Putins Valdairede gegen den Postmodernismus, Rahrinterview und einige Kommentare

Putins Valdairede gegen den Postmodernismus, Rahrinterview und einige Kommentare

Danke Ralf,

so viele Aspekte, die in den deutschen Medien völlig fehlen. Aber Baebock wird damit zitiert, dass sie mehr Konfrontation mit Russland fordert und dass Nordstream2 nicht so schnell die Betriebsgenehmigung bekommen soll. Fabelhaft, beim Sturm am Wochenende hatten wir ja mal viel Alternativstrom. Mir schwant Fürchterliches falls diese Frau ins AA gehievt wird.

Wertes Global Review,

mit Interesse habe ich das Interview über das Valdaitreffen mit Dr.Rahr gelesen.Ein breites Spektrum an Themen,weswegen ich nur auf einige mir zentral erscheinende Punkte eingehen möchte.Zum einen Putins Mission als Schutzwall gegen einen westlichen Postmodernismus.Hier stellt sich aber die Frage,was er dann für einen westlichen Modernismus und eine verbindende Moderne hält.Putin formuliert zwar,dass der Schutz der Familie der Kern sei,womit sich etliche westliche Menschen auch anfreunden könnten,aber er lehnt ja auch Menschenrechte und Demokratie ab,die eben auch zum Wesensbestand der westlichen Moderne gehören.Interessant ist die Perspektive,dass sich die Mittel-und Osteuropäer mittelfristig auch wieder wegen ihrer doch mehr wertekonservativen und autoritären Mentalität wieder auf Russland zu bewegen könnten.Auch bleibt abzuwarten,ob Polen und Ungarn im Falle von EU-Sanktionen einen Polexit oder ähnliches wagen.

Zweiter wichtiger Punkt ist die Position Russlands,sich nicht in eine Totrüstungsspirale ala Reagan hineinzugeben und sich wirtschaftlich zu ruinieren.Das alte Spiel das wirtschaftlich schwache Russland wirtschaftlich so auszubluten,dass es wie Gorbatschow dann nachgibt,scheint daher unwahrscheinlich.Russland hat genug moderne Waffen, um den USA einen Zweitschlag zuzufügen und eventuell auch gegen Europa eine Offensive zu wagen, insofern die NATO nicht einig ist und es abschrecken kann. Und mit China haben die USA zudem einen Wirtschaftsgiganten,der eventuell auch die USA totrüsten könnte,dies aber nicht will.

Dritter wichtiger Punkt ist die angebliche Bereitschaft der 5 UN-Grossmächte eine neue Weltordnung und UNO-Reform zu beschliessen.Es kursieren zwar da verschiedene Vorschläge,aber man blockiert einander.Zudem liegt Lavrov falsch,wenn er von der UNO als Weltregierung spricht.Sie ist eher wie Kissinger sagt,ein wichtiges Diskussionsforum,aber eher ein Papiertiger.Nicht falsch ist,dass die alte Pax Americana Geschichte ist,aber wie die neue multipolare Weltordnung beschaffen sein soll, bleibt auch unklar,auch ob die diese auch nachhaltig stabil ist.Selbst der Wiener Kongress hatte keine sehr lange Halbwertszeit . Und ob die Uneinigkeit zwischen den USA,China und Russland nur an dem Treffpunkt liegt oder eben nicht genau in der Tatsache begründet liegt,dass keiner eine konkrete Vorstellung einer neuen Weltordnung hat,sei es nun Pariser Charta oder ein wie immer geartetes Neo-Jalta ,ist da auch die Frage.

Es gibt da noch viele andere Punkte,die man diskutieren wird,aber vorerst einmal diese mir zentral erscheinenden Fragen

