seine Pläne für den ESC lange geheim gehalten. Erst eine Woche vor der Sendung wurde überhaupt bekannt, dass Russland zum ersten Mal seit 2012 einen Vorentscheid veranstaltet. Zwar bot „Nazionalnij otbor“ („Nationale Auswahl“) nur einen recht einfallslosen Sendungstitel, dafür aber drei sehr unterschiedliche Acts, aus denen die Zuschauer per Televote ihren Favoriten wählen konnten. Dass eine der populärsten Gruppen des Landes,Little Big, die Russland beim ESC 2020 vertreten sollten, gar nicht zur Wahl stand, wurde auch erst während der Show klar. Mit dem Song „Uno“ habe man schondas erfolgreichtse You-Tube-Video pberhaupt auf dem ESC-Channel geliefert – jetzt sei es an der Zeit für andere talentierte Künstler des Landes, ihre Chance auf den ESC zu nutzen, heißt es von der Band. Am Ende nutzte diese Chance die 29-jährige Manizha, die nun mit „Russian Woman“in Rotterdam an den Start geht.

Manizha mit einem Song über moderne Frauen

Manizha Dalerovna Sangin wurde am 8. Juli 1991 im heutigen Tadschikistan geboren. Nur zwei Jahre später floh ihre Familie vor dem Bürgerkrieg im Land nach Moskau. Mit zwölf Jahren begann Manizha das Singen und war anschließend Mitglied in einigen Bands – heute ist sie als Solokünstlerin unterwegs. Sie studierte Gospelmusik in London und New York City. Seit 2020 ist Manizha UN-Botschafterin des guten Willens für Flüchtlinge. Ihr ESC-Song „Russian Woman“ ist ein Rapsong mit ironischen Einschüben von sehr alter, typisch russischer Folklore-Musik. Sie singt über die Entwicklung der russischen Frau von einer einfachen Arbeiterin ohne Wahlrecht hin zu einer unabhängigen selbstbewussten Persönlichkeit. Das Thema Frauenrechte liegt ihr am Herzen – und ihrer Meinung nach auch in den Genen. Ihre Ur-Großmutter war eine der ersten Frauen in Tadschikistan, die ihren Schleier nicht mehr tragen und arbeiten wollte, woraufhin man ihr ihre Kinder zeitweise wegnahm. Sie ist heute noch ein Vorbild für Manizha.

Russisches Fernsehen im Zeichen des Weltfrauentages

Passenderweise, so sagt Manizha, habe sie den Song am Weltfrauentag 2020 geschrieben – und exakt ein Jahr später, am 8. März 2021, damit den russischen Vorentscheid gewonnen. Auch rund um den Vorentscheid ging es im russischen Fernsehen um den Feiertag. Die Hauptnachrichtensendung, die der Sender zwischen Vorentscheid und Verkündung einschob, begann mit einem Bericht, in dem Frauen Tulpen überreicht wurden. Danach wendete sich Präsident Vladimir Putin in einer mehrminütigen Ansprache zum Thema ans Volk. Direkt im Anschluss an den Vorentscheid sendete Channel One den Film „Pretty Woman“.“

https://www.eurovision.de/teilnehmer/Manizha-vertritt-Russland-beim-ESC-2021,russland1452.html

Als Lesetip noch ein älterer Beitrag „Militarismus in der russischen Musik“:

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