Paralympics,Aktion Mensch und die damit einhergehende neue Diskriminierung von Behinderten im Rahmen der Selbstoptimierung

Paralympics,Aktion Mensch und die damit einhergehende neue Diskriminierung von Behinderten im Rahmen der Selbstoptimierung

Ich erinnere mich noch daran, als die Behindertenspendenaktion Aktion Sorgenkind hieß. Zugegeben etwas paternalistisch, dass sich Behinderte nicht selbst äußern könnten und organisieren und betreut werden müssten und man eben für sie spendet. Aber zur damaligen Ziet war dies ein Fortschritt gegenüber der noch weit verbreiteten Behindertenfeindlichkeiteinstelung in der deutschen Gesellschaft, die vor allem noch auf den Sozialdarwinsimus, die Eugenik und der Vorstellung von „lebensunwerten Lebens“ zurückging. Die damalige Vorstellung war: Wir schützen die Behinderten , weil sie sich nicht selbst schützen können. Damals gab es dazu im ZDF die Serie „Unser Walter“, die auf die Diskriminierung von Behinderten, in diesem Falle eines mongoliden Kindes aufmerksam machte , was man heute als Mensch mit Down-Syndrom bezeichnet. Aber soweit war man noch nicht und wir mussten damals unseren Walter schützen. Danach gab es das „Krüppeltribunal“, das weniger einflussreich war. Was sich inzwischen abspielte, da haben wir nicht den Einblick. Zumindestens heißt Aktion Sorgenkind heute Aktion Mensch, gibt es selbst diese scheinbar nicht mehr wahrnehmbar wie damals in den Medien , aber  gibt es dafür Paralympics. Insofern ein Fortschritt, dass das paternalistische Verhältnis und die Diskriminierung von Behinderten auf den ersten Blick aufgehoben scheint, sie als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft erscheinen und sich selbst artikulieren. Aber es gibt keine Sendung mehr, die über die normalen Probleme von Behinderten aufklärt jenseits des Behindertensports und der Paralympics, sondern nur noch die Paralympics, zumal auch mit leistungsstarken- und extremsportorientierten Sponsoren.

Der Nachteil für Behinderte: Dadurch, dass einige wenige Behinderte sportliche Höchstleistungen erbringen können, wird so getan, als könnte dies der Grossteil, als wollten diese dies genauso oder könnten dies genauso. Dieser durch den kommerziellen Leistungssport erzeugte gesellschaftliche Druck verdammt alle sonstigen  Behinderte genauso sein zu müssen, seine Leistungsminderung, die nun mal normalerweise mit einer Behinderung einhergeht zu ignorieren, Behinderung zu romantisieren und damit alle die Behinderten, die das nicht wollen oder können wiederum einer neuen sozialdarwinistischen Leistungsdiskriminierung auszusetzen und als nicht vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu stigmatisieren.  Du musst nur wollen und dann gibt eigentlich es keine Behinderung. Diese Sorte sozaldarwinistischer Voluntarismus, der mittels der Paralympics auch noch Sponsoren von Red Bull bis Nike und eine daraus resultierende hochdotierte Behindertensportler mittels der Paralympics schafft, ist so der doppelte Druck auf die Behinderten. Und auch auf die Normalgesellschaft. Denn wenn jemand einen Himalaya mit einem Bein oder blind besteigen kann, warum dann du nicht? Nun ich halte es mit normalen Spaziergängen in meinem Biorhythmus , meditiere da mal am Seeufer ganz entspannt, habe diese ganzen Hochleistungssport am Wochenende von selbsternannten Leistungssportnachahmern auf Rad oder zu Berg mit Gesundheitsarmbändern  satt, zumal man keine Behinderten sieht, die es den ihren vorpropagierten Paralympicern nachmachen wollten. Zudem unsere Leistungssportler am Wocheende immer einen Frust abradeln und verdrängen wollen, der ihnen in urbanen Zentren kommt und mit sogenannten „Gesundheit“armbändern ausgerüstet sind, die ihnen mitteilen,wie hoch ihr Bluthochdruck und ihre Herzfrequenz ist, um da einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall vorzubeugen. Man jagt alles in die Höhe, um sich bei den Extremen sicher fühlen zu wissen mittles App. Genial auch. Aber so gesund leben diese Leute mit „Gesundheitsarmbändern“. Aber zurück zur Behindertenproblematik:

Ein grüner Freund, der ebenso drauf ist meinte dazu: „Menschen mit Behinderung werden gleichgestellt. Sie können auch Leistung erbringen und entwickeln Selbstbewusstsein.“ Gerade darin liegt die Crux: Diese Leistungsideologie, die immer die Extreme fordert und damit nicht gleichstellt, sondern eine Elite hervorbringt von Leistungsfähigen, dies zum Standard ihrer Gleichstellung macht und damit alle nicht so Leistungsfähigen und Behinderten wieder diskriminiert, zur Unterschicht und ausgrenzbar macht. Diese Gleichstellungsideologie führt genau zur Diskriminierung der nicht so gleichfähigen breiten Massen. Da ist rechtes Elitedenken schon wieder logischer, obgleich dies ja in Sachen Paralympics und leistungsstarken Behinderte auch wieder gegeben ist.Diese Leistungsideal für Behinderte ist so wie die neoliberale Idelogie vom Tellerwäscher zum Milliardär- und jeder kann es, wenn er will und wer es nicht kann, ist selbst schuld und will es nicht. Zwar gehört der Trieb sich mit anderen zu messen und zu bewegen zur conditio humana, dennoch ist der Leistungsdruck im Rahmen der Selbstoptimierung in allen Bereichen, der zu dem vielzitierten burn out führt und von dem der Extremsport nur eine Factette ist abzulehnen. Lasst die Menschen Menschen sein und auch die Behinderte Behinderte und nicht Superhelden und Nietzesianische Übermenschen.

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