Hi,Global Review,

euer Interview mit allen geopolitischen Aspekten war sehr interessant,aber negiert das wesentlicheThema des jetzigen Valdaiclubs-die Frage nach den Werten,dem Individuum und dem Staat,wozu auch Putin eine programmatische Rede hielt.Faktisch macht er eine Trennwand und Schutzmacht gegen westlichen Postmodernismus auf.Was ist dasvkonkkret? Recht einfach,um es einmal mit dem deutschen Philosophen David Precht zu formulieren:Teile der westlichen Gesellschaften sind so wohlhabend geworden,dass sie niedrigere Stände gar nicht mehr interessieren oder soziale Gerechtigkeit,sondern dass sie aufgrund der Bedürfnispyramide,die früher noch so etwas wie Brechts Erst kommt das Brot,dann die Moral kannte, nun soweit saturiert  und verbürgerlicht ist,ja sich nur noch nach oben orientiert, da nach dem Wegfall des Kommunismus eine internationalistische Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt des historischen Materialismus nicht mehr Vorbild ist, dass diese obere MIttelschicht neue Empathiegebiete wie Tierschutz,Genderismus und Transgenderperspektiven einnimmt,was dann wieder Sarah Wagenknecht als neue Lifestyleschickeria bezeichnet.Da in Russland und den ganzen osteuropäischen Staaten niemals eine 68er Revolution,vielleicht noch ein bisschen Aufklärung erfolgte,ist diese Spaltung ja kein Wunder,genauso wie in muslimischen Staaten,die weder eine 68er Bewegung samt sogenannter sexueller Revolution,noch eine Aufklärung hatten. Zudem vor allem in Osteuropa, Russland wie auch muslimischen Staaten die Bedürfnispyramide durchaus noch nach Brot lechzt, auf der sogenannt unteren Stufe angesiedelt ist und keineswegs so postmaterialistisch wie die ganzen Hippster westlicher Ökoschickerias und Bionadebourgeosien lebt, die auch im Westen keine working class oder prekäre Existenzen mehr interessieren. Von daher ist es durchaus logisch,wenn sich Osteuropa wieder Russland zuneigt,wenngleich die Polen wegen ihres Russenhasses nicht,aber eben der Rest.Aber Putins Kritik an dem westlichen Postmodernismus scheint auf den ersten Blick als eine Kritik an der westlichen 68er Bewegung.Könnte man so glauben,aber er würde nicht mal die konservative Adenauerdemokratie dulden,da auch diese zu westlich und postmodernistisch sei.

Sehr geehrte Global Review Redaktion,
ich habe gerade das Interview von Dr. Rahr zum 18.Valdaiclubtreffen gelesen,wie ich auch einige seiner Schriften kenne.Ich will jetzt nicht alle Details diskutieren,sondern meiner Ansicht nach auf einen grundlegenden Denkfehler Rahrs hinweisen,der genauso die Schriften Brzezinskis oder Samuel Huntingtons Clash of Civilizations durchzieht.Und der Grundfehler liegt darin,von vereinfachenden geopolitischen Grosseinheiten,die sich als historische Tendenz herauskristallisieren würden auszugehen,gerade so als würde man mal ein paar geopolitische Legosteine aneinanderfügen.Weder wird es einen Grosseurasienblock geben,noch eine einfache Dreiteilung zwischen USA-Europa,Eurasien und Islamismus oder eines eurasischen Blocks mit den muslimischen Staaten,sondern anstatt dieser Blöcke sich eine wesentlich komplexere Struktur herausentwickeln und viele Nationalstaaten sich nicht einfach einer supernationalen Struktur unterstellen.Es ist sogar möglich,dass Teile der Welt in immer kleinere Subeinheiten zerfällt anstatt sich Grosswirtschaftsräumen oder idealistisch gedachten Superstrukturen zu unterstellen.Es wird erst mal kein einfaches Neo-Yaltatreffen geben,das da stabile Zustände,,gar eine neue Weltordnung beschliessen wird,sondern ein grausamer Zerfall von Staaten und Kämpfe zwischen Groß-und Regionalmachten geben,die sich in keine geopolitisch stabile neue Weltordnung einfügen werden,sondern eher eine destruktive Dynamik entfalten werden,bis sich nach der Erschöpfung aller Seiten das Bedürfnis nach einer Art globalen Westfälischen Frieden herauskristallisiert .Nix neuer Wiener Kongress oder Neo-Yalta.

Sehr geehrte GR-Redaktion,
das Interview lässt bezüglich Russlands roten Linien nichts an Eindeutigkeit vermissen.Eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine als Kriegsgrund,aber dennoch wird diese neuerdings wieder von Secretary of „Defense“ Austin gefordert . Ein gefährliches Gezündel. Brzezinski meinte damals in seinem Chessboard, die Ukraine sei für Russland ein sensibles Land, aber es werde sich mit einer NATO-und EU-Mitgliedschaft schon abfinden. Nichts könnte fälscher sein. Peter Scholl-Latour war in seinem Buch und Film“Russland im Zangengriff zwischen NATO, China und Islam“da weitsichtiger und sagte den neuen Kalten Krieg vorraus. Zeit,das einmal zu begreifen und einen Richtungswechsel in der Ostpolitik vorzunehmen.Aber dazu bräuchte es vielleicht einen Maidan in Berlin.

