Was Germany´s Next Top Model- und Schariasexismus gemeinsam haben

Was Germany´s Next Top Model- und Schariasexismus gemeinsam haben

Von Zana Ramadani.

Die Aktion bei Heidi Klums TV-Casting-Show »Germany’s Next Topmodel« im Mai 2013 fanden natürlich alle Feministinnen gut. Auf unsere Oberkörper hatten wir geschrieben: »Heidi Horror Picture Show« und »Sadistic Show«. Für die Mädchen, fast noch Kinder, ist die Teilnahme an dieser Sendung auch der Horror – und Hoffnung zugleich. Wenn Heidi Klum ihnen sagt: »Für dich habe ich heute kein Bild«, dann brechen sie in Tränen aus. Sie haben sich so bemüht, perfekt zu sein. Und nun glauben sie, ihr ganzes Leben sei ruiniert und sie nichts wert. Diese Show zeigt nicht nur jenen auf der Casting-Bühne, sondern auch den unzähligen Mädchen vor den Bildschirmen, was eine Frau im Westen heute auszeichnet. Die Botschaft lautet: Du kommst als Frau weiter, wenn du dich als Weibchen zeigst. Je mehr du mit den Augen klimperst, desto größer ist dein Erfolg. Meinung ist nicht gefragt, du hast deinen Mund zu halten bei dieser Show. Und je schlanker, je größer, je perfekter du bist, desto größer ist dein Wert. Das alles läuft unter der Überschrift: Füge dich!

Den Sexismus von »GNTM« haben alle Feministinnen verstanden. Dass sich das dort vermittelte Frauenbild im Grundsatz nicht vom islami(sti)schen unterscheidet, überschreitet dagegen den Horizont der meisten Gender- und Kopftuchfeministinnen. Sie empören sich zu Recht, wenn Frauen hochsexualisiert, devot und verführerisch/verführend dargestellt werden. Aber wo bleibt der Aufschrei darüber, dass Frauen in der islamischen Community mit genau denselben Attributen, ja sogar als dämonisch vorgeführt werden? Denn als dämonisch gelten Frauen im Islam, sie sind die Verführerinnen des Mannes, weshalb sie sich verhüllen müssen, um die Männer nicht zu reizen. In der islamischen Welt ist der Körperkult nicht weniger extrem als in der westlichen. Eine Jungfrau muss auf sich achten und gut aussehen, das hebt ihren Wert. »Die besten Frauen sind diejenigen, die die hübschesten Gesichter haben und das wenigste Brautgeld kosten«, steht in Al-Ghazalis Buch der Ehe.

Jungfrauenwahn und Pornowahn

In der islamischen Welt gibt es den Jungfrauenwahn, in der westlichen Welt gibt es den Pornowahn. Es sind die beiden Seiten derselben Medaille. Die Frau wird in beiden Kulturen als Sexualobjekt gesehen. Im Westen haben wir die Pornofizierung der ganzen Gesellschaft, die Hyper-Sexualisierung in allen Bereichen, deren Muster mit natürlicher Sexualität nichts zu tun haben. Aber auch in der islamischen Welt dreht sich alles um Sex. Hier jedoch zeigt sich die Hypersexualisierung darin, dass Jungs und Mädchen, Männer und Frauen ihre Sexualität unterdrücken müssen. Und wo sie dann ausgelebt wird, kann das nicht mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit erfolgen. Es steht immer ein Schuldgefühl dazwischen, in besonderem Maß bei den Frauen, deren Triebe einerseits nicht existent und andererseits Sünde sind. Und den Männern steht nicht jederzeit eine Ungläubige zur Verfügung. So steht die ganze muslimische Gesellschaft unter Dauerdruck.

An solchen übergeordneten Gedanken waren die jungen Frauen, die zu Femen kamen, nicht interessiert; sie suchten das Abenteuer. Elitäre Mittel- und Oberschichtmädchen, die Initiativen für Aktionen, die sich auf den Islam und dessen »Füge dich!« bezogen, mit dem bekannten »Argument« abbügelten: »Das ist Rassismus.« Die christliche Kirche zu attackieren galt dagegen als gut. Und so stand Josephine an Weihnachten 2013 auf dem Altar des Kölner Doms, angezogen nur mit einem Lendenschurz. Auf Bauch und Busen stand »I am god«. Ich bin Gott.

Ich verstand die Botschaft. Aber ich wusste, dass nicht jeder Mensch Nietzsches Worte kennt: »Gott ist tot!« Gleichwohl wollte Josephine Kardinal Meißner offenbar zeigen: Christentum ist Mist, Kirche frauenverachtend, was Feministisches eben. Aber wieso dann: »I am god«? Weil sie sich mit Nietzsche gerade ihren eigenen Gott erfand, sich selbst? Eine vernünftige Pressemitteilung hatte sie nicht dabei, mit der sie sich hätte erklären können. Und so blieb nur das Bild von einer schreienden, nackten Frau, die an einem hohen Festtag den Kirchgang der Gläubigen störte. Die jungen Aktivistinnen hielten das dennoch für eine gelungene Aktion. Sie dachten alle gleich: Aktionen gegen das Christentum waren immer legitim. Der Kampf gegen den politischen Islam und dessen Nebenwirkungen fand keine richtige Fürsprache mehr.

Auszug aus dem Bestseller Die verschleierte Gefahr. Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen von Zana Ramadani. Ein weiterer Auszug ist morgen hier zu lesen. Den Auszug von gestern finden Sie hier.

Zana Ramadani, geb. 1984 in Skopje (Mazedonien), war Mitbegründerin von FEMEN Deutschland und ist heute Mitglied der CDU. Die Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte studierte Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie. Sie setzt sich für Menschen- und besonders Frauenrechte ein, dreht Reportagen und Dokumentarfilme, hält Vorträge und Workshops und ist Landesvorsitzende Berlin des „Deutschen Staatsbürgerinnen-Verbandes e.V.“ (ältester Frauenrechtsverband in Deutschland) und aktives Mitglied bei Terre des Femmes.

http://www.achgut.com/artikel/zana_ramadani_2_weisse_maedchen_kapern_femen

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