Hallo Global Review,

wenn ich euren Blog lese,weiss ich nicht,auf welcher Seite ihr eigentlich steht,auch angesichts eures Grünenbashings und Werterelativismus.Da sind zwar Bekenntnisse zu westlichen Werten,aber euer Artikel „Menschenrechte sind verhandelbar“ist ja wohl wieder so ein Zentralangriff auf Lena,dass es diese eben grundsätzlich nicht sind.Ihr bewegt euch in einer-bestenfalls-Grauzone.Was mich bewegt euch dennoch zu lesen,sind die vielen internationalen und geoplitischen Artikel,die mir zeigen,dass ihr keine begrenzten deutschtümelnden Provinzler seid,die jedes Wochenende ihre Gartenzwerge und Diesel-SUVs waschen.Aber vor allem hat mich das gemeinsame Global Review Papier mit dem Vize des Club of Rome Deutschland inspiriert euch noch weiter zu lesen und da noch eventuell gute Absichten zu unterstellen.Die Energie-und Verkehrswende werden wir durchziehen.Dass ihr einem Gazprom Berater soviel Raum gebt,um Putin-Propaganda zu machen,ist dubios.Zumindestens wissen wir jetzt,woran wir bei der russischen Klimaschutzpolitik sind.Die Idee,die Wälder Sibiriens aufzufordern ist völlig richtig,aber ob man blaue Gaswasserstofftechnologie von Russland braucht und nicht genug grünen Wasserstoff in der EU,Island und anderen Ländern produzieren kann,ist noch völlig offen.Ihr jedoch nehmt die Gazprom-und Putin-Propaganda zu face value.Und die Plünderung und Zerstörung der Arktis stellt ihr auch nichts entgegen, ja fallt da der EU in den Rücken.

Zu diesen Vorwürfen noch eine Antwort von Global Review:

Hallo C. ,
wenn du mal Global Review nicht nur selektiv,sondern in seiner Gänze lesen würdest,würdest du feststellen,dass wir einem breitem Spektrum von transatlantischen bis mehr eurasischen und auch anderen Positionen recht ausgewogen Raum geben. Manchmal auch sogenannten Aussenseitern . Dass Dr. Rahr hierbei die russischen Positionen einmal ausführlich darstellt, sehen wir nicht als Putin-Propaganda, sondern einmal als detaillierte Darlegung der russischen Interessen an, für die sich unsere Medien zumeist gar nicht interessieren und sie allesamt als nicht befindenswert abtun.Ob man da gemeinsame Interessen findet oder nicht, das müsst ihr in der neuen Regierung herausfinden. Ebenso sollte euch klar sein,dass ihr für euer grünes Wasserstoffprojekt irrsinnige Mengen von erneuerbaren Energie braucht und fraglich ist,ob und wo ihr die herbekommen werdet,zumal die Sonnengürtel in der MENA-und Sahara/Sahelzone vorerst aufgrund politischer Instabilität ausscheiden.Bisher habt ihr noch keine seriöse Schätzung oder Kalkulation geliefert,auch Frau Dr.Kempfert,die deutsche Energiewende-Ikone musste da bei Anfragen seitens GR passen. Ihr plant und träumt da im wahrsten Sinne des Wortes ins Grüne hinein und seid dann empört,wenn man da auch Mal etwas Kritik äußert und auf eure Schwachstellen  hinweist. Geradezu Majestatsbeleidigung und Blasphemie.Natürlich hat Putin und Gazprom das Interesse,sein Gas loszubekommen und wird mehr an blauem Wasserstoff interessiert sein. Aber ihr seid sehr vorschnell,dies nur als böses Interesse zu moralisieren,da ihr euch auch Mal gezwungen sehen könntet, auf das Angebot zurückzugreifen, wenn sich die hohen Planziele der Grünen Wasserstoff-EU als überzogen herausstellen sollten. Dazu solltet ihr nicht Pawlowmässig ein Interview mit der russischen Sicht der Dinge ignorieren, sondern dies als wertvolle Informationsquelle nutzen und auch Mal konstruktiver mögliche selektive Kooperationen andenken. Euer Wahldebakel rührt unter anderem auch daher, dass ihr andere Meinungen ignoriert, dämonisiert, gar nicht oder nicht mal in Ruhe zuhört und abwägt, sondern moralisierend und selbstgerecht alles sofort und reflexartig  in eurer selbstreferentiellen Blase ohne nähere Prüfung ablehnt.